Essen-Ostviertel. Ende 2014 wurde die Barbarakirche im Ostviertel außer Dienst gestellt, das Grundstück an einen Investor verkauft. Der baut dort drei Mietshäuser.
Knapp zwei Jahre nach dem Verkauf ist es endlich soweit: Die Barbarakirche im Essener Ostviertel wird abgerissen. Bereits im Jahr 2014 profaniert, macht das 1905 eingeweihte Gotteshaus an der Elisenstraße nun Platz für drei Mehrfamilienhäuser.
Wenn Christiane Moos an ihrer alten Kirche vorbeifährt, in der ihre Kinder getauft wurden und zur Kommunion gingen, wird es ihr schwer ums Herz: „Ich hätte nie gedacht, dass mir der Abriss so nahe geht“, sagt die Katholikin, „es sind zwar nur Steine, aber ich verbinde einfach viel mit der Barbarakirche.“
Zuletzt nutzen die italienische und die koreanische Gemeinde die Kirche
Zwar habe sie als langjähriges Mitglied des Kirchenvorstandes mitentschieden, dass das Gotteshaus dem Erdboden gleichgemacht wird und Grund und Boden verkauft werden, „doch im Moment bin ich sehr deprimiert wenn ich sehe, wie der Kirchbau in den letzten Tagen verschwindet“.
Dabei möchte sie die Entscheidung nicht rückgängig machen: „Die war richtig. Über die Jahre kamen immer weniger Menschen in die Gottesdienste, zuletzt wurde die Barbarakirche nur noch von der koreanischen und der italienischen Gemeinde genutzt.“ Letztere war im ganzen Stadtgebiet bekannt für ihre Passionsspiele, die sie immer am Karfreitag im benachbarten Elisenplatz aufgeführt hat.
Barbarakirche war schon lange marode und renovierungsbedürftig
Dann entschied vor sechs Jahren der Kirchenvorstand der Großgemeinde St. Gertrud, zu der auch die Barbarakirche gehört, die ziemlich marode und renovierungsbedürftige Kirche aufzugeben und zu profanieren und das insgesamt 5100 Quadratmeter große Grundstück an der Elisenstraße zu verkaufen. Dazu gehört nicht nur der Sakralbau, sondern auch das angrenzende Pfarrhaus und das Gemeindezentrum an der Elisenstraße 11-13. Beide Häuser stehen auch schon seit zwei Jahren leer.
Auch interessant
All diese Gebäude weichen nun den Barbara Höfen. So nennt der Investor, die in Essen beheimatete Harfid GmbH, das geplante Bauprojekt. „Hier entstehen drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 64 Mietwohnungen“, erklärt André Althoff, Projektleiter bei der Harfid GmbH. Die Häuser seien drei- bis viergeschossig, die Ein- bis Vierraumwohnungen zwischen 46 und 98 Quadratmeter groß.
Häuser werden an ein Wohnungsunternehmen weiterverkauft
Um mit dem Bau endlich loszulegen, bedarf es nun nur noch einiger Vorbereitungen wie der Kampfmittelsondierung. Ein Termin dafür stehe noch nicht endgültig fest. Sind die Häuser fertiggestellt, werden sie von dem Immobilienentwickler Harfid an ein Wohnungsunternehmen weiterverkauft. Mit wem derzeit verhandelt wird, das möchte André Althoff allerdings noch nicht verraten.
Letzter Gottesdienst im Dezember 2014
Die 1904 errichtete St.-Barbara-Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1965/1966 instand gesetzt. Der letzte Gottesdienst wurde am 4. Dezember 2014 in der Barbarakirche gefeiert, danach wurde sie profaniert.
Die sakralen Gegenstände wie der Tabernakel-Sockel und auch der Altar der Barbarakirche konnten abgebaut werden. Sie zieren derzeit eine Kirche in Polen.
Die Glasfenster von Wilhelm de Graaff werden vom Verein „Glaskunst“ aufgestellt und aufbewahrt, bis sich ein Interessent findet.
Die Barbarakirche gehörte zur Großpfarrei St. Gertrud. Die setzt sich aus vier Gemeinden zusammen: Neben der Gemeinde St. Gertrud, die in der Essener Innenstadt und den angrenzenden nördlichen Stadtteilen beheimatet ist, gibt es noch die Gemeinde St. Bonifatius im Südosten der Stadt sowie die Gemeinden Heilig Kreuz im östlichen und St. Ignatius im westlichen Teil Essens.
Bereits verkauft wurden die 21 Seniorenwohnungen und die Altentagesstätte um die Ecke am Barbarakirchgang, die ebenfalls der Pfarrgemeinde gehörten. „Der private Investor, eine Familie, wird an den Seniorenwohnungen nichts ändern. Sie bleiben weiterhin bestehen“, versichert Christiane Moos. Der Erlös aus den beiden Grundstücksverkäufen kommt der Großpfarrei St. Gertrud zugute. „Damit können wir Rücklagen für unsere anderen Immobilien wie die St. Gertrudkirche, St, Ignatius und St. Bonifatius bilden“, sagt Christiane Moos.
Auch interessant
Auch wenn sie der Kirche mit dem markanten Fuchsgemälde an der Front nachtrauert, sieht sie in dem Neuanfang auch eine Chance für das innenstadtnahe Ostviertel. Das liegt nicht nur an den geplanten Neubau, Barbara Höfen, sondern auch an der Aufwertung der kleinen Grünfläche direkt nebenan: Der Elisenplatz, die einzige größere Grünfläche im Viertel, wird in den nächsten anderthalb Jahren für 550.000 Euro umgestaltet, erhält neue Bänke und Wege, Spiel- und Erholungsflächen. „Mit der sich anschließenden neugebauten Kita entsteht dann ein kleines hübsches Quartier, das unser ganzes Ostviertel aufwertet“, freut sich Christiane Moos.