Essen. Allein die Awo erweiterte ihr Angebot in Rüttenscheid um ein Drittel. Auch das Bürgerzentrum Villa Rü und das Krupp-Krankenhaus bestätigen den Trend.

Der Trend, dass wieder mehr Kinder zur Welt gebracht werden, lässt sich auch in Rüttenscheid beobachten: Im vergangenen Jahr wurden 293 Geburten von Müttern verzeichnet, die in Rüttenscheid gemeldet sind. Das sind 28 Neugeborene mehr als im Vorjahr. Legt man nur die Zahlen zu Grunde, so kann man im Stadtteil sicherlich nicht von einem „Baby-Boom“ sprechen.

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Dennoch steigt die Nachfrage rasant, wenn es um Kurse und Angebote für frisch gebackene Familien geht. Allein die Awo erweiterte ihr Angebot in Rüttenscheid im Laufe der vergangenen zwei Jahre um ein Drittel. Das von der Landesregierung geförderte Programm „Elternstart NRW“ wird in Rüttenscheid nach Angaben der zuständigen Awo-Pädagogin Eva Simon sehr gut angenommen. „Während wir in anderen Stadtteilen mitunter kämpfen müssen, die Kurse zu füllen, ist es hier gar kein Problem, gleich mehrere Gruppen auf die Beine zu stellen.“ Im Café Spielwerk in der Annastraße kommen die angemeldeten Eltern an zunächst fünf Terminen mit einer Referentin zusammen. „Anschließend entwickelt sich meistens eine Krabbelgruppe. Unser Anliegen ist vor allem der Austausch der Eltern untereinander“, erklärt Simon.

Ein Jahr intensiv nutzen

Sie habe die Erfahrung gemacht, dass viele Teilnehmer „so viel für ihr Kind tun wollen, wie möglich – mitunter auch zu viel“. Ein Großteil der Mütter sei hoch qualifiziert und bleibe bis zur Rückkehr in den Job oft nur ein Jahr zu Hause. Zeit, die so intensiv wie möglich genutzt werden solle.

Von einem Ansturm auf Pekip-Kurse und andere Frühförderprogramme weiß auch Werner Settels, Leiter des Bürgerzentrums Villa Rü, zu berichten: „Erst eben hatte ich eine junge Frau am Telefon, die schon jetzt nach Kursen im Herbst gefragt hat. Sobald wir unser Programm herausbringen, sind meist schon einen Tag später alle Plätze belegt.“ Ähnliche Erfahrungen machten auch andere Institutionen wie etwa Awo und SkF, die die Räume des Bürgerzentrums für ihre Kurse nutzen. „Die Familienbildung ist mittlerweile eine wichtige Säule“, sagt Settels.

Auch Krupp-Krankenhaus erweiterte sein Angebot

Auch am Krupp-Krankenhaus wurde das Kurs-Angebot in den vergangenen Jahren vergrößert. „Das liegt vor allem daran, dass viele Geburtskliniken geschlossen wurden und wir nun mehr Mütter aufnehmen“, sagt Wenke Philipp, leitende Hebamme am Krupp-Krankenhaus.

Beim Babyschwimmen im hauseigenen Bad, das noch bis 1. Juli saniert wird, sei die Nachfrage konstant hoch. Auch neue Angebote wie etwa Säuglingspflegekurse für Großeltern kämen sehr gut an. Grundsätzlich sei die Fülle an Angeboten dem gesellschaftlichen Trend geschuldet, dass immer mehr Frauen „wahnsinnig viel mit ihren Kindern unternehmen möchten“, sagt Philipp.

Welche Kurse dabei sinnvoll sind und zu welchem Zeitpunkt man sie mit seinem Säugling besucht, müsse dabei grundsätzlich jeder selbst für sich entscheiden. Wenke Philipp: „Ich glaube aber, dass es zunächst wichtig ist, sich Zeit zu nehmen, um als Familie zusammenzuwachsen und einen gemeinsamen Alltag zu entwickeln.“