Essen/Rüttenscheid. . Seit Mitte der 1990er-Jahre steht der Emo-Keller für Gitarrenmusik härterer Gangart. Teil eins unserer Serie „Hier spielt die Musik“.

Plakate längst vergangener Friedenskundgebungen und ausgeblichene Protestaufrufe zieren den schmalen Durchgang zum Emo-Keller. Am Ende der Linoleum-Stufen angekommen, ist an den Wänden kaum noch ein freies Fleckchen auszumachen: Unzählige Besucher haben sich darauf mit Kritzeleien verewigt, die ihnen eben in den Kopf gekommen sind: Sinnloses, Sinnhaftes, nach dem Sinn Suchendes.

Es riecht nach Eintopf, einige Musiker lassen sich vegane Linsensuppe aus Plastiktellern schmecken, dazu gibt es das Szenegetränk Club Mate. Die Decken sind niedrig, der Konzertsaal ist winzig. Vielleicht ist es eben dieses Unperfekte, das Runtergerockte und mit Herz Handgemachte, das aus den Mittwochskonzerten im Emo-Keller mittlerweile eine Institution gemacht hat.

Konzerte wurden zum Selbstläufer

Mitte der 1990er-Jahre startet der gerade frisch als Leiter des „Ernst-Moritz-Arndt-Jugendhauses“ – kurz Emo – eingestellte Sozialarbeiter Jürgen Humburg in loser Folge die Konzertreihe. In der folgenden Zeit finden sich immer wieder junge Menschen, die die Organisation ehrenamtlich übernehmen. Humburg: „Die Konzerte wurden irgendwann zum Selbstläufer, ich habe den Jugendlichen dann später freie Hand gelassen.“

Bereits seit 2007 sind Markus Uhle und sein Team für die Mittwochskonzerte verantwortlich, planen die Abende vom Getränkeeinkauf über die Band-Auswahl bis hin zum Soundcheck. Der 27-jährige Student aus Holsterhausen ist angehender Kulturwirt, kam aber vor allem über seine Musikaffinität in den Emo-Keller. „Ich habe lange Zeit selbst in einer Band gespielt, gerade im Ruhrgebiet ist die Szene eng miteinander vernetzt“, sagt Uhle. Er schätzt das „Wohnzimmerfeeling“ und liebt die Freiheit, auch einmal Unkonventionelles auszuprobieren; nicht mit dem Mainstream mitschwimmen zu müssen.

Hauptsache mit ganz viel Gitarre

Markus Uhle und sein Team in „ihrem Keller“: Die Gruppe übernimmt alle Aufgaben vom hausgemachten Catering über Booking bis zum Soundcheck selbst.
Markus Uhle und sein Team in „ihrem Keller“: Die Gruppe übernimmt alle Aufgaben vom hausgemachten Catering über Booking bis zum Soundcheck selbst. © FUNKE Foto Services

Denn auf wirtschaftlichen Erfolg sind die Konzerte nicht ausgelegt: Der Eintritt in Höhe von vier bis fünf Euro reicht gerade aus, um die Kosten zu decken. Roter Faden ist die Gitarrenlastigkeit, das Genre aber variiert. Von Ohropax-pflichtigem Screamo und Hardcore bis hin zu Punk- und Ambientklängen reicht das Spektrum, das Uhle und sein Team dem Publikum regelmäßig mittwochs bieten.

Die letzten Gäste 2015 sind die Dortmunder Rock- und Metal-Bands „Black Vulpine“ und „Red Apollo“. Beide stehen nicht zum ersten Mal auf der Kellerbühne an der Julienstraße. „Die Atmosphäre hier ist super und sehr intim. Wir kommen sehr gern hierher“, sagt Gitarristin Daria. Dabei steht die gemütliche Konzert-Location nicht nur bei Bands aus dem Ruhrgebiet hoch im Kurs: So machte die amerikanische Singer-Songwriterin Amanda Rogers während ihrer Europatour ebenso dort Halt wie die US-Hardcore-Punkband „At Halfmast“ und „Black Heart Rebellion“ aus Belgien.

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„Der Mittwoch ist konzerttechnisch ja oft ein toter Tag. Davon profitieren wir hier“, sagt Markus Uhle, der weiß, dass er das zeitintensive Ehrenamt nach seiner Studentenzeit kaum noch wird ausüben können. Eines aber ist (hoffentlich!) sicher: So lange es noch Menschen gibt, die einen unangepassten Musikgeschmack pflegen, wird der Emo-Keller nicht aussterben.

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