Essen-Stadtwald. Der Stadtteil ist bei den Bürgern sehr beliebt. Sie loben Sicherheit, Sauberkeit und Freizeitangebote. Das Gemeinschaftsgefühl sei ausbaufähig.
Wer in Stadtwald lebt, ist dort offenbar sehr zufrieden. Das jedenfalls lassen die Ergebnisse des Stadtteil-Checks erahnen, bei dem Leser unserer Zeitung ihren Stadtteil bewerten konnten. Mit einer Gesamtbewertung von 1,52 (sehr gut) und einer Durchschnittsnote von 2,24 liegt Stadtwald in Essen auf Platz zwei in der Beliebtheitsskala der 50 Stadtteile.
Den besten Wert bei den abgefragten Einzelpunkten erhält die Sicherheit mit einer 1,69, also einer 1-. Als Indiz dafür, dass es im Umfeld in dieser Hinsicht wenig Probleme gebe, wertet Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald die Öffnungszeiten der auch für Stadtwald zuständigen Polizeiwache an der Frankenstraße: „Früher hatte die rund um die Uhr geöffnet, heute schließt sie um 20 Uhr. Da scheint der Bedarf für längere Öffnungszeiten nicht mehr da zu sein.“ Dass auch die Freizeitangebote mit 1- bewertet wurden, wundert ihn nicht. Gerade im sportlichen Bereich sei das Angebot vielfältig, reiche von Fußball über Hockey und Tennis bis Judo. „Nicht zu vergessen die Schillerwiese, auf der ja jedermann Sport treiben kann“, so Stoll.
Erinnerung an die Zeit, als die Straßenbahn noch in Stadtwald fuhr
Die Anbindung durch den Nahverkehr, den die Leser in der Umfrage mit 2+ bewertet haben, sei in Ordnung, findet Rosemarie Weber (77), die seit 1945 in Stadtwald lebt und dort mit ihrem Mann Paul Weber das großelterliche Haus bewohnt. Sie kann sich noch an die Zeiten erinnern, als die Straßenbahn in Stadtwald fuhr. „Demgegenüber ist es natürlich eine Verschlechterung, aber das Angebot ist durchaus akzeptabel. Es fahren ja Busse und auch die S-Bahn am Stadtwaldplatz ist ja nicht weit weg“ sagt Rosemarie Weber.
Zur Serie: Stadtteil-Check
Rund 10.000 Leserinnen und Leser haben bei unserer großen – nicht repräsentativen – Umfrage mitgemacht und ihrem Viertel ein Zeugnis ausgestellt.
In unserer vertiefenden Serie schauen wir uns diese Ergebnisse für jeden Stadtteil genau an – und kommen mit Akteuren vor Ort ins Gespräch. Für Stadtwald sprachen wir mit Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald, und dem Ehepaar Rosemarie und Paul Weber.
Was läuft gut und was ließe sich verbessern? Diese Fragen wollen wir beantworten. Alle Ergebnisse des Stadtteil-Checks und Folgen der Serie gibt es auf: www.waz.de/e-check
Schwieriger sei es schon mit den Parkplätzen. „Wir haben uns extra zwei private Parkplätze am Haus geschaffen, weil es mit dem Parken sonst schwierig wird. Viele Straßen hier sind ja sehr eng“, so die 77-Jährige. „Was ich in Stadtwald vermisse, ist eine Eisdiele. Früher gab es zwei davon, heute fahren wir dann eben nach Kettwig zum Eisessen“, sagt Rosemarie Weber, die insgesamt sehr gern in ihrem Stadtteil lebt.
So geht es auch ihrem Mann Paul Weber, einem pensionierten Grafiker, der die Häuser in seiner Straße Am Dönhof mit dem Bleistift detailgetreu nachgezeichnet hat und das als Buch veröffentlicht hat. Er bestätigt das Ergebnis des Stadtteil-Checks, wonach die Befragten die medizinische Versorgung in Stadtteil mit einer 1- bewerten. „Hier am Stadtwaldplatz und an der Frankenstraße habe ich alle Ärzte, die ich brauche – vom Allgemeinmediziner über den Orthopäden bis zum Zahnarzt“, so Weber, der seit 1965 in Stadtwald lebt.
Das Gefühl von Sicherheit herrscht vor
Sicher fühle er sich schon im Stadtteil, dort könne man auch abends auf die Straße gehen, bestätigt er die Bewertung im Stadtteil-Check. „Allerdings hat es bei uns schon zwei Einbruchsversuche geben“, schränkt er ein.
Auch, wenn sich in Stadtwald viel mit dem Auto abspiele, lobt Weber die Radwege im Stadtteil, findet aber, dass die Übergänge an einigen Stellen, wie etwa an der Frankenstraße hinter dem Stadtwaldplatz Richtung Bredeney, besser und vor allem sicherer gestaltet werden könnten. Dort höre nämlich der Radweg einfach auf, die Radfahrer müssten sich in den fließenden Verkehr einsortieren – ein Problem, das auch die Bezirkspolitiker seit längerem beschäftigt.
Für Senioren gibt es verschiedene Wohnmöglichkeiten
Für Senioren sei in Stadtwald gut gesorgt, finden sowohl Johannes Stoll als auch Paul Weber und verweisen auf Seniorenheime wie das Bettina-von-Arnim-Haus oder die Arkanum- beziehungsweise Ahorn-Residenz. Die Kinderfreundlichkeit war von den Teilnehmern des Stadtteil-Checks mit 2+ bewertet worden. „Im Prinzip wird das stimmen. Aber manche Dinge seien sehr langwierig. So hat die Stiftsschule seit Jahren keine benutzbare Turnhalle mehr. Jetzt wird endlich daran gearbeitet“, so Weber.
Die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, im Check mit der Note 2 versehen, findet der Anwohner gut. „Der Edeka-Markt an der Heisinger Straße bringt die gekauften Sachen auf Wunsch sogar nach Hause. Das ist ein guter Service“, lobt der 75-Jährige. Einschränkungen sieht er allerdings im Punkt Gemeinschaftsgefühl, das ebenfalls mit Note 2 bewertet wurde. „Das könnte besser sein. Leider gibt es hier keine aktive Werbegemeinschaft mehr, so dass sich hier zum Beispiel in der Weihnachtszeit nicht viel tut“, bedauert Weber. Früher habe es Aktivitäten dieser Art wie geschmückte Bäume gegeben. Johannes Stoll verweist in Sachen Gemeinschaftsgefühl auf Nachbarschaftsfeste, die es zum Beispiel in der Eyhof-Siedlung gebe.
Parkplatzsituation ist problematisch
Ebenso bescheiden findet Weber die Parkplatzsituation, die auch seine Frau kritisiert und die auch in der Umfrage lediglich mit der Note 3 bewertet wurde. Da werde auch gern mal im Halteverbot geparkt und gerade vor dem Café an der Frankenstraße sei die Situation oft problematisch. „Ich lebe sehr gern hier in Stadtwald, was mich aber zunehmend stört, ist der Flugverkehr Richtung Düsseldorf, der oft auch noch nach 22 Uhr stattfindet“, kritisiert Paul Weber.
Ungerecht findet Johannes Stoll, dass die Kommunalpolitik/Stadtverwaltung im Stadtteil-Check nur mit befriedigend bewertet wurde. „Die Bezirksvertretung stimmt unseren Anliegen in der Regel einstimmig zu“, lobt Stoll die Zusammenarbeit mit den örtlichen Politikern.