Essen.

Manche Familien haben schlicht Musik im Blut. So wie die von Addys Mercedes. Die Wahlessenerin aus Kuba gehört zu den erfolgreichsten Weltmusikerinnen Deutschlands. Auf ihrer Tournee tritt sie nicht nur zusammen mit ihrem Mann auf – auch Tochter Lia ist dabei. Und die ist ein echtes Wunderkind: Gerade mal zwölf Jahre alt, besucht sie bereits seit einem Jahr die Folkwang Universität.

„Es ist schon ein Privileg, dass insbesondere unsere Tochter mit auf Tournee kommen kann“, freut sich Addys Mercedes. Und einfach sei dies nicht gewesen: „Ihre Schule war von dieser Idee zuerst alles andere als begeistert“, räumt Vater Kai von Dewitz ein. „Denn nicht zuletzt bedeutet es für die Schule einen Mehraufwand an Organisation und damit mehr Arbeit.“ Ein städtisches Gymnasium habe es wegen seiner Struktur schwer, auf individuelle Begebenheiten seiner Schüler einzugehen.

Auf der Bühne ein Vorbild sein

Doch letzten Endes hat es geklappt – und so kommt es, dass Lia momentan ganze drei Schulen besucht. „Meine Hauptschule ist das Gymnasium Werden“, berichtet die Zwölfjährige, „doch wenn ich auf Tournee bin, lerne ich auf der Schule für Kinder beruflich Reisender“. Dies ist eine virtuelle Schule, die übers Internet funktioniert. „Mein Gymnasium übermittelt dieser Schule den Stoff, den ich gerade behandle.“ Darüber hinaus hat Lia vor einem Jahr die Aufnahmeprüfung der Folkwang-Universität bestanden: Dort lernt sie nun klassische Geige – damit ist sie die jüngste Schülerin dort.

Vorher hatte sie eine private Geigenlehrerin. „Das war einfacher, sie hat uns viel mehr auf die Finger geschaut, ob wir auch wirklich üben.“ Jetzt, an der Folkwang Uni erwarte man wesentlich mehr Selbstständigkeit von ihr.

Addys Mercedes

Im Katakomben-Theater im Girardet-Haus, Girardetstraße, ist Addys Mercedes und Band am Samstag, 26. Januar, zu sehen. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, Karten gibt es für 20 Euro plus Gebühren im VVK unter: 430 46 72.

„En Casa de Addys“ heißt das neue Programm, mit dem Addys Mercedes auf Tournee ist. Weit weg von Klischees wie von staubigen Klischees dicker Zigarren, singender Opas und leichter Mädchen will sie die Essenz kubanischer Klänge neu erfinden.

Dass sie die Jüngste ist, habe ihr gerade am Anfang Startschwierigkeiten bereitet, verrät Lia: „Die sind alle so groß und haben über Dinge geredet, die mich nicht so interessieren – und dann gehen sie noch in die Bar und trinken Schnaps“. Das kommt für die Zwölfjährige natürlich nicht in Frage.

Umgekehrt reagierten auch manche Gleichaltrige im Gymnasium zunächst mit Unverständnis darauf, dass sie – ähnlich wie Sportler – von Teilen des Schulunterrichts befreit worden ist. „Aber wenn ich dann klarmache, dass ich dann nicht einfach frei habe, sondern mehrere Stunden täglich Geige übe, will dann doch niemand tauschen“, lächelt sie.

Die Familie hat Vorbildfunktion

Während das musikalische Wunderkind in der Folkwang Universität sich voll auf klassische Geige konzentriert, gibt sie sich auf der Bühne zusammen mit Mama und Papa den kubanischen Popklängen hin. Welche Musikrichtung sie lieber mag, könne sie gar nicht entscheiden: „Das ist von meiner Stimmung abhängig“, lächelt sie.

Auf den Konzerten hat die musikalische Familie durchaus Vorbildfunktion, wie Addys Mercedes festegestellt hat: „Viele Eltern kommen mit ihren Kindern zu Besuch, weil sie hoffen, wenn diese Lia zuschauen, motiviert es sie, selbst ein Instrument zu lernen.“ Ob dies schon funktioniert hat, kann sie allerdings nicht sagern. Aber Lia ist da sicherlich ein Sonderfall – den Rhythmus im Blut hat sie ja eindeutig vererbt bekommen.