Essen-Rüttenscheid. Das Haus an der Käthe-Kollwitz-Schule in Rüttenscheid wird abgerissen, die „Bude 3000“ ist vom Tisch. Nun entwerfen Schüler ein Gebäudemodell.

„Ich würde mir ein neues Häuschen mit ganz viel Deko wünschen“, sagt Alina mit leuchtenden Augen. Der Wunsch der neunjährigen Grundschülerin könnte in Erfüllung gehen. Denn: Die Viertklässler der Käthe-Kollwitz-Schule in Essen-Rüttenscheid dürfen in den kommenden Wochen Modelle erarbeiten, wie es mit der Fläche des ehemaligen Hausmeisterhauses zukünftig weitergehen soll.

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Im Mai hat die Stadt die Entscheidung gefällt, das Häuschen im Zuge der Schultoilettensanierung abzureißen und das Grundstück nicht einer Privatperson zu überlassen. Ein Erfolg für die Elterninitiative, die sich dafür stark machte, das Gelände weiterhin für schulische Zwecke zu nutzen. „Unser Anliegen war es, dass Vorhaben ‘Bude 3000’ nicht nur zu verhindern, sondern uns konstruktiv mit alternativen Nutzungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen“, so Danielle Buck, Architektin und Mitglied der Elterninitiative.

Schüler der Käthe-Kollwitz-Schule in Rüttenscheid werden von Architekten begleitet

Das Projekt „Bude 3000“

Der Plan, das Hausmeister-Haus in ein Büdchen für Kultur und Klümpchen umzubauen, ist Anfang des Jahres geplatzt. Investor und Nachbar Dietmar Schweinsberg hatte sich knapp zwei Jahre für das Konzept „Büdchen 3000“ eingesetzt.

Die Stadt begründete ihre Entscheidung damit, dass der Schulraum in der gesamten Stadt knapp sei. Deshalb könne einer „Fremdnutzung des Gebäudes“ nicht zugestimmt werden. Wann genau das Gebäude abgerissen wird, ist noch nicht klar.

Denn auch künftig sollte den Schülern ein attraktives Lernumfeld geboten werden, so Buck. Und selbst wenn die jetzigen Viertklässler nichts mehr von dem neuen Gebäude – wie auch immer es bald aussehen wird – mitbekommen, sind sie motiviert, etwas für ihre Nachfolger zu hinterlassen. In mehreren Arbeitsschritten setzen sie sich nun bis Ende des Jahres mit dem Thema Architektur und Neubau auseinander.

Beim Rundgang durch Rüttenscheid kam die Gruppe der Grundschüler auch an der Siechenkapelle auf der Rüttenscheider Straße vorbei. Architekt Björn Kamp erklärte den Kindern dort alles über verschiedene Dachformen.
Beim Rundgang durch Rüttenscheid kam die Gruppe der Grundschüler auch an der Siechenkapelle auf der Rüttenscheider Straße vorbei. Architekt Björn Kamp erklärte den Kindern dort alles über verschiedene Dachformen. © FFS | Katrin Simoneit/ FUNKE Foto Services

Begleitet werden sie in diesem Prozess nicht nur von ihren Klassenlehrern, sondern auch von Profis. Drei Architekten stehen ihnen dabei zur Seite. Der erste Schritt: Ein Rundgang quer durch Rüttenscheid, um sich Inspirationen für ihren Gebäudentwurf zu holen. Björn Kamp, Architekt und Kollege von Danielle Buck, macht den ersten Halt des Rundgangs nur wenige Meter vom Schulgebäude entfernt. Auf seine Frage, was an den Häusern in der Brassertstraße besonders auffällig ist, sind sich die Schüler schnell einig: „Die Fassaden sind alle ziemlich bunt.“

Weiter geht es zur U-Bahn-Station Martinstraße, an der kleinen Kapelle vorbei bis hin zum Rüttenscheider Stern. Mit staunenden Blicken folgen die Schüler Kamps Erklärungen über Fensterformen, Häuserfassaden und die Entstehung des Namens „Rüttenscheider Stern“. Fleißig notieren sie sich erste Gedanken in ihrem Skizzenbuch, das sie von den Architekten zur Unterstützung bekommen haben.

Ergebnisse werden Eltern, Lehrern und Vertretern der Stadt vorgestellt

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Für den Architekten ist das Arbeiten mit den Kindern eine neue Erfahrung. „Das ganze Architekten-Fachjargon so zu erklären, dass es auch die Kleinen verstehen, ist gar nicht so leicht“, sagt Kamp. Vom Rundgang über den Bau der Modelle bis hin zur Vorstellung der Ergebnisse, wird der Profi gemeinsam mit Danielle Buck und Faruk Gügen den Schülern zur Seite stehen, Fragen beantworten und Tipps geben.

„Ob wirklich dann auch die Ideen der Schüler von den Architekten der Stadt berücksichtigt werden, wissen wir jetzt noch nicht“, sagt Klassenlehrerin Franziska Beckmann. „Aber für die Schüler ist es eine gute Möglichkeit, sich mit diesem neuen Thema und ihrer eigenen Schule auseinanderzusetzen.“ Um es zu vertiefen, wird das Projekt fächerübergreifend behandelt. In Mathe lernen die Schüler verschiedene Körperformen kennen – im Sachunterricht unterschiedliche Raum- und Gebäudenutzungen. Im Dezember werden die Ergebnisse den Eltern, dem Lehrerkollegium und Vertretern der Stadt vorgestellt.

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