Essen-Rüttenscheid. . Zum dritten Mal in Folge hat das Krupp-Krankenhaus 2018 einen Geburtenrekord aufgestellt. Gleichzeitig gibt es weniger selbstständige Hebammen.

Zum dritten Mal in Folge hat die Geburtshilfe des Krupp-Krankenhauses eine neue Rekordmarke aufgestellt: 1041 Babys wurden dort im vergangenen Jahr auf die Welt geholt. Im Schnitt war das eine Geburt mehr pro Woche als im Jahr 2017 (1004 Geburten).

Obwohl nochmal sechs zusätzliche Hebammen eingestellt wurden, ist das nun 18-köpfige Team um Leiterin Wenke Philipp gut ausgelastet. Das liegt vor allem an dem deutlichen Rückgang der sogenannten Beleghebammen: Die selbstständigen Geburtshelferinnen betreuen die schwangeren Frauen auf eigene Rechnung.

Sie übernehmen die Vor- und Nachsorge ebenso wie die Geburt an sich. Nutzten 2017 noch 15 Beleghebammen die drei Kreißsäle des Krupp-Krankenhauses, so sind es mittlerweile nur noch zwei. „Die Bedingungen für selbstständige Hebammen sind so schlecht geworden, dass viele aufgehört haben“, bedauert Wenke Philipp. Kaum Freizeit, ständige Rufbereitschaft, dazu hohe Versicherungsbeiträge: Immer weniger Hebammen seien dazu bereit.

Wer Hebamme werden will, muss studieren

Anzahl der kleinen Kinder in Rüttenscheid wächst

Auch im Stadtteil selbst steigt die Anzahl der kleinen Kinder, wie eine Anfrage beim städtischen Amt für Statistik ergab.

Waren zum 31. Dezember 2010 in Rüttenscheid 1098 Kinder unter fünf Jahre alt, so waren es zum Jahresende 2018 insgesamt 1277 Kleinkinder.

Nicht zuletzt durch die Neubauprojekte wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.

Das Team der festangestellten Geburtshelferinnen müsse diesen Rückgang auffangen, der immerhin rund 20 Prozent der Geburten ausgemacht habe. Da die Hebammenausbildung mittlerweile akademisiert wurde, ist Wenke Philipp optimistisch, dass auch die finanzielle Wertschätzung des Berufs wieder steigt. „Feuerwehrleute erhalten schließlich auch eine Vergütung, wenn es nicht brennt und müssen sich in Bereitschaft halten. Das sollte auch für die selbstständigen Hebammen gelten.“

Dazu betont Wenke Philipp, dass sie noch immer den „schönsten Beruf der Welt“ habe – und das seit mittlerweile 23 Jahren. Damals sei die Organisation der Geburt allerdings noch deutlich einfacher gewesen. „Da hat es vollkommen gereicht, wenn man sich mit Beginn des Mutterschutzes um ein Krankenhaus gekümmert hat.“

Schwangere müssen sich immer früher kümmern

Anders heute: Um noch eine der wenigen Beleghebammen zu bekommen, meldeten sich manche Frauen bereits in der sechsten Schwangerschaftswoche. Auch Plätze in vorbereitenden Kursen würden immer früher nachgefragt. Auf den gestiegenen Aufklärungsbedarf rund um das Thema Geburt und Kind hat das Krupp-Krankenhaus längst reagiert: Still-Seminare, Kurse für Großeltern, Schwangerschafts-Yoga. Die Abteilung von Chefärztin Regine Gätje bietet zahlreiche Möglichkeiten an, um sich auf die Ankunft des neuen Familienmitglieds vorzubereiten.

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„Wir sind stolz und glücklich“, sagt Wenke Philipp, „dass all diese Bemühungen dazu führen, dass so viele Babys bei uns geboren werden.“ Das nächste Geburtenhoch hatte sie eigentlich für den März erwartet – neun Monate nach der Fußball-WM in Russland. „Fußballmeisterschaften, Karneval, Silvester – diese Anlässe merken wir immer“, sagt Philipp. Nach dem schlechten Abschneiden der Fußball-Elf im vergangenen Jahr habe sie ihre Prognose für das Geburten-Hoch im Frühjahr allerdings wieder zurück genommen.