Essen. . Anwohner der Bundesstraße 224 in Altenessen-Süd fühlen sich seit Jahren von der Politik vernachlässigt. Jetzt wollen sie eine Initiative gründen.
Anwohner der Gladbecker Straße in Altenessen-Süd stehen vor der Gründung einer Bürgerinitiative. Sie wollen sich nicht länger mit der „Feinstaub- und Stickstoffdioxidzone“ abfinden und laden deshalb Oberbürgermeister Thomas Kufen zum Gespräch ein. „Hier haben viele Menschen die Feinstaubnase gestrichen voll! Und damit Ihnen des Bürgers ,dreckiger Rotz’ nicht vor die Füße fällt, rufe ich zum Dialog auf“, schreibt Susanne Demmer in einem im Internet-Lokalkompass veröffentlichen offenen Brief.
Susanne Demmer war früher einmal Bezirksvertreterin für Rüttenscheid. Doch dann bekam sie die Möglichkeit, in einen schönen Altbau an der Gladbecker Straße zu ziehen. „Ich bin ganz crazy und ziehe vom Süden in den Norden“, sagt sie von sich selbst. „Sozial fand ich es aber spannend, weil hier viele freundliche Leute wohnen.“ Zumal es in Rüttenscheid auch immer lauter geworden sei. Aber der Fußballfan nennt noch ein weiteres schwerwiegendes Argument für den Umzug: „Mein Rot-Weiss liegt auch im Norden.“
„Das ist eine Ecke hier fast wie im Zonenrandgebiet“
Doch inzwischen hat Susanne Demmer den Eindruck gewonnen, in einer arg vernachlässigten Gegend zu wohnen: „Das ist eine Ecke hier fast wie im Zonenrandgebiet. Man hat seit Jahrzehnten nicht mehr hingeschaut.“
Letzter Anstoß für den Brief an das Stadtoberhaupt war ein Rundgang durch ihr Viertel. Eine Nachbarin beklagte den Lärm. Nicht nur den von der Bundesstraße, sondern den einer Autowerkstatt in einem Hinterhof. „Bis in die späten Abendstunden“ würde hier gearbeitet, „selbst am Wochenende ist hier der Teufel los“.
Stefan Kempowski von der KfZ-Werkstatt Kemper bestreitet das. Falls mal länger als bis 18 Uhr gearbeitet werde, seien die Werkstatttore geschlossen. Natürlich gingen von der Autowerkstatt Geräusche aus: „Wenn man eine Flex beim Auspuff ansetzt, dann ist das eben so.“ Doch auch der Vermieter lege Wert darauf, dass der Betrieb nicht zu laut sei.
Initiative will sich nach Ferien gründen
Dass sogar die Holzwerkstatt der Suchthilfe hier so stört, dass drei Kinder „oft nicht schlafen“ können, verwundert Suchthilfe-Geschäftsführer Oliver Balker: „Die Teilnehmer sind von 9 bis 15 Uhr da. Abends wird schon gar nicht gearbeitet.“ Eine Beschwerde sei bei ihm auch noch nicht angekommen. Beide Betriebe arbeiten in einem „allgemeinen Wohngebiet“, in dem „nicht störende Handwerksbetriebe“ erlaubt sind.
Über lose Gehwehplatten ist Susanne Demmer in der Bäuminghausstraße gestolpert, und die abkippende Hausfassade macht ihr auch Sorgen. Sie hofft, dass Pollern bald die Autos fern halten. Die Stadt ist jedenfalls alarmiert.
Dass die Sparkasse hier ihre Filiale schließen möchte, mache nicht nur sie traurig. Das Unternehmen teilt mit, dass frühestens in zwei oder drei Jahren mit der Schließung zu rechnen sei.
Nach den Ferien wird sich die Initiative gründen. SPD-MdB Dirk Heidenblut hat seine Dialogbereitschaft schon mitgeteilt.