Essen-Kray. Die Krayer Anwältin Silvia Steuck beschwert sich seit Monaten bei dem alternativen Briefzusteller Postcon über verspätete Post, jedoch ohne Erfolg.

Als Silvia Steuck am 21. März den Briefkasten öffnete, war dieser komplett überfüllt – mit der Post der vergangenen Woche. Briefe mit den Poststempeln vom 15. bis 17. März kamen erst jetzt an; für die Rechtsanwältin aus Kray kein neues Problem: „Seit mindestens einem Jahr bekomme ich ein- bis zweimal pro Woche gebündelt die Post.“ Tägliche Zustellung – Fehlanzeige.

Dabei handelt es sich um die Post, die von dem alternativen Briefzusteller Postcon gebracht wird. Sowohl die Stadt Essen als auch die Essener Gerichte verschicken mit dem Ratinger Unternehmen. „Es ist überaus ärgerlich, wenn zum Beispiel in Eilverfahren Briefe erst fünf bis sieben Tage nach dem Poststempel eintreffen und manche Fristen schon verstrichen sind“, sagt Steuck.

Entschuldigung statt Erklärung

Vor rund einem halben Jahr fing sie an, sich bei der Postcon, die 2014 aus der TNT Post hervorgegangen ist, zu beschweren – ohne Erfolg. Auf den schriftlichen Kontakt habe niemand reagiert, in der Hotline sei sie jedes Mal mit der Aussage „Wir kümmern uns“ vertröstet worden und habe nie eine Rückmeldung erhalten.

Postcon reagiert auf Nachfrage dieser Zeitung einsichtig. „Das Problem ist uns bekannt und wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass dies nicht noch einmal passiert“, sagt Unternehmenssprecherin Jeannine Böhrer-Scholz. Warum man auf die Beschwerden der Krayerin nicht reagiert hat? „Dazu kann ich noch nichts sagen, ich kann mich da wirklich nur entschuldigen.“ In Einzelfällen könne es vorkommen, dass sich Laufzeiten erhöhen. Warum dies bei Silvia Steuck allerdings seit Monaten der Fall ist; diese Frage konnte Böhrer-Scholz nicht beantworten.

Weitere Fälle bekannt

Die Krayer Rechtsanwältin kann dazu auch nur spekulieren: „Erst dachte ich, es liegt am Zusteller. Aber da sich nach meinen Beschwerden nichts geändert hat, glaube ich, das hat Methode.“ Ihre Kanzlei liege „etwas ab vom Schuss“, weswegen Steuck vermutet, dass es sich bei der wöchentlichen Zustellung um Sparmaßnahmen handelt.

Dies ist nicht der erste Essener Problemfall mit Postcon. Anfang des Jahres 2014 hatte eine Kettwigerin in einem leerstehenden Haus eine Hand voll Briefe gefunden, darunter „eilige Wahlsachen“. Wenige Monate später beschwerten sich Anwohner eines Hochhauses im Südviertel darüber, dass Wahlunterlagen der Stadt einfach auf dem Boden abgelegt worden statt in die Briefkästen geworfen waren. All diese Briefe wurden mit Postcon versendet.