Essen-Rüttenscheid. . Nur zwei Essener Vereine sind bislang dem Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport beigetreten. Die Auflagen sind streng.

Es gibt wohl kaum ein Umfeld, in dem die Grenzen zu sexualisierter Gewalt so fließend sind wie im Sport: Das Spektrum reicht dabei von derben Sprüchen in der Umkleidekabine bis hin zu als Hilfestellung getarnten körperlichen Übergriffen. Mit einer engmaschigen Zertifizierung möchte der Landessportbund der sexualisierten Gewalt im Sport entgegen treten.

Neben der Hockey-Abteilung des ETB Schwarz-Weiß ist nun auch der Verein für Gesundheitssport der Uni Duisburg-Essen (VGSU) diesem Qualitätsbündnis beigetreten. „Bislang sind es leider nur zwei Vereine in Essen. Wir hoffen aber, dass wir demnächst über den Essener Sportbund weitere Vereine erreichen können“, sagt Dagmar Ziege, die sich seit Ende der 1990er-Jahre für eine bessere Prävention im Sport einsetzt.

Nicht erst die Fälle von hundertfachem Missbrauch im Team der amerikanischen Turnerinnen und die Me-Too-Debatte hätten der Initiative des Landessportbundes eine größere Öffentlichkeit beschert.

Polizeiliches Führungszeugnis als Pflicht

„Wir wollten mit unserem Verein bei dem Thema Vorreiter sein, wir haben schließlich eine Verantwortung für die zahlreichen Kinder und Jugendlichen, die bei uns trainieren“, begründet Ulla Timmers-Trebing vom VGSU das Engagement. Zwei Jahre lang hat es gedauert, bis der Verein nun die offizielle Urkunde ausgehändigt bekommen hat. Die Auflagen sind dabei bewusst streng.

Wer dem Bündnis beitreten will, muss etwa für alle Übungsleiter verpflichtend das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis einführen. Auch der gesamte Vorstand muss diesen Nachweis erbringen, in dem etwa auch Freiheitsstrafen von nicht mehr als drei Monaten aufgeführt werden müssen. Darüber hinaus muss jeder im Verein einen Ehrenkodex des Landessportbunds unterzeichnen, in dem er sich vor allem dem Kindes- und Jugendwohl verschreibt.

Austausch aller beteiligten Vereine

„Außerdem haben alle Verantwortlichen aus dem Verein Seminare besucht, die dabei helfen, sexualisierte Gewalt zu erkennen und Wege zeigen, damit umzugehen“, erklärt Timmers-Trebing, die betont, dass es im Verein selbst bislang keinen Fall von sexualisierter Gewalt gegeben habe.

Wie häufig Übergriffe unbemerkt blieben, zeige ein Fall aus Köln, erklärt Dagmar Vogel: Dort hätte ein Trainer immer dann den Verein gewechselt, sobald seine Anzüglichkeiten über Nachrichtendienste wie Whatsapp aufgefallen seien. „Durch unser Netzwerk wollen wir verhindern, dass so etwas passiert – da sich auch die Vereine untereinander zu dem Thema besser austauschen können“, sagt Dagmar Ziege.

ANSPRECHPARTNER & INFORMATIONEN

  • Vereine, die beim Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport mitmachen wollen, können sich an die Koordinierungsstellen des Landessportbunds wenden.
  • Ansprechpartnerinnen sind Dagmar Ziege ( 0221 921300 23, ziege@stadtsportbund-köln.de) und Dorota Sahle ( 0203 7381 847, Dorota.Sahle@lsb.nrw)