Schönebeck. Hexbachtal: SPD aus Schönebeck und Bedingrade sowie Bürger wettern gegen geplante Unterkunft für 400 Menschen

Dass sich der SPD-Ortsverein Schönebeck-Bedingrade am Samstag zu einem Spaziergang durch das Hexbachtal traf, ist erst einmal nichts Besonderes, wenn er auch Tradition besitzt. Eine gewöhnliche Wanderung wurde es diesmal jedoch nicht, denn das Hexbachtal ist nach den Diskussionen um eine mögliche Errichtung eines Zeltdorfs für rund 400 Flüchtlinge am „Im Fatloh“ nicht nur zum Politikum, sondern auch zum Sinnbild für bürgerschaftlichen Protest geworden.

Zusammengefunden hatten sich an diesem Tag viele: Exakt 123 Teilnehmer zählte der Tross: Politiker, Bürger und auch Delegierte der Bürgerinitiative „Rettet das Hexbachtal“ waren gekommen. Nicht zum Protestieren, sondern zum Mitreden: „Wir wollen ja mit der Politik ins Gespräch kommen, eine Demo würde hier gar keinen Sinn machen“, sagt Kerstin Fänger von der BI. „Es ist unglaublich schwierig, mit den Verantwortlichen der Stadt zu diskutieren. Stets werden die gleichen Argumente wiederholt.“ Man sehe die Politiker nun in Erklärungsnot.

Ein Ball, den sie auch NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, seit kurzem Chef der Essener SPD, zuspielt. Der waschechte „Schönebecker Junge“ und Anwohner des Hexbachtals ließ sich die Chance nicht nehmen: „Eine Lösung zu finden, mit der alle komplett einverstanden sind, ist unmöglich.“ Man werde wohl erst einmal an dem Beschluss festhalten – der eine temporäre Bebauung vorsieht. Allerdings seien Zeltdörfer nie eine gute Lösung; es käme zudem noch viel auf die Prüfung des Alternativstandorts an der Heißener Straße an.

Aus Sicht von SPD-Ratsfraktionschef Rainer Marschan ist diese Alternative keine wirkliche, sondern vor allem „hoch unwirtschaftlich“. Die Sorgen der BI könne er nachvollziehen, die Vorwürfe jedoch nicht: „Ich glaube nicht, dass wir zu wenig miteinander geredet haben. Der jetzige Kompromiss ist hart erarbeitet worden und wird von der Großen Koalition im Rat getragen.“

Die Rhetorik des SPD-Ortsvereins kommt da schon etwas schärfer daher. „So einem Quatsch wird die SPD Schönebeck-Bedingrade nicht zustimmen“, poltert Bezirksvertreter Knut Koch unter Applaus und meint damit die Rodung eines Waldstücks Im Fatloh, das vor Jahren als Waldersatzfläche für immerhin 4 Millionen Euro angepflanzt wurde. Diese Fläche jetzt für ein Zeltdorf abzuholzen – aus Sicht der Genossen ist das Wahnsinn. Das Versprechen, nach dem Abbau der Zelte aufzuforsten, wird angezweifelt. „Was weg ist, ist weg“, sagt ein Bürger.

Das sieht die BI genauso – und hat einige Bäume daher mit Protestschildern versehen: „Rettet unser Grün“ und „Keine Bäume – keine Zukunft“ ist dort zu lesen. „Der Kampf ist erst aus, wenn das Spiel verloren ist – und wir sind noch lange nicht am Ende“, so Knut Koch. Im Hexbachtal hoffen derzeit alle auf eine Nachspielzeit.