Essen. Drei Bauern-Konvois kreuzen am Montag (8.1.) das Essener Stadtgebiet – auch die Zentrale der FUNKE Mediengruppe wurde angesteuert. Die Lage.

Mehrere Trecker-Konvois sind am Montag auch auf Essener Straßen unterwegs gewesen, bundesweit gab es ähnliche Aktionen. Auffällig und zum Teil laut hupend wollten Landwirte auch auf Essener Stadtgebiet gegen die Berliner Agrarpolitik demonstrieren, nur kleinere Behinderungen im Verkehr waren die Folge.

Um 10.45 Uhr erreicht Landwirt Christoph Schönebeck (35) aus Verden-Großemast den Berliner Platz am Rande der Innenstadt. Elf Traktoren bilden den Konvoi, der lautstark auf sich aufmerksam macht und begleitet von Polizei an der Segerothstraße zum Stehen kommt – direkt vor der Zentrale der FUNKE Mediengruppe, zu der auch diese Zeitung gehört. Seit 7 Uhr seien sie unterwegs, man fahre durchschnittlich 30 km/h, und von den Autofahrern kämen trotz der Behinderungen, die die Landwirte verursachten, so gut wie ausschließlich positive Signale: „Viele halten den Daumen hoch, wenn sie uns sehen“, so Schönebeck. „Ich erlebe ausschließlich Solidarität.“

„Wir erleben ausschließlich Solidarität“, sagt ein protestierender Landwirt

Landwirt Christoph Schönebeck aus Verden mit elf Traktoren vor der FUNKE-Zentrale in Essen. Er sagt: „Viele halten den Daumen hoch, wenn sie uns sehen.“
Landwirt Christoph Schönebeck aus Verden mit elf Traktoren vor der FUNKE-Zentrale in Essen. Er sagt: „Viele halten den Daumen hoch, wenn sie uns sehen.“ © Martin Spletter | Martin Spletter

Der Konvoi zieht gegen 11 Uhr am Vormittag weiter nach Duisburg, dort soll das Studio des Westdeutschen Rundfunks (WDR) aufgesucht werden. Auch dort soll wie an der FUNKE-Zentrale eine schriftliche Mitteilung abgegeben werden: „Es wurden Betriebe vernichtet mit Nutztierhaltungsverordnungen, Kapital vernichtet mit Insektenschutzprogrammen, es wurde nur zu kleinen Teilen subventioniert, was an anderen Stellen mutwillig an Produktivität der Ideologie geopfert wurde“, heißt es darin. Das vierseitige, eng beschriebene Papier kann man durchaus als Abrechnung mit der Berliner Landwirtschaftspolitik verstehen. „Wenn es so weiter geht“, sagt Bauer Schönebeck, „können wir bald alle dicht machen.“ In der siebten Generation betreibe er einen Milchvieh-Betrieb, 80 Tiere groß sei dieser.

Vor der Zentrale der FUNKE Mediengruppe hielten zwei Trecker-Konvois.
Vor der Zentrale der FUNKE Mediengruppe hielten zwei Trecker-Konvois. © WAZ | Johannes Pusch

Auch rund um die Innenstadtwache der Polizei an der Straße III. Hagen in der Nähe des Kennedyplatzes macht ein Konvoi später Halt. Ein weiterer Zug mit neun Treckern hatte sich am frühen Morgen aus dem Kreis Borken nach Essen aufgemacht, um ebenfalls vor der Zentrale der FUNKE Mediengruppe auf sich aufmerksam zu machen. Michael Niehues, Landwirt aus Vreden: „Wir sind darauf angewiesen, Diesel zu benutzen. Das ging alles zu schnell. Was wir brauchen, ist Planungssicherheit.“ Elektro-Traktoren seien schlichtweg noch nicht so weit, um wirtschaftlich zu sein, Diesel entsprechend existentiell.

Nicht nur Bauern-Proteste sorgen für stockenden Verkehr in Essen

Neben den Landwirtschaftsprotesten gibt es in Essen weitere Gründe, warum der Verkehr am frühen Montagmorgen stockt. Die A42 ist gesperrt, entsprechend zähflüssig läuft der Verkehr im Essener Norden. Auf der Vogelheimer Straße staut sich der Verkehr um 8 Uhr vor der Kreuzung zur Gladbecker Straße bis auf eine Länge von etwa 700 Metern. Minuten dauert es, bis Autofahrer die Kreuzung passieren, um auf der Umleitungsstrecke weiter in Richtung A42 zu fahren.

Dicht sind gegen 8.30 Uhr die Hafenstraße und die Bottroper Straße. Erfahrungsgemäß kommt es nachmittags bedingt durch die Umleitung zu erheblichen Verkehrsbehinderungen auf Hauptverkehrsstraßen im Essener Norden. So war es auch bis zum Beginn der Weihnachtsferien. Mit Schulbeginn in dieser Woche steht zu erwarten, dass es so weitergeht. Die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal bleibt voraussichtlich noch bis Mitte April gesperrt. Dann soll sie zumindest für Pkw wieder befahrbar sein.

Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/

Die Bahnstrecke nach Bochum ist zudem gesperrt, viele Bahnpendler müssen womöglich aufs Auto umsteigen. Konsequenz zum Wochenstart: Gegen 8.30 Uhr ist der A40-Zubringer in Bergerhausen in Richtung Bochum total dicht. Der weitere Streckenverlauf der A40 in Richtung Bochum ist jedoch weitgehend gut befahrbar. Gegen 7 Uhr ist die Gegenrichtung der A40 von Bochum nach Essen allerdings total dicht ist – Grund dafür ist ein Unfall auf Bochumer Stadtgebiet. Der Stau zieht sich um kurz vor neun Uhr von Bochum-Mitte bis Kray.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]