Essen-Rüttenscheid. . Drei Mal in der Woche öffnet der Sailors Pub an der Alfredstraße seine Bühne für Musiker aller Genres. Teil drei unserer Serie „Hier spielt die Musik“.

Ein großer Teller mit Weihnachtsgebäck in Ankerform erwartet die Gäste im festlich beleuchteten Biergarten, nebenan rauscht die belebte Alfredstraße vorbei. Inmitten dieses urbanen Großstadtdschungels wirkt der Sailors Pub beinahe wie eine kleine Insel. Die beiden Gastgeber, Martina Lotz und Stefan Klose, begrüßen viele Besucher mit einer herzlichen Umarmung. Saxofontöne und die sanfte Stimme von Sängerin Betty Moog dringen gedämpft nach draußen. „Das hier“, sagt Stammgast und -musiker Dieter Peick – lässig am Stehbiertisch stehend – „ist mein zweites Wohnzimmer“.

Drei Mal pro Woche bietet die gemütliche Hafenkneipe mittlerweile Musikern aller Genres eine Bühne, ist im kleinen Schankraum zwischen massivem Holztresen und gemütlichen Sitzecken kaum ein Durchkommen. Dabei waren die Konzerte anfangs eher ein Zufallsprodukt. „Wir haben immer mal wieder Anfragen von Musikern bekommen, nachdem wir hier im Oktober 2008 eröffnet haben“, erinnert sich Martina Lotz. Wenig später beschließt sie mit ihrem Partner, montags regelmäßig eine Session anzubieten. „Auch, um den meist eher ruhigen Montag zu beleben“, sagt Martina Lotz.

Das Konzept geht auf: Viele Musiker aus Essen und dem Ruhrgebiet nutzen die kleine Bühne, die sich im Laufe der folgenden Monate und Jahre auch zur Kontaktbörse etablieren soll. So wurde dort etwa der Grundstein für die Band „Haldenrock“ gelegt und auch Singer-Songwriter Heiko Fänger traf dort auf seine musikalischen Begleiter. Bei dem Duo „Keen Sense“, das am vergangenen Samstag spielte, ist es noch mehr als das: So lernte Gitarrist Michael Moog mit Betty Moog nicht nur musikalisch die Partnerin fürs Leben kennen; mittlerweile sind die beiden verheiratet.

Eigenes Musikfestival organisiert

Herzliche Gastgeber im Sailors Pub: Martina Lotz und Stefan Klose.
Herzliche Gastgeber im Sailors Pub: Martina Lotz und Stefan Klose. © FUNKE Foto Services

Wegen der großen Nachfrage folgen schließlich noch die Donnerstage für rein akustische Sessions; samstags wird jeweils eine Band zum Konzert eingeladen. Vom Fußball, den der Sailors Pub anfangs noch zeigte, verabschieden sich Lotz und Klose irgendwann ganz. „Alles geht nicht und wir wollten unseren Fokus ganz auf die Musik legen“, sagt Stefan Klose. Eine Entscheidung, die beide nicht bereut haben; mittlerweile mit ihrem Sailors Summer Sound sogar einmal jährlich ein Open-Air-Musikfestival auf die Beine stellen.

Auch bekanntere Musiker wie Vic Faulkner, Frontmann der 1970er-Jahre-Band „Hello“, und Sänger Max Buskohl gehören regelmäßig zu den Gästen. Dabei verlässt sich das eingespielte Team auf die Empfehlungen seiner Stamm-Musiker. Denen ist es wichtig, mehr als professionelle Cover-Musik zu bieten, auch jungen Bands und Musikern mit eigenen Songs eine Chance zu geben. Dazu gehört etwa Erik Lengowski, „ein Jimi Hendrix des Ruhrgebiets“, wie Dieter Peick schwärmt.

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„Be nice or go away“, übersetzt so viel wie „Sei nett oder geh’!“ heißt es auf einem Metallschild im Schankraum des Sailors Pub. „Deswegen“, sagt Betty Moog, „kommen wir auch alle so gern hierher: Die Zuhörer sind sehr dankbar, freundlich und wild gemischt: Da sitzen schon mal ein Gynäkologe und ein Tätowierer zusammen am Tresen. Man gewinnt einfach schnell neue Freunde.“

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