Essen-Altenessen. . Der Bedarfs an Kita-Plätzen ist noch lange nicht gedeckt. Schwestern aus Altenessen bieten als Tagesmütter wenigstens neun zusätzliche Plätze an.
2,5 Mio Euro investiert die Stadt derzeit an der Stauder-straße in Altenessen in den Neubau einer Kindertagesstätte. Die Bagger sind angerückt, damit demnächst drei Gruppen mit insgesamt 54 Plätzen, davon 19 Plätze U 3 und 35 Plätze Ü 3, zusätzlich zur Verfügung stehen. Doch weil der Bedarf ein Betreuungsplätzen deutlich größer ist, haben Riccarda Sund-Bischoff (40) und Svenja Dupont (36) keinerlei Probleme, ihren „Kinder(t)raum“ zu füllen. An der Karlstraße werden sie ab August für neun Kinder die Tagesmütter sein.
In Altenessen aufgewachsen, kennen die beiden ihren Stadtteil bestens. Riccarda Sund-Bischoff, Mutter dreier Kinder, arbeitet seit Beginn des Jahrzehnts als Tagesmutter im „Nesthäkchen“, einer privaten Einrichtung am Ellingradeweg in Huttrop. Ursprünglich zur zahnmedizinischen Fachangestellten ausgebildet, schulte sie nach der Geburt ihrer Kinder zur Tagesmutter um. „Darin habe ich meine Berufung gefunden“, sagt sie. Seit ihre Tochter die Karlschule besucht, war das tägliche Pendeln zwischen Altenessen und Huttrop nicht mehr praktikabel.
Ein Kind spielte auch bei ihrer Schwester Svenja Dupont eine Rolle. Seit Leni-Marie ihr Familienleben durcheinander wirbelt, suchte sie eine Tätigkeit mit regelmäßiger Arbeitszeit.
Neun Plätze waren schnell vergeben
„Deshalb bilde ich mich jetzt zur Tagesmutter weiter“, freut sie sich auf ihre neue Herausforderung. Ihren „Kinder(t)raum“ verwirklichen sie in einer lange Jahre leer stehenden Apotheke an der Karl-straße, nahe der Heßlerstraße. 104 Quadratmeter groß ist das renovierte Ladenlokal. „Wir haben leider kein eigenes Außengelände, aber dafür den Schrebergarten an der Kuhlhoffstraße in der Nähe, den Bürgerpark, die Schurenbachhalde und die Jugendfarm. Außerdem arbeiten wir mit dem evangelischen Kindergarten zusammen. Unsere älteren Kinder dürfen dort am Schulprogramm teilnehmen“, erklärt Riccarda Sund-Bischoff, warum das Jugendamt ihnen trotzdem den Betrieb erlaubt. Die neun Plätze hätten sie mithilfe der Diakonie und über die Litte-Bird-Internetplattform vergeben.
Der „Kinder(t)raum“ ist montags bis freitags von 7.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. Für die Verpflegung sorgen die Eltern gemeinsam mit den Tagesmüttern, die das Mittagessen zubereiten. Svenja Dupont: „Wir dürfen leider kein Essensgeld nehmen. Dagegen läuft aber eine Klage unseres Interessenverbandes der Tagesmütter.“
Problematische Nachbarschaft schreckt nicht ab
Der „Kinder(t)raum“ am oberen Ende der Karlstraße wird in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnhaus eröffnet, das in der Nachbarschaft den denkbar schlechtesten Ruf hat. „Sperrmüll, Polizeieinsätze, Beschwerden der Anwohner, Unrat im Innenhof, und niemand weiß, wie viele Leute da überhaupt wohnen“, sagen Svenja Dupont und Riccarda Sund-Bischoff übereinstimmend, bestätigen damit aber auch Beschwerden, die die Redaktion erreicht haben. Sie selbst haben keine Angst, ihre Einrichtung zu eröffnen, „denn tagsüber sieht man hier keinen“, sagt Riccarda Sund-Bischoff.
Sie selbst ist an der Zinkstraße aufgewachsen, so dass ihr der Anblick – gestern stapelte sich der Müll vor dem Haus – durchaus bekannt ist.
Für Matthias Blackert, Sicherheitskoordinator in der Stadtverwaltung, ist das Haus seit Langem ebenfalls bekannt. „Die erste Meldeüberprüfung haben wir gemeinsam mit Bauordnungs-, Umweltamt und Polizei Ende letzten Jahres dort gemacht“, berichtet er. Hier lebten vorwiegend Rumänen, und zwar auf engstem Raum. In der kommenden Wochen habe er ein Gespräch mit dem Entsorgungsbetrieb, um die Anzahl der Müllcontainer der Zahl der Bewohner anzupassen.
„Es gibt aber schlimmere Ecken in Essen als diese“, schränkt Matthias Blackert ein.