Essen. . Die Mitglieder des Vereins Arbeitsgruppe Stadttauben Steele dämmen die Zahl der Tiere mit einem kontrollierten Schlag und dem Austausch der Eier ein.

Tierlieb war Monika Hedtkamp schon immer. Mit Tauben hatte sie allerdings lange Zeit nichts am Hut. Das änderte sich schlagartig, als sie über einer Steeler Bäckerei lange Piekser an der Fassade entdeckte, die die Tiere fern halten sollten. Darüber erschrak die 75-Jährige dermaßen, dass sie zunächst Ordnungs- und Veterinäramt abklapperte und sich über Stadttauben informierte. Schließlich mündete der Einsatz der Eibergerin im Verein Arbeitsgruppe Stadttauben, den sie 2001 gründete.

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50 Mitglieder hat der Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Population verwilderter Haustauben langfristig einzudämmen. Gelungen sei das in Steele durch den kontrollierten Taubenschlag, der sich hoch oben auf dem Dach eines Parkhauses befindet. Aber auch in der Steeler City tauschen die Ehrenamtlichen die Bruteier der Tiere durch Ei-Attrappen aus, beschreibt die Vorsitzende ihr Vorgehen und nennt ihre Bilanz: Seit 2005 hat die Gruppe 10.000 Eier gesammelt. Ohne diese Aktionen, so rechnet Monika Hedtkamp vor, gebe es bestimmt zehn Mal mehr Tauben im Kern von Steele. Deren Zahl habe 2000 bei etwa 700 Tieren gelegen, nun seien es rund 350. Das bedeutet auch, weniger Dreck an Fassaden wie Straßen und weniger Ärger mit Kritikern.

Manchmal landen angeschossene Tauben im Schlag

„Dennoch glauben viele, dass wir mit unserer Fütterung die Vermehrung der Tauben befördern“, sagt die 75-Jährige, die regelmäßig gegen Vorurteile kämpft. Unermüdlich klärt sie daher auch darüber auf, dass es sich bei Stadttauben um Nachfahren von Felsentauben handele: „Die können nicht in Bäumen brüten, als Felsenersatz wählen sie dann etwa Häuserfassaden.“ Die Städte dienen ihnen als Ersatz-Lebensraum. Und während Gegner die Tiere dort als Plage oder Ratten der Lüfte bezeichnen, ist die Vorsitzende fasziniert von der Ausstrahlung der Vögel. So steigt sie jeden zweiten Tag die Treppen hinauf aufs Parkhausdach, säubert den Schlag, füllt frisches Wasser auf, schüttet Futter nach, kontrolliert die Gelege und Tiere. Diese flattern dann aus allen Richtungen auf Monika Hedtkamp zu, die regelmäßig von diesem grandiosen Bild überwältigt werde. „Die Tauben kennen mich“, sagt sie, hat aber nur wenigen Tauben einen Namen gegeben. Zahm seien die Tiere ohnehin nicht, aber zutraulich. Wie Cäsar, der mal bei ihr zu Hause auf der Krankenstation gelebt hat, als sein Bein gebrochen war und geschient werden musste.

Die Vereinsmitglieder haben viel Leid gesehen, wenn Tierquäler den Tauben die Schnäbel zugebunden oder sie mit Öl überschüttet haben. Manchmal landen angeschossene Tiere im Schlag. Der Verein habe schon viel Geld in Tierkliniken gelassen. Neben finanziellen Sorgen („Wir wünschten uns manchmal mehr Unterstützung von Stadt und Politik“), plagt Monika Hedtkamp vor allem immer wieder der Gedanke, wie lange sie selbst noch weitermachen kann. Ihr Mann, der vor wenigen Monaten starb, war nicht nur Kassierer im Verein, er packte trotz Federstauballergie auch mit an. Dabei sei er anfangs vom Engagement seiner Frau gar nicht begeistert gewesen, erinnert sie sich lächelnd.

„Tauben gehören mir nicht, aber sie sind meine Lebensaufgabe“

Jetzt ist zunächst Leonhard Thomaka als Kassierer eingesprungen, der regelmäßig aus Altenessen nach Steele kommt. Doch er leidet wie sein Vorgänger in dem Amt an der Züchterkrankheit und darf den Tieren nicht zu nah kommen. Bald aber stehen wieder Ausbesserungen im Schlag an. Der Boden muss ausgetauscht, der Futterapparat ersetzt werden. Helfende Hände werden stets gebraucht, denn zu tun sei immer etwas. Gerade erst haben sie erst das Dach erneuert.

„Aufhören geht nicht“, sagt Monika Hedtkamp, die tagtäglich im tierischen Einsatz ist. Wenn sie nicht gerade Tauben im Schlag versorgt, hat sie doch immer Futter dabei, wenn sie in Steele unterwegs ist. „Ich liebe diese Tiere“, sagt die 75-Jährige und stellt klar: „Die Tauben gehören mir zwar nicht, aber sie sind meine Lebensaufgabe.“

Finanzielle und ehrenamtliche Hilfe

Der Verein Arbeitsgruppe Stadttauben Steele setzt sich für einen stadtverträglichen Taubenbestand ein. Regelmäßig klären die Mitglieder zudem darüber auf, dass Stadttauben keine wilden Tiere seien, sondern von entflogenen Haus- oder Rassetauben abstammen. Oft geht es um das Thema Übertragung von Krankheiten, der Verein beantwortet die Frage auch auf einem Infoblatt: „Die gesundheitliche Gefährdung ist nicht größer als die durch Nutz-, Liebhaber- oder Wildtiere sowie durch Menschen.“

Der Verein finanziert sich u. a. aus Mitgliedsbeiträgen (20 Euro im Jahr) und wird von der Bezirksvertretung unterstützt. Allein fürs Futter belaufen sich die Kosten bereits auf bis zu 500 Euro im Monat. Daher ist der Verein auf Spenden, aber auch ehrenamtliche Helfer angewiesen. Kontakt: 0201- 53 51 08.

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