Essen-Stadtwald. . Paul Weber lebt seit Jahren in der Straße Am Dönhof. Er skizzierte die Häuser, um deren Charakter, aber auch ihre Veränderung, zu zeigen.
Alle 30 Häuser seiner Straße hat der pensionierte Grafiker Paul Weber (71) liebevoll und selbstverständlich von ihrer Schokoladenseite skizziert. Die detailgetreuen Bleistiftzeichnungen sind in dieser Woche als Heft erschiennen, herausgegeben von der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald. Erst einmal ist das Heft für Nachbarn und ehemalige Bewohner gedacht. „Die Auflage von 40 Stück kann bei entsprechendem Interesse aber durchaus noch erhöht werden“, so Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft.
„Mir muss man den Zeichenstift schon mit Gewalt aus der Hand nehmen“, beschreibt Paul Weber seine Leidenschaft, die mit der Pensionierung keineswegs endete. Er suchte sich nur neue Objekte. Während Weber im Beruf eher technische Darstellungen zu Papier brachte, widmet er sich heute seiner unmittelbaren Umgebung. Seit 1965 lebt er in der Straße Am Dönhof. „Meine Frau ist wahrscheinlich diejenige, die am längsten in der Straße wohnt“, sagt Weber. Ihr Großvater habe das Haus für 10 000 Goldmark erworben. Es sei wie die anderen Häuser der Straße 1912/1913 von Architekt H. Werner entworfen und unter der Bauleitung von Theodor Seipp realisiert worden. Damals hieß die Straße noch Eyhof, wurde 1931 in Am Dönhof umbenannt. Dieser Name, der „unter Hof“ bedeutet, geht nach Webers Recherchen auf einen Hof des Freiherrn von Schell zurück, der sich an der Amselstraße befand. „Der Bereich hieß damals Landhaus-Siedlung Stadtwald/Gemarkung Heide. Dort lebte vorwiegend die bürgerliche Mittelschicht: Ingenieure, Lehrer, Ärzte“, sagt Weber.
Jedes Haus hat einen individuellen Grundriss. Die Straße, deren Denkmalwürdigkeit vor Jahren diskutiert wurde, hat noch heute Siedlungscharakter, obwohl die meisten Häuser inzwischen neue Eigentümer haben, die Dächer, Fenster, Türen und Gärten nach ihrem eigenen Geschmack umgestalteten. „Viele Bäume, darunter alte Kastanien, mussten für Garagen und Parkplätze weichen. Diese sind in der engen Straße Mangelware“, erklärt Weber. Der Grafiker fertigte die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Zeichnungen nach eigenen Fotos aus den Jahren 2013 bis 2015. Den ganzen Januar zeichnete er, schuf zwei Hausporträts pro Tag. „Mit den Zeichnungen wollte ich die Veränderung der Siedlung dokumentieren, erst einmal für mich, jetzt auch für die Nachbarn“, sagt Weber, der den Zusammenhalt und gemeinsame Aktivitäten in der Straße schätzt. Ursprünglich hatte er nur die 19 interessantesten Fassaden skizzieren wollen, dann fügte er die anderen elf noch hinzu.
Die Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft kam zustande, weil der Vorsitzende Stoll zwei Zeichnungen Webers vom Schloss Schellenberg entdeckt hatte und Kontakt zu ihm aufnahm. Stoll: „Daraufhin kamen noch viele weitere Zeichnungen zum Vorschein. So entstand die Idee zum Heft, das jetzt für zehn Euro über die Bürgerschaft und Bürobedarf Heger am Stadtwaldplatz erhältlich ist.“