Essen-Altenessen. Freiheit Emscher gilt als modernes Stadtentwicklungsprojekt auch im Essener Norden. Doch Anwohner sehen auch negative Konsequenzen.
Die 14. Altenessen-Konferenz beschäftigte sich mit den anstehenden Entwicklungsschritten der Freiheit Emscher und deren Chancen. Vertreter der Städte Essen und Bottrop sowie der RAG Montan Immobilien GmbH stellten ihr Projekt vor, das 2017 initiiert wurde. Der Einladung zur Konferenz folgten rund 200 Bürger, die auch ihre Sorgen mitbrachten: Eine betrifft vor allem ein enormes Verkehrsaufkommen, das sie befürchten.
„In Essen mangelt es an Gewerbe- und Industrieflächen. Mit unserem Projekt wollen wir die wirtschaftliche Weiterentwicklung im Ruhrgebiet fördern“, erklärte Gernot Pahlen, Projektleiter der RAG Montan Immobilien GmbH, auf der Konferenz. Auf circa 1700 Hektar Fläche solle ein urbanes Zentrum im nördlichen Stadtraum von Essen und im südlichen von Bottrop entstehen, hieß es weiterhin: Mit Gewerbe, moderner Industrie, Wohnen, Grünflächen und Freizeitangeboten am Wasser. Denn: „Die ehemaligen Bergbauflächen bieten die größte Flächenreserve des Ruhrgebiets in zentraler Lage“, so Pahlen.
Rund 200 Teilnehmer aus Altenessen und den umliegenden Stadtteilen
Träger und Termine der Altenessen-Konferenzen
Die Konferenz ist ein für alle Bürger offenes Forum zum öffentlichen Meinungsaustausch über Angelegenheiten der Stadtteile Altenessen, Karnap und Vogelheim.
Träger und Organisatoren der Konferenz sind die beiden großen christlichen (kath./evgl.) Gemeinden des Stadtteils, die Interessengemeinschaft Altenessen und der Essener Verbund der Immigrantenvereine (Dachverband der Essener Migrantenorganisationen). Eine Vorbereitungsgruppe aus Vertretern der Träger und engagierten Einzelpersonen organisiert die jeweiligen Veranstaltungen.
Die Altenessen-Konferenz findet zweimal im Jahr statt. Die Termine für 2020 stehen bereits fest: Dann findet die Konferenz am 1. März und am 29. November statt.
Aber: Was bedeutet das konkret? Und vor allem: Was bedeutet das für den Essener Norden? Das sind die Fragen, die sich die rund 200 Teilnehmer aus Altenessen und den umliegenden Stadtteilen stellten. Bewohner sorgen sich um erhöhtes Verkehrsaufkommen trotz neuer, geplanter Infrastruktur. Eine wesentliche Voraussetzung für die Erschließung des Gebietes sei die Schaffung einer neuen Infrastruktur, erklärten die Vertreter. Dazu gehört der sogenannte „Gewerbe-Boulevard“ von der Prosperstraße in Bottrop bis zur Daniel-Eckhard-Straße in Essen für den Schwerlastverkehr.
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Außerdem soll eine Verlängerung von Sturmshof nach Westen bis zur neuen Autobahn-Anschlussstelle an die A42 ein schnelleres Abfließen des Schwerlastverkehrs ermöglichen. Darüber hinaus soll die Erweiterung der Umwelt-Trasse eine neue Verbindung zwischen Essen und Bottrop schaffen, insbesondere für den Fuß- und Radverkehr sowie für den öffentlichen Personennahverkehr. Die Fertigstellung dieser Infrastruktur-Maßnahmen soll bis 2030 erfolgen.
Arbeitsgruppen diskutierten die befürchteten Probleme
Doch trotz der geplanten Infrastruktur-Maßnahmen, die laut Freiheit Emscher eine Entlastung des Verkehrs mit sich bringen sollen, machte sich unter den Teilnehmern besonders eine Sorge breit: dass sich durch die Entstehung neuer Arbeitsplätze im neuen Gewerbegebiet das Verkehrsaufkommen trotzdem enorm erhöht. In mehreren Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer mit den Vertretern genau diese Problematik.
„Könnte man dieses Problem nicht durch die Schaffung von neuem Wohnraum in der Nähe des Gewerbegebietes vermeiden? Sonst pendeln ja noch mehr Arbeitnehmer in den Essener Norden“, fragt Anwohner Frank Baumeister und bekommt die Antwort, dass man sich bei der Freiheit Emscher ausschließlich auf das Gewerbegebiet konzentriere und keine Erschaffung von neuem Wohnraum geplant sei.
Kritik an fehlender Wohnbebauung bei dem Projekt
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Diesen Punkt kritisierte Irmgard Bradel aus Altenessen scharf: „Aber dann wird nur durch ein Auge geschaut – der Fokus liegt nur auf dem Gewerbegebiet, aber wenn kein einziges Wohnhaus entsteht, gibt es nur noch mehr Verkehrschaos.“ Zustimmendes Nicken unter den Teilnehmern. Und Carsten Schoch aus Altenessen äußerte noch ein weiteres Bedenken: „Das Wort ‚Umwelt-Trasse‘ klingt ja erstmal toll, aber dafür müssten viel mehr Verbindungen geschaffen werden, damit diese wirklich sinnvoll ist und man auch tatsächlich mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt – egal in welche Richtung man muss.“
Bedenken, die sicherlich ihre Berechtigung haben und von den Projektträgern innerhalb der Altenessen-Konferenz protokolliert wurden, um sie in die weitere Planung miteinzubeziehen. „Ich hoffe, dass unsere Sorgen und Vorschläge wirklich bedacht werden und nicht einfach untergehen“, appelliert Carsten Schoch am Ende an die Freiheit Emscher.