Essen-Rüttenscheid. . Die beiden großen Baustellen an der Henri-Dunant-Straße sorgen regelmäßig für verstopfte Rettungswege. Der Feuerwehr ist das Problem bekannt.
Das Video, das Anwohnerin Melissa Seidel von ihrem Balkon aus gefilmt hat, dauert gut fünf Minuten. Zeit, in der auf der Henri-Dunant-Straßen nichts mehr geht, außer hupen und wüsten Beschimpfungen.
Zwei Laster kommen nicht aneinander vorbei, parkende Fahrzeuge machen ein Ausweichen auf den Bürgersteig unmöglich. „Ein Rettungswagen hätte hier jetzt keine Chance“, kommentiert Melissa Seidel aus dem Off.
Falschparker blockieren Ausweichmöglichkeiten
Die Szene, die sie Anfang der Woche mit ihrem Handy aufnahm, spiele sich „zwei bis drei Mal“ am Tag vor ihrer Haustür ab, berichtet die 35-Jährige. Auf zwei Großbaustellen entstehen zurzeit rund 330 Wohnungen an der Straße. Mit dem Dreck und dem Lärm könne sie gut leben, befürworte den Neubau sogar, sagt Melissa Seidel: „Wohnraum in Rüttenscheid wird ja händeringend gesucht, deswegen finde ich es gut, dass hier neue Wohnungen entstehen.“
Kein Verständnis habe sie für das Verkehrschaos, das regelmäßig entsteht: „Ich verstehe nicht, warum die beiden Baustellen nicht besser aufeinander abgestimmt werden“, sagt sie. Nicht zuletzt hielten die langen Rot-Phasen der Ampel an der Kreuzung zur Wittenbergstraße den Verkehr auf. „Dadurch stauen sich Lkw und Autos umso mehr“, so Seidel.
Im DRK-Seniorenzentrum am Ende der Henri-Dunant-Straße sieht Leiter Raimund Fiedler die Situation relativ gelassen. „Wir hatten erste heute Morgen einen Rettungseinsatz, und bislang haben wir keine Beschwerden von Sanitätern gehört, die nicht durchgekommen sind“, sagt er. Gleichzeitig mahnt er an, dass das Seniorenzentrum auf freie Rettungswege angewiesen sei. Darüber hinaus habe man sich mit der Baustelle aber arrangiert. Zwar gebe es deutlich weniger Parkplätze als zuvor, ansonsten gebe es aber kaum Beeinträchtigungen.
Falschparker ans Ordnungsamt melden
Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr, kennt das Problem der blockierten Rettungswege gut: „Speziell bei Großbaustellen kommt es häufig vor, dass die Straßen versperrt sind. So verstreichen für uns wertvolle Minuten.“ Vor allem Falschparker erschwerten oft das Durchkommen.
So auch in der relativ engen Henri-Dunant-Straße: Dabei sind es vielfach die Transporter der unterschiedlichen Gewerke, die sich in die Halteverbote stellen. „Natürlich müssen dir irgendwo hin. Sich ins Halteverbot zu stellen, kann aber nicht die Lösung sein“, sagt Melissa Seidel. Nach Angaben der Stadt handelt die Verkehrsüberwachung vor allem, wenn sie auf Problembereiche hingewiesen wird. Das geht zum Beispiel per E-Mail an: ordnungsamt@essen.de
Investor schafft Baustraßen und Halteflächen
Die Gentes-Gruppe, die zurzeit das mit 300 Wohnungen größte Bauprojekt Rüttenscheids an der Henri-Dunant-Straße hochzieht, hat sich nach eigenen Angaben bereits um Baustraßen auf dem eigenen Grundstück bemüht, um zusätzliche Halteflächen zu schaffen. Dazu versicherte Geschäftsführer Michael Kraus: „Ich werde die von uns beauftragten Unternehmen noch einmal darauf hinweisen, dass die von uns geschaffenen Halteflächen genutzt werden.Wir wollen unbedingt ein friedvolles Miteinander.“
Probleme entstünden vor allem im Kreuzungsbereich: Auf dem Baugrundstück, auf dem die Interhouse GmbH zurzeit rund 30 Wohnungen baut, ist kein Platz für eine Baustraße oder Halteflächen. Dadurch seien die beliefernden Unternehmen gezwungen, auf der Henri-Dunant-Straße zu halten, mutmaßt Kraus. Die ebenfalls angefragte Interhouse GmbH hat zu dem Problem noch nicht Stellung bezogen.