Essen-Rüttenscheid/Steele. . An der Von-Seeckt-/Von-Einem Straße sollen 25 Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialmus erinnern. Auch Steeler Archiv arbeitet Geschichte weiter auf.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ – im Sinne dieses Talmud-Zitats sollen Ende April weitere Stolpersteine in Steele und in Rüttenscheid verlegt werden, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
Für die 25 Stolpersteine an der Kreuzung Von-Seeckt-/Von-Einem-Straße setzt sich eine Bürgerinitiative aus Nachbarn ein, die sich im Zuge der Debatte um die Straßenumbenennung vor zwei Jahren zusammengefunden hat. „Wir haben in der historischen Auseinandersetzung mit den Straßennamen gelernt, dass Nationalsozialismus Alltag in unseren Straßen war. Mit den Stolpersteinen wollen wir an diese Zeit erinnern und die Opfer würdigen und ehren“, erklärt Reinhard Völzke von der Bürgerinitiative. Da es etwa zu dem Judenhaus, das bis zu einen Bombardement direkt an der Kreuzung Von-Seeckt-/Von-Einem-Straße stand, kaum Informationen gab, leisteten die Nachbarn umfassende Recherchearbeit.
Schicksal von 25 Juden aufgearbeitet
Zahlreiche Juden wurden bis zu ihrer Deportation in das Haus umgesiedelt. „Wir haben uns unter anderem Telefonbucheinträge aus den Jahren 1933 bis 1945 im Stadtarchiv angeschaut. Unterstützt wurden wir bei den Nachforschungen auch von der alten Synagoge und dem Landesarchiv in Düsseldorf, wo noch zahlreiche Gestapo-Akten einzusehen sind“, so Völzke. Der Bürgerinitiative gelang es, das Schicksal von 25 Juden aufzuarbeiten.
Darunter auch das der Familie Oppenheimer. Während die Eltern von den Nationalsozialisten ermordet wurden, gelang ihrer Tochter Grete 1938 die Flucht nach Brasilien. Sie verstarb im Jahr 2011, wie mühevolle Nachforschungen ergaben, die die Bürgerinitiative nach Sao Paulo führten. Dort lebt bis heute die Tochter Grete Oppenheimers, Susanne Caspary. Sie wird mit ihrem Ehemann zur Verlegung der Stolpersteine am 28. April erwartet. „Für die Familie ist dieser Teil ihrer Geschichte unvergessen. Wir freuen uns sehr auf den Besuch“, so Völzke. Neben den Stolpersteinen möchte die Bürgerinitiative in einer Broschüre über die Juden in ihren Straßen berichten. „Sie soll an Nachbarn und vor allem an die Schulen in unserer Nachbarschaft verteilt werden“, erklärt Völzke. Ebenfalls am 28. April sollen auch in Steele 14 weitere Stolpersteine verlegt werden. Vor allem dank der umfassenden Aufarbeitung zum jüdischen Leben in Steele von Ingrid Niemann und Ludger Hülskemper-Niemann war dort nicht mehr eine allzu große Nachforschung notwendig.
Bürgerinitiative bittet um Spenden
Gleichwohl plant das Steeler Archiv aber zeitgleich mit der Verlegung im April die Veröffentlichung der dritten Auflage des Bandes „Stolpersteine in Essen-Steele“, so Arnd Hepprich vom Vorstand des Steeler Archivs: „Wir haben den Band überarbeitet und mit weiteren Abbildungen ergänzt – auch zu den neuen Stolpersteinen.“ Die sollen an mehreren Orten am Grendtor, Eickelkamp, Dreiringstraße und Alte Zeilen verlegt werden.
Während die Finanzierung für die Verlegung der Stolpersteine in Steele dank privater Spenden gesichert ist, benötigt die Bürgerinitiative „Stolpersteine in Essen-Süd“ noch Unterstützung. Darum haben die Nachbarn jetzt auch die Bezirksvertretung II gebeten. Die Stadtteilpolitiker entscheiden in ihrer Sitzung am 26. Februar über einen Zuschuss in Höhe von 1350 Euro, der in die Broschüre fließen soll, die über die einzelnen Schicksale der damaligen Bewohner informiert. Insgesamt seien für das gesamte Vorhaben inklusive der Verlegung der Stolpersteine 7500 Euro notwendig, so Reinhard Völzke. „Da wir eine rein private Initiative sind, freuen wir uns natürlich über Spenden, die unser Vorhaben sichern“, so Reinhard Völzke. Damit würde auch die Reise von Susanne Caspary und ihrem Mann unterstützt, die Essen für eine Woche besuchen wollen.
Die Spenden laufen über das Konto des Historischen Vereins Essen bei der Sparkasse Essen, Stichwort „Stolpersteine Essen-Süd“, BIC: SPESDE3EXXX; IBAN: DE64 3605 0105 0000 3137 00