Essen. . Die Bürgerinitiativen, die sich gegen eine Flüchtlingsunterkunft im Fatloh in Essen-Bedingrade wenden, erläutern noch einmal ihre Beweggründe.
Bernd Quildies ist eigentlich ein besonnener, ruhiger Typ. Doch mittlerweile hat der Sprecher der Bürgerinitiative Landschaftsschutzgebiet Hexbachtal die Nase voll: „Wenn sich die Politiker weiterhin uns gegenüber so desinteressiert verhalten, dann werden sie bei der nächsten Wahl abgestraft“, droht er unverhohlen.
Seitdem im vergangenen Jahr die Pläne, eine Flüchtlingsunterkunft im beliebten Hexbachtal im Essener Westen zu bauen, öffentlich gemacht wurden, kämpft die Initiative dagegen. Und fühlt sich dabei oft diffamiert und zu Unrecht in die „rechte“ Ecke gestellt. „Damit will man uns mundtot machen“, ist Kerstin Fänger, Sprecherin der Facebook-Gruppe „Rettet das Hexbachtal“, überzeugt. Die Gruppe kämpft gemeinsam mit der Bürgerinitiative gegen eine Bebauung den Landschaftsschutzgebietes. Man sei nicht gegen Flüchtlinge, sondern wolle einfach verhindern, dass ein Stück Natur für immer verloren gehe.
Bagger sollen ab Oktober anrücken, 16.000 Bäume gefällt werden
Doch trotz massiver Proteste sollen die Bagger ab Oktober anrücken, um das Gelände für die künftige Nutzung zu erschließen. Dafür müssen 16.000 Bäume gefällt werden, eine Straße gebaut, Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen gelegt werden. „Das verstehen wir einfach nicht: Hier wird viel Geld ausgegeben, obwohl wir der Stadt eine weitaus günstigere Alternative vorgeschlagen haben“, so Quildies. Die liegt an der Heißener Straße unweit der Bahngleise und könne ohne großen Aufwand bebaut werden. Doch die Stadt habe Bedenken wegen der Nähe der Gleise: Diese hätten eine zu hohe Lärmemission zur Folge. „Nur wenige Meter entfernt werden dort gerade Häuser für junge Familien errichtet, da zählt die Lärmbelästigung scheinbar nicht“, versucht Kerstin Fänger die Argumente der Stadt zu entkräften. Und sie zeigt ein Foto einer Flüchtlingsunterkunft, die derzeit in Kettwig entsteht: Sie liegt direkt an einer Eisenbahnstrecke, „dort war der Lärm scheinbar kein Thema“.
Deswegen vermuten beide Initiativen eine ganz andere Intention, die hinter dem Plan der Stadt steht: „Der Oberbürgermeister Kufen missbraucht die Flüchtlingsproblematik, um so an begehrliches Bauland zu kommen“, lautet ihr Vorwurf, den sie immer wieder zur Sprache bringen. Zwar hätte die Stadt den Bürgern zugesichert, die Flüchtlingsunterkünfte, falls sie nicht mehr benötigt werden, abzureißen und das zwei Hektar große Gelände zu renaturieren. „Aber wir haben nichts Schriftliches bekommen. Warum sollten wir also den Verantwortlichen Glauben schenken?“, so die Bedenken der Bürgerinitiativen.
Doch wie wollen sie den geplanten Baubeginn noch verhindern? Längst wurden über 7000 Unterschriften gesammelt und abgegeben, ohne Erfolg. Ein Rundgang mit NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, der Verständnis für die Sorgen zeigte, blieb ohne Konsequenzen. „Wir kämpfen gegen Windmühlen“, so Quildies. Doch aufgeben wolle man nicht: So sollen am kommenden Sonntag, 14. August, zum Familientag auf dem Reiterhof Göken (ab 14 Uhr) nochmals alle Bürger über den aktuellen Stand informiert werden. Und direkt betroffene Anwohner wie Andreas Kirchheim, der gegenüber der geplanten Unterkunft wohnt, werden Klage erheben, sobald der erste Baum gefällt ist.