Essen-Südviertel. Regelmäßige Konzerte gehören zum kulturellen Konzept, das Betreiberin Carola Bühn mit Erfolg umsetzt. Teil fünf unserer Serie „Hier spielt die Musik“.

Als Carola Bühn vor knapp anderthalb Jahren den Sprung in die gastronomische Selbstständigkeit wagte und ihr Café Livres eröffnete, war für sie von vornherein klar, dass man bei ihr nicht nur Latte Macchiato, Quiche und Kuchen, sondern auch regelmäßig etwas auf die Ohren bekommt.

Heute Abend sind dafür drei Jazzmusiker aus Dänemark zuständig: Hermans, Bülow und Christensen zelebrieren gerade ein cooles Charlie Parker-Stück, dessen sanfte Klänge den hellen Raum fluten. Die Tische rundum sind gut besetzt, man trinkt Kaffee, Bier oder Wein, plauscht oder lauscht den Jazzstandards, die das Trio gefühlvoll und mit einem guten Gespür fürs Timing abliefert.

Kultur ohne Hemmschwellen

Es sind die leisen Töne, die Carola Bühn bevorzugt. Die passen ja auch wunderbar in ihr Café, das mit seiner großen Bücherwand, den schlichten Möbeln und dem großen Lüster wie ein gemütliches Wohnzimmer wirkt. Dazu dieser unverstellte Blick durch die Riesenschaufenster auf die viel befahrene Moltkestraße. „Man hat tatsächlich das Gefühl, mitten im Südviertel zu sitzen“, sagt Gast Moritz Götzen. Der Musiker ist bereits im Café aufgetreten, heute sitzt er am Tresen und hört zu. „Ich mag das Ambiente hier, finde es klasse, wenn die Straßenbahn quietschend durch die Kurve fährt und Passanten neugierig ‘reingucken.“

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Für Carola Bühn, die selbst seit vielen Jahren im Kulturmanagement arbeitet, ist es wichtig, dass die Kultur nicht hinter verschlossenen Türen oder in dunklen Hinterräumen, sondern für alle sichtbar und ohne Hemmschwellen stattfindet. „Das führt dazu, das wir ein ausgesprochen heterogenes Publikum haben.“ Dass vor allen Jazzmusiker bei ihr auftreten, habe einen einfachen Grund: „Die Folkwanghochschule hat einen großen Jazz-Studiengang und viele Studenten leben im Südviertel“, erzählt die 36-Jährige.

Literatur als zweites Standbein

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass das Café Livres eine gute Bühne bietet. Und so flattern täglich Anfragen ein; nicht nur aus Essen, dem Ruhrgebiet oder Deutschland sondern aus aller Welt.. „Wir hatten sogar schon Musiker aus Australien und den USA bei uns.“ Große Werbung muss die Chefin nicht betreiben, meist reicht eine Ankündigung über die sozialen Netzwerke.

Um die Hürde für die Gäste so gering wie möglich zu halten, ist der Eintritt zu den Wohnzimmerkonzerten grundsätzlich immer frei. Wie auch zu den anderen Veranstaltungen, die in regelmäßigen Abständen die Tische füllen. Denn neben den wöchentlichen Konzerten ist – und das beinhaltet ja schon der Name – die Literatur das zweite Standbein. Regelmäßig lesen Literaten und Poeten aus ihren Werken vor. Auch hier macht das Café Livres vor, wie Kultur für alle geht: So bietet die mittlerweile erfolgreiche Reihe „Das Debüt“ jungen Autoren die Möglichkeit, ihre Erstlingswerke vorzustellen.

Weitere Folgen unserer Serie „Hier spielt die Musik“ in Rüttenscheid und Südviertel: