Essen-Rüttenscheid. . Wegen der ungeprüften Statik wurde der Laternenschmuck an der Rü entfernt. Auch die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald soll ein Gutachten vorlegen.
Vor allem in Holland, vermehrt auch in Deutschland, lassen immer mehr Kommunen auf ihren Straßen im Sommer Blumen sprechen – beispielsweise in Pflanzkübeln und an Straßenlaternen, die mit kleineren Kränzen verschönert werden.
Auch die Interessengemeinschaft Rüttenscheid dekoriert markante Stellen auf der Rü seit zwei Jahren mit Geraniensäulen. Die damit beauftragte Firma aus Holland meinte es in diesem Jahr gut und brachte im Mai probeweise an drei Laternen rund um die Siechenhauskapelle die bunten Kränze an. Dafür gab es viel Lob von Bürgern, die sich über die Farbtupfer auf der Einkaufsmeile freuten. Am 25. August bemerkte auch die Stadt die Blumenkränze und ordnete umgehend die Beseitigung der Blumen an – da keine Genehmigung dafür vorliege.
Stadt befürchtet „Verschattung“
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Die Befürchtungen: Zum einen werde der Gehweg „verschattet“, also nicht mehr richtig ausgeleuchtet. Zum anderen müssten die Statik und Traglast der Laternen geprüft werden, bevor etwas daran angebracht werden kann. Es gebe DIN-Normen, die entsprechende Vorschriften mit sich brächten, die Stadt sei schließlich in der Verkehrssicherungspflicht.
Glaubte man bei der Interessengemeinschaft zunächst wohl an einen verspäteten Aprilscherz, so sind die drei Blumenkränze mittlerweile entsorgt. „Auf der einen Seite sind wir einsichtig, dass so etwas vorher geprüft werden muss und nicht jeder nach eigenem Ermessen Straßenlampen dekorieren darf. Andererseits sollte es doch gerade im Interesse der finanzschwachen Stadt sein, wenn Bürger auf eigene Kosten ihre Straßen verschönern“, sagt IGR-Vorsitzender Rolf Krane, der nun ein Gutachten beauftragt hat, um besagte „Verschattung“ und die Traglast zu prüfen. Im nächsten Sommer sollen dann – sofern es genehmigt wird – noch mehr Laternen geschmückt werden.
Verschönerung ist mit Antrag und Genehmigung möglich
Dass man Bürgerengagement verhindere, will die Stadt so natürlich nicht stehen lassen: „Generell ist die Verschönerung des Straßenbildes durch eine solche Aktion möglich, allerdings müssen eben vorab einige Dinge in Bezug auf die Verkehrssicherheit abgeklärt werden“ sagt Stadtsprecher Stefan Schulze. Interessen- und Einzelhandelsgemeinschaften, die ähnliche Pläne hegen, sollten sich mit einem entsprechenden Antrag an ihre Bezirksvertretung wenden, damit die Verwaltung die Standorte prüfen kann, empfiehlt er.
Auch die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald plant aktuell, zum Jubiläum des Annenfestes im nächsten Jahr die 25 historischen Leuchten, die den alten Ortskern markieren, mit Blumen zu schmücken. Die Stadt verlangt auch dort ein Statik-Gutachten, das nun in Auftrag gegeben wurde. Ganz glücklich ist auch Bürgerschaftsvorsitzender Johannes Stoll darüber nicht: „In anderen Städten wie Haltern oder Venlo kommen die Kommunen dafür auf – hier kümmern sich Geschäftsleute und Bürger auf eigene Faust und dennoch werden ihnen Steine in den Weg gelegt.“