Essen-Kray. . Simon Bega alias „Yark 45“ ist Lokalpatriot, wie er im Buche steht. Sein Wohnzimmer ist die Westkurve von Rot-Weiss Essen.

Seine Wurzeln: die Krayer Straßen. Seine derzeitige Heimat: der Beton im Isinger Feld. Sein Wohnzimmer: die Westkurve von Rot-Weiss Essen in Bergeborbeck. Sein Bühnenname: „Yark 45“, ein Palindrom – eine verkehrt herum buchstabierte Abwandlung – des Wortes „Kray“ mit der Postleitzahl Essens. Rapper ­Simon Bega ist ein Lokalpatriot, wie er im Buche steht.

Vorne der Mann mit Mütze, Kapuzenpulli und Sonnenbrille, dahinter Großstadtkulisse mit Postbank- und RWE-Gebäude, alles gehalten in tristem Schwarz-Weiß, darüber eine Piano-Untermalung mit melodiösem Sprechgesang und Zeilen wie „Tagein tagaus atmen wir die Luft. Kinder des Potts.“

So klingt Heimatliebe

Hätte Bega „Kinder des Potts“ nicht 2014 aufgenommen, sondern fünf Jahre früher, dann hätte er wohl nicht nur die Produktion des Stückes finanziert bekommen, sondern wahrscheinlich den Dreh des Drei-Minuten-Clips direkt dazu. Denn alles, worum sich die „Verkäufer“ des Themas Ruhrgebiet im Kulturhauptstadtjahr 2010 so intensiv bemühten, dafür steht der Krayer. So klingt Heimatliebe.

„Es geht mir natürlich auch um Essen, aber im Grunde ist es ja das ganze Ruhrgebiet, worüber ich singe“, erzählt Simon. Die Attitüde des Underdogs oder „Straßenköters“, mit der sich so viele Rapper einen authentischen Anstrich geben, die ist ihm fremd. Der 30-Jährige verkörpert eher den Typus „Netter Junge von nebenan“. Nein, das Ehrliche und Unaufgesetzte ist es ja gerade, was er hier so liebt. „Ich glaube, vieles hat sich in mir durch meine Zeit als Fan von Rot-Weiss Essen entwickelt“, erzählt er.

Vereinsbettwäsche, Dauerkarte und Auswärtsfahrten

Denn Bega hat nicht nur sein bislang einziges Album 2011 „Rot-Weisser Junge“ genannt, er ist es auch. Vereinsbettwäsche als Kind; Dauerkarte seit 15 Jahren; Auswärtsfahrten, selbst zum TuS Erndtebrück. „Von der Wiege bis ins Grab“ hieß sein Stück, das er für den RWE-Sampler „Stimmung statt Randale“ 2013 aufnahm und das heute noch eine Stunde vor Anstoß im Stadion läuft. „Freundschaft, Zusammenhalt, Loyalität, das habe ich vor allem bei den vielen Auswärtsfahrten erlebt. Man ist da ja auch ein bisschen Vertreter seiner Stadt“, sagt er.

Im Stadion hat er auch seinen Freund, Fankollegen und Background-Rapper Tobias „Tobs“ Sosna getroffen. 2011 war das, mittlerweile standen die Beiden rund zehn Mal gemeinsam auf der Bühne, etwa beim letzten „Kray or die“ und beim „Essen.Original 2015“. „Aufgenommen haben wir noch nie zusammen, das wird jetzt kommen“, erzählt „Tobs“. Im Dezember wollen sie eine EP veröffentlichen, im nächsten Jahr soll dann mit großer Online-Ruhrpottplattform, neuem Longplayer und möglicherweise eigenem Label ein größerer Wurf folgen. Vorher will „Yark 45“ im November ein neues Stück im heimischen Studio produzieren und einen Clip dazu drehen. Thema? Die eigene Kindheit. Simon Bega: „Man darf eben nicht vergessen, wo man herkommt.“

Die Videos zu „Kinder des Potts“ und „One love (Ruhrpott)“ kann man sich bei Youtube.com/user/yarknrw ansehen. „Rot-Weisser Junge“ und die kommende EP findet man zum Download auf facebook.com/yark45 oder auch bei facebook.com/sbega