Düsseldorf. Die Feuerwehren in NRW haben im Einsatz immer häufiger mit Falschparkern zu kämpfen. Zur Not laufen die Einsatzkräfte dann zu Fuß weiter.

Bei einem Notfall zählt für die Feuerwehr jede Sekunde. Doch immer häufiger werden die Rettungskräfte in Nordrhein-Westfalen von Falschparkern ausgebremst. Die Folgen sind mitunter erheblich: «Im schlimmsten Fall müssen wir dann mit Sack und Pack zu Fuß zum Einsatzort laufen», sagt Stefan Gobbin von der Düsseldorfer Feuerwehr.

«Das ist ein flächendeckendes Problem, nicht nur in Großstädten», sagt Christoph Schöneborn, Sprecher des Verbandes der Feuerwehren in NRW. Ein Grund sei die steigende Anzahl der Autos, gerade in Wohngebieten. «Die Menschen achten dann in erster Linie darauf, ihr persönliches Parkplatz-Problem zu lösen, nicht darauf, die Rettungswege frei zu halten.» Dabei dürfe man nicht vergessen, dass man durch das Zuparken der Rettungswege auch den eigenen Schutz riskiere.

Deutlicher Anstieg von Falschparkern

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Die städtische Verkehrsüberwachung Düsseldorf stellte zuletzt einen deutlichen Anstieg der Falschparker auf Rettungswegen fest. Wurden 2016 noch rund 1900 Verwarnungen ausgesprochen, waren es 2017 etwa 2700. Mehr als 430 Mal musste im vergangenen Jahr sogar der Abschleppwagen anrücken, 2016 lag die Zahl der Fälle mit 309 noch deutlich darunter. In der ersten Jahreshälfte 2018 gab es wieder mehr Fälle.

Gegen die Falschparker könne die Feuerwehr im Einsatz selbst kaum vorgehen, sagt Gobbin. «Dann geht es für uns nur darum, so schnell wie möglich am Einsatzort zu sein.» Wenn Zeit bleibe, verständige man aber Ordnungsamt und Polizei.

Im Ernstfall muss ein Außenspiegel dran glauben

Im Ernstfall, wenn Leben in Gefahr seien, müsse auch schon mal der Außenspiegel eines Falschparkers dran glauben, sagt Thomas Linzbach, Sprecher der Feuerwehr Köln. Auch sie wird immer häufiger durch im Weg stehende Autos aufgehalten.

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Für die Rettungskräfte in Essen und Siegen sind Falschparker ebenfalls ein Problem, auch wenn man in diesen Städten bislang keinen Anstieg der Fälle festgestellt hat. Für Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr, haben die Behinderungen mehrere Ursachen: Erhöhtes Verkehrsaufkommen, immer größere Autos, mehr Einsätze und Gedankenlosigkeit der Autofahrer. «Aber sicher gehört dazu auch ein gewisses Maß an Egoismus», sagt Filzen.

Überwachung durch das Ordnungsamt

Das sieht auch Verbandssprecher Schöneborn so: «Es gibt eine wachsende Minderheit, die immer rücksichtsloser wird und beim Parken nicht an die Umwelt denkt.» Ein großes Problem sei auch das «Wildparken», sagt Karl-Heinz Richter, Sprecher der Feuerwehr Siegen. Die häufigste Ausrede der Falschparker: Man habe doch nur mal schnell etwas abgeben wollen. «Die Zunahme des Verkehrs in der Stadt, die steigende Anzahl der Verkehrmittel, das ist auch für uns ein Problem», sagt Robert Erpenstein von der Feuerwehr Münster.

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Um die Lage zu verbessern, fordert der Feuerwehr-Verband mehr Aufklärung der Autofahrer. Wo das nicht helfe, müsse es eine Überwachung des ruhenden Verkehrs durch das Ordnungsamt geben.

Autofahrer sensibilisieren

Viele Feuerwehren starten bereits eigene Aktionen, um Autofahrer zu sensibilisieren: Die Düsseldorfer fahren bei einer jährlichen Falschparker-Aktion mit großen Einsatzwagen durch ein Wohngebiet, um zu zeigen, wie eng es ist. Die Feuerwehr Köln macht gemeinsam mit dem Ordnungsamt bei der Kampagne «Rücksicht rettet Leben» speziell auf zugeparkte Feuerwehreinfahrten aufmerksam. In Mülheim wurden kürzlich bei einer Aktion «Rote Karten» an die Falschparker verteilt.

Für die Aachener Feuerwehr seien Falschparker dagegen kein Thema, sagt Leiter Jürgen Wolff. Natürlich würden Autofahrer in zweiter Reihe parken, aber die Rettungskräfte hätten genug Ausweichmöglichkeiten. Wolff vermutet dahinter einen einfachen Grund: «Möglicherweise ist der Anteil an Personen mit einem eigenen Auto in einer Universitätsstadt wie Aachen einfach geringer.» (dpa)