Essen-Rüttenscheid. Mehr als 20 Familien kommen mittlerweile zusammen. Die Initiatorin Henriette Kortekamp möchte damit auch zum Verständnis veganer Lebensweise beitragen.

Nur Körnerfresser und Salatblattkauer? Von wegen! Beim veganen Familiencafé im Bürgerzentrum Villa Rü gab es allerlei Köstlichkeiten vom Schokoladenmuffin bis zum herzhaften Tomatenbrot samt Dip zum Probieren – alles selbst gekocht und gebacken von den teilnehmenden Familien. Und während die Eltern schlemmten, Rezepte und Erfahrungen austauschten, konnten die Kinder drei Stunden lang nach Herzenslust toben.

Um einen fluffig-süßen Kuchen zu backen, braucht man keine Milch: Limonade tut’s auch, wie der Limokuchen auf dem Buffet beweist. Gebacken hat ihn die erst siebenjährige Arietta, wie Mama Henriette Kortekamp stolz berichtet. Sie war es, die die Idee zu dem veganen Familiencafé hatte – und es prompt auf die Beine gestellt hat. „Vor acht Jahren habe ich mit meinem jetzigen Mann entschieden, vegan zu leben“, erläutert die 28-Jährige. Vegetarierin sei sie schon seit ihrem zehnten Lebensjahr – nicht nur auf Fleisch, sondern komplett auf tierische Produkte zu verzichten, sei da der nächste konsequente Schritt gewesen.

Treffen für praktische Tipps

„Damals ist mir aufgefallen, dass es in Essen kaum Anlaufpunkte für vegane Familien gab, um sich auszutauschen“, sagt die Grundschullehrerin. Um auf Gleichgesinnte zu stoßen, musste man entsprechende Foren im Internet bemühen. Dabei gebe es gerade bei jungen Eltern einige Probleme, über die man sich gerne persönlich mit anderen austauschen wolle: „Wenn Kinder dazukommen, erhöhen sich schon die Schwierigkeiten“, räumt Henriette Kortekamp ein. Das fange schon bei der Wahl der Hebamme an: „Es gibt da durchaus einige, die kein Verständnis für die vegane Lebensweise haben, weil ihnen da mitunter auch die Erfahrung fehlt.“

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Im vergangenen Jahr beschloss sie dann, das Projekt „veganes Café“ umzusetzen: nicht nur als kulinarischer Treffpunkt von Fleischverächtern, sondern auch, um sich praktische Tipps abzuholen. In Listen können die Besucher Empfehlungen für Hebammen, Tagesmütter oder Kindertagesstätten eintragen. Auf einem Tisch sind Bücher und Broschüren ausgelegt.

Kreativer Anschub für die heimische Küche

Doch auch die Kinderfreundlichkeit ist ein wichtiger Punkt: Neben allerlei Spielzeug gibt es sogar einen Toberaum samt Matten, in dem sich die Kinder so richtig auspowern können. „Vegane Brunchs gibt es im Ruhrgebiet einige“, so Kortekamp, „aber meines Wissens bisher kein vergleichbares Angebot, das sich so stark an junge Familien richtet.“

Dementsprechend gut angenommen wird das Café: Bereits bei der Premiere im Januar seien mehr als 40 Personen gekommen, beim zweiten Café haben sich 22 Familien angemeldet. Darunter auch Florian André, der sich selbst nicht als Veganer bezeichnet: „Aber ich versuche, beim Essen, so gut es geht, auf tierische Produkte zu verzichten.“ Der 27-Jährige, der mit seiner Familie das Café zum zweiten Mal besucht, lobt die schöne Atmosphäre: „Ich finde es sehr schön hier“, lobt er – und freut sich auch auf die kreativen Anschübe, die er für die Küche daheim bekommt: „Ich koche und backe selbst sehr gerne.“ Von ihm stammen die Blaubeermuffins: Dinkel und Sojamilch verleihen ihnen ein schmackhaftes Aroma. Sie passen sehr gut auf dem sich immer mehr füllenden Café zwischen Dinkel-Berlinern, Sojamilch-Joghurt und „Couscous-Salat“. Vegan genießen bedeutet eben auch kreativ zu sein.