Essen-Rüttenscheid. „Alex liest Agatha“ wurde von einem Fachmagazin in die Reihe „Deutschlands schönste Buchhandlungen“ aufgenommen. Zuletzt drohte die Schließung.

Eine Geschichte mit Höhen, Tiefen und überraschenden Wendungen: Susanne Böcklers Geschäft stand kurz vor dem Aus, nun wurde es in die Liste „Deutschlands schönste Buchhandlungen“ aufgenommen, die das Börsenblatt als Fachmagazin der Buchbranche pflegt. Dass es den Laden in Rüttenscheid überhaupt noch gibt, machten Kunden der Buchhändlerin durch Spenden möglich. Mehr als 20 000 Euro kamen zusammen, als es wirtschaftlich nicht mehr weiter ging. Für ihre zweite Chance muss Susanne Böckler sich aber immer noch anstrengen.

„Die Insolvenz ist abgewendet“, sagt die Buchhändlerin. „Das Geschehen läuft hier wieder normal. Aber da ist immer noch ein Rest Zweifel im Hinterkopf. Es darf nicht wieder passieren, dass ich Kunden verliere.“ Durch die Spenden – die höchste Einzelsumme lag bei 2300 Euro – hat Susanne Böckler den Laden in ruhigeres Fahrwasser bringen können. Die Schulden, die den täglichen Betrieb fast lähmten, habe sie abbezahlt. „Und ab dem Zeitpunkt, an dem die Leute wussten, dass es weitergeht, habe ich neue Kunden dazubekommen“, erzählt Böckler. „Manche lassen sich von mir beliefern, anstatt bei Amazon zu bestellen.“

Kunden lassen sich beliefern

Als die Buchhändlerin Mitte November von einer dieser Auslieferungsfahrten zurück in den Laden kam, setzte sie sich wieder vor dem Computer und hoffte auf Bestellungen im E-Mail-Eingang. „Da war dann eine Nachfrage, ob ich bereit bin, als eine der schönsten Buchhandlungen Deutschlands ausgezeichnet zu werden. Ich habe natürlich sofort zurückgeschrieben. Yippie!“

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Das Fachmagazin Börsenblatt, herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, drehte inzwischen ein Vorstellungsvideo in Böcklers Laden und veröffentlichte es online. Auch die Probleme nach dem Umzug von der Rüttenscheider zur Eduard-Lucas-Straße 18 kamen zur Sprache. Susanne Böckler geht offen damit um – und hat noch genug damit zu tun, denn zurücklehnen kann sie sich jetzt nicht. „Ich habe mir vorgenommen, mehr Veranstaltungen zu machen“, erzählt sie. „Damit habe ich auch angefangen.“ Während der „Woche unabhängiger Buchhandlungen“, die bundesweit von zahlreichen Verlagen gefördert wird, haben Anfang November an sechs Tagen neun Krimiautoren bei „Alex liest Agatha“ gelesen. Und aktuell sind Bilder der Künstlerin Katrin Nöldeke-Rambadt, der Ur-Ur-Großnichte von Wilhelm Busch, in der Buchhandlung ausgestellt. „Das Kapital, das ich habe, muss ich pflegen“, sagt Susanne Böckler. „Damit meine ich nicht das Geld, sondern diesen besonderen Buchladen.“

Bereits 2015 wurde die Buchhandlung Schmitz Junior am Werdener Markt als eine der schönsten Buchhandlungen Deutschlands vorgestellt. Schmitz Junior hat sein Angebot auf junge Leser zugeschnitten.

Die Vorstellungsvideos sind auf der Seite des Branchen­magazins Börsenblatt zu sehen: www.boersenblatt.net. Herausgeber ist der Börsen-
verein des Deutschen Buchhandels.