Altenessen-Süd. . Die Renovierung der Fassaden hat die Stadt mitfinanziert. Jetzt geht die Befürchtung um, dass die Stadt die Häuser kaufen und abreißen möchte.
Ernüchterung an der Gladbecker Straße in Altenessen-Süd: Gerade erst hat die Stadt die Verschönerung von Hausfassaden mitfinanziert – jetzt möchte sie diese Häuser aufkaufen und abreißen. „Wir würden für unsere Investition bestraft werden. Die Kraft, die wir da hinein gesteckt haben, kann man nicht zurückholen“, sagten Vera und Lambert Oprée.
Das Ehepaar aus Kettwig, das beruflich in der Baufinanzierung tätig ist, hat vor vier Jahren das Haus Gladbecker Straße 249 erworben. Einerseits, um ihren Firmensitz vom Rüttenscheider Stern hierhin zu verlegen, um z. B. leichter einen Parkplatz zu finden, andererseits hatte sich speziell Vera Oprée (59) in die Jugendstil-Fassade verguckt – obwohl diese rußschwarz war „und man schon Fantasie haben musste“, sagt sie. Außerdem habe das Haus ein wunderbares großes Grundstück, fügt sie hinzu und verweist auf die Wiese, die erst etwa 50 Meter entfernt am alten Friedhof endet.
Altbau aus dem Jahr 1912 geschmackvoll renoviert
Inzwischen ist der Altbau aus dem Jahr 1912 geschmackvoll renoviert und die Wohnungen vermietet, und zwar sehr schnell. „Wir werben mit dem Hinweis auf City- und Uni-Nähe“, erzählt Lambert Oprée, der sich am liebsten „kreative Menschen und Studenten“ als Mieter wünscht. Mit Erfolg: „Für eine Wohnung hatten wir 53 Anfragen.“ Ein Student, ein Techniker und eine Frau mit zwei Kindern sind nun die Mitbewohner an der Gladbecker Straße 249.
Darauf wurden die unmittelbaren Nachbarn aufmerksam. Auch hier stand ein Generationenwechsel an: Die betagten Hausbesitzer waren letztlich froh, ihre Immobilie an jemanden verkaufen zu können, der ein persönliches Interesse hat. „Wir haben das Haus für unseren Sohn erworben“, bestätigt Lambert Oprée.
Frische Farben für beide Neuerwerbungen
Selbstverständlich war es für das Ehepaar, die Fassaden neu streichen zu lassen. Nachdem das linke Hauses einen gelben Anstrich bekam, strahlt das rechte nun in einem warmen Rot.
Dass die Stadt über ihr Fassadenprogramm für Altenessen-Süd bis zur Hälfte der Kosten übernimmt, wussten die Hausbesitzer in diesem Moment gar nicht. „Da haben uns Nachbarn einen Tipp gegeben.“ Auf der Internet-Seite der Stadt fanden sie nach längerem Suchen tatsächlich einen Hinweis. Schnell war der Antrag gestellt und genehmigt. „Der Sachbearbeiter hat uns gesagt, dass die Kassen voll sind“, wundert sich der Baufinanzierer, der sich über den 5000-Euro-Zuschuss freute: „Da waren wir richtig stolz drauf.“
Frage nach der „Sozialen Stadt“
Die Ernüchterung kam vor wenigen Tagen, als Nachbarin Susanne Demmer erzählte, dass ein weiterer Hausbesitzer plötzlich keinen Zuschuss mehr bekommt – weil die Stadt im Zuge des „Rahmenplans Gladbecker Straße“ die direkt am Straßenrand stehenden Altbauten aufkaufen und abreißen möchte. Neubauten sollen dann zurückversetzt entstehen, um der Verkehrsader mehr Raum zu bieten.
Auch Reinhard Schmidt, ein weiterer Nachbar, ist ebenso ratlos wie empört darüber: „Die Problemhäuser an der Hövelstraße haben sie nicht gekriegt. Aber hier, wo die Nachbarschaft noch richtig intakt ist, wollen sie mit dem Knüppel reinschlagen. Was hat das denn mit dem Projekt ,Soziale Stadt’ zu tun?“
Stadt lädt Hausbesitzer zum Gespräch ein
Zu einem Treffen der betroffenen fünf Hausbesitzer und dem Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement soll es – wahrscheinlich – am Mittwoch, 26. April, kommen.
Es ist vertraulich, so dass die Stadt über Inhalte noch nichts sagen kann. Das Fassadenprogramm sei aber nicht gestoppt.
Von der Stadtverwaltung gab es gestern noch keine Stellungnahme.