Essen-Rüttenscheid. . Regelmäßig alle paar Wochen lockt die Mutter aller Kneipen mit Live-Musik. Teil sechs unserer Serie „Hier spielt die Musik“.

Es ist voll in der Mutter aller Kneipen. Samstagabend, 21.30 Uhr und alle Tische in der Ampütte sind besetzt. Wer keinen Sitzplatz hat, steht eben: in Doppelreihen an der halbrunden Theke oder einfach mitten im Raum. Ununterbrochen läuft das Bier aus dem Zapfhahn, den Ingrid Ampütte souverän bedient. Mit dem voll beladenen Tablett schlängelt sich anschließend der Kellner durch die dichte Menge und schafft es, nicht einen Tropfen zu verschütten.

„So ist das jeden Samstag, auch wenn wir keine Live-Musik haben“, sagt Ingrid Ampütte während sie, fast ohne Hinzuschauen, sechs Samtkragen fertig macht. Wie gehabt – und dafür ist die Ampütte seit Jahrzehnten berühmt und berüchtigt – mischen sich in der Rüttenscheider Kultkneipe Jung und Alt, Reich und Arm. Da steht die ondulierte Mittsiebzigerin neben dem bärtigen Hipster, der emeritierte Professor neben dem abgehalfterten Lebenskünstler, der Student neben dem Geschäftsmann im feinen Zwirn.

Weltmusiker aus dem Kohlenpott

Heute kommen noch die Fans der drei Herren von „Der Vorstand“ hinzu: Die selbsternannten Weltmusiker aus dem Kohlenpott machen ihre Instrumente startklar, bevor sie mit ihrer kabarettistischen Live-Show loslegen. In der gleichen Geschwindigkeit, mit der sie von Pop zur Polka, vom Schlager zu afrikanischen Rhythmen wechseln, tauschen sie ihr Kopfbedeckungen. Sombreros, Kappen, Hüte, Pelzmützen – der Vorrat scheint schier unerschöpflich. Schon nach dem zweiten Lied stehen die ersten Gäste auf den Sitzbänken, singen und schunkeln mit.

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„Für uns ist das hier immer ein Heimspiel“, sagt Doc Ophelders, „ich glaube, solange wie es uns gibt, tagen wir in der Ampütte.“ Gemeinsam mit Helmut Düngen (Schweineorgel und Kappenwart), Pidder Mertner (Leadsänger und Dichter) spielt Doc Ophelders (Trompete und Geige) seit 20 Jahren auf den Brettern, die die Welt bedeuten. „Aber die schönste Bühne steht natürlich hier“, sagt Helmut Düngen augenzwinkernd.

Eigene Fan-Ecke für Günni

Live-Musik gab es nicht immer in der Volkskneipe, „früher nur zu Karneval oder wenn Günni kam“, sagt Ingrid Ampütte, die gemeinsam mit ihrem Mann Karl-Heinz 32 Jahre lang die Kneipe führte. Für Günni, das verstorbene Essener Original, gibt es sogar extra eine Gedenkecke – mit Foto, Zylinder und seiner Quetschkommode.

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Erst als sich Sohn Patrick 1996 entschloss, die Familientradition in vierter Generation weiterzuführen, etablierte er die Ampütte als Konzertort. Ob Blues oder Funk, Soul oder Rock – wichtig ist für den Musiker und Gastwirt nur eines: Die Bands sollten aus Essen oder Umgebung kommen. Denn die ziehen das beste Publikum an.

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