Essen. Der Essener Müll wird auch weiter nach Karnap gebracht: Der Betrieber des Müllofens RWE hat sich in einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt. Die Gebühren für die Essener Haushalte dürften vergleichsweise niedrig bleiben. Die Skeptiker des Müllofen-Kaufs sehen sich damit bestätigt.

Die Müllgebühren dürften in den kommenden Jahren weiter vergleichsweise günstig bleiben. Die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) haben jetzt mit „RWE Generation“ einen Vertrag über die Müllverbrennung in den kommenden zehn Jahren geschlossen. Damit steht fest: Der Essener Haus- und Sperrmüll wird auch über das Jahr 2014 hinaus in der Anlage in Karnap verbrannt, die RWE gehört. Der bisherige Veraschungsvertrag läuft zum Ende des Jahres aus.

Ursprünglich wollte RWE den Müllofen an die Städte Essen, Bottrop und Gelsenkirchen verkaufen. Doch nachdem dies geplatzt war, hatte Essen die Müllverbrennung europaweit ausgeschrieben. Und wie es aussieht, dabei mit der RWE-Offerte ganz gute Preise erzielt. Nach Informationen der WAZ bezahlt die EBE für die Verbrennung einer Tonne Restmüll künftig rund 53 Euro. Das soll zwar etwas über den bisherigen Kosten liegen, aber nur geringfügig. Auf die künftigen Gebühren dürfte zumindest der Verbrennungspreis keinen großen Einfluss haben. Im Landesvergleich hat Essen schon heute recht günstige Müllgebühren.

Bis Ende des Jahres verbrennen neben Essen auch Bottrop, Gelsenkirchen, Mülheim und Gladbeck ihren Müll in Karnap. Die beiden letzteren aber scheren aus dem Karnap-Verbund aus und bringen ihren Müll künftig woanders hin. Dagegen hat Bottrop seinen Vertrag mit RWE ebenfalls verlängert. Gelsenkirchen wird wohl auch eine Ausschreibung starten, an der sich sicher auch RWE beteiligt.

Bürger sollen unternehmerisches Risiko nicht tragen

Dennoch muss RWE sehen, wie es den Müllofen künftig auslastet. Bottrop und Essen bringen es zusammen auf rund 200.000 Hausmüll jährlich. Im vergangenen Jahr jedoch wurden noch über 650.000 Tonnen im Jahr in Karnap verbrannt. RWE rechnet sich zwar aufgrund der günstigen Kosten in Karnap ganz gute Wettbewerbschancen aus. Dennoch gilt der Müllmarkt als hart umkämpft, weil die Müllmengen immer mehr sinken und es somit zu viele Öfen gibt.

Das Ergebnis der Ausschreibung gibt nun all jenen Skeptikern Recht, die vor einem Kauf der Karnaper Anlage durch die Städte gewarnt hatten. „Die Müllgebühren werden stabil bleiben - allen Unkenrufen zum Trotz. Es wäre falsch gewesen, den Bürgern das unternehmerische Risiko des Kaufs und Betriebs des Müllofens in Karnap tragen zu lassen“, so Hans-Peter Schöneweiß von der FDP. Auch der befürchtete Mülltourismus sei ausgeblieben. Zwischenzeitlich hatte es die Überlegung gegeben, den Essener Müll nach Herten zu karren. Doch das wäre fast doppelt so teuer gewesen.