Essen-Kray. Ein „Runder Tisch“ hat der Verwaltung Maßnahmen vorgeschlagen, um Trinker von der Krayer Platte zu vertreiben. Leser bezeichnet Vorgehen als unsozial.

Abbau der Bänke und der Mauer, um den Trinkern die Sitzmöglichkeit zu nehmen. Alternativ könne man auch Spitzen auf der Mauer anbringen. So lauteten die Vorschläge des „Runden Tisches“.

Kaufleute, Politiker, Vertreter der Verwaltung, der Polizei und der Suchtselbsthilfe-Organisation „Das Blaue Kreuz“ hatten sich mit der „Trinkerszene“ auf der Krayer Platte auseinandergesetzt. Welche Maßnahmen am Ende auch ergriffen werden sollen, unterm Strich stand: Die Gruppe, die sich täglich dort trifft und Bier trinkt, soll vertrieben werden. Die Verwaltung solle ab jetzt übernehmen.

„Kern ist eigentlich nett und hilfsbereit“

Steuerberater Peter Bedenbecker will das so nicht stehen lassen. Er meldete sich bei dieser Redaktion nach der Berichterstattung vom 22. Juni. Seine Meinung: „Die Vertreibung dieser Menschen, mit welchen Mitteln auch immer, verstößt eklatant gegen die Grundrechte der Bundesrepublik.“ Bedenbecker arbeitete über Jahrzehnte bis April diesen Jahres in unmittelbarer Nähe der Krayer Platte. Ihm seien die Personen nie negativ aufgefallen. Bedenbecker glaubt nicht, dass anliegende Geschäfte, wie etwa das Brillengeschäft „Optik Handke“, durch die Gruppe, weniger verkaufen würde.

Auf Nachfrage beschreibt die Inhabertochter Nicole Geiger die Situation direkt vor ihrem Ladenlokal ambivalent. „Der Kern von etwa sechs Männern ist eigentlich kein Problem. Die sind nett, hilfsbereit und tun niemandem etwas.“

Platte als Einfalltor zu Kray

Anders sei es jedoch, wenn die Gruppe größer würde. Geiger mutmaßt, dass dann Personen dazu kommen, die an anderer Stelle ein Platzverbot erhalten haben. „Dann wird es laut, sie pöbeln sich untereinander an und urinieren in den Gang neben dem Laden.“

Geschäftsschädigend sei die Situation allemal: „Viele Kunden fragen, ob man nicht etwas dagegen tun kann. Der Anblick ist einfach nicht schön.“ Dem ganzen Stadtteil würde es schaden. Zumal die Platte das Einfalltor zu Kray ist. Menschlich würden ihr aber natürlich vor allem die Leute, die täglich da sind, Leid tun, räumt Geiger ein.

Dass der Stadtteil scheinbar geteilter Meinung ist, wird auch im Gespräch mit weiteren ansässigen Geschäftsleuten deutlich. Sie wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen, da sie fürchten, der einen oder anderen Seite vor den Kopf zu stoßen. Ihre Sicht gleicht aber der von Nicole Geiger.

Unchristlich und unsozial

Ja, es sei kein schöner Anblick, vor allem für Leute, die erstmalig nach Kray kommen. Ja, der Kern der Männer sei nett und tue keinem etwas. Und ja, Probleme gebe es dann, wenn die Gruppe größer wird. „Zu 90 Prozent ist es aber friedlich. Solange das so ist, habe ich kein Problem“, sagt einer. Eine andere Geschäftsfrau glaubt, „würden sie nicht am Eingang vom Stadtteil sitzen, hätte keiner ein Problem mit ihnen“. Aber sie würden halt hier ihre Freizeit verbringen wollen, da, wo etwas los ist.

Nicole Markner von der CDU und Teilnehmerin des runden Tisches sah genau darin das Problem: „Da setzt sich doch kein normaler Mensch hin – man muss ja Angst haben, beklaut zu werden.“

Zu solchen Aussagen hat Peter Bedenbecker eine eindeutige Meinung: Sie seien „weder als christlich, noch als sozial, noch als demokratisch, sondern nur als menschenverachtend zu bezeichnen.“