Essen. . Der Plattenladen „Unrock“ an der Klarastraße in Rüttenscheid macht sich in der Subkultur-Szene der experimentellen Musik einen Namen.
Klarastraße 47, ein kleines Schaufenster mit sechs schnörkellosen Buchstaben, die weltweit bei Freunden experimenteller Musik für leuchtende Augen sorgen. „Unrock“ heißt der kleine, feine Plattenladen, mit dem Michael Stahl still und gar nicht so leise seit März 2012 lang vermisste Impulse in Sachen Underground in die Essener Kulturszene ausstrahlt.
Noch ist die Wirkung hierzulande eher bescheiden. Doch in Krefeld am Niederrhein, wo der 53-Jährige sechs Jahre lang nicht nur im eigenen Laden rare Vinylscheiben verkaufte und über seine Website in alle Welt verschickte, sondern auch zahllose Stars live präsentierte, schlug der Umzug des „Unrock“-Stores Wellen. „In Krefeld gab es keine Unterstützung für das, was ich mache“, so Stahl, der sich bewusst für einen neuen Standort im Ruhrgebiet entschied.
„Hier gibt es unglaublich viel Kultur, aber bislang kaum Subkultur, und außerdem ein Publikum, das sich intensiv für Musik aus dem Non-Mainstream-Bereich interessiert.“ Genau dafür stehe der Name „Unrock“, erläutert der ehemalige Tournee-Begleiter, der bis heute von seinen Kontakten zur amerikanischen Underground-Szene zehrt.
Die Stars der Charts sind bei Michael Stahl - von Ausnahmen wie etwa Bob Dylan abgesehen - nicht zu finden. Dafür aber reihenweise sonst kaum aufzutreibende Scheiben von Musikern aus den Bereichen Experimental Noise und Electronics bis FreeJazz und Avantgarde, die der „Unrock“-Chef überwiegend aus Amerika und Großbritannien importiert. Weshalb Fans abgefahrener Sounds aus NRW und darüber hinaus regelmäßig in die Klarastraße pilgern. Auch, um ihren Stars hautnah zu begegnen. Denn regelmäßig treten in dem 24 Quadratmeter kleinen Hinterzimmer des „Unrock“ Musiker auf, die sonst in Deutschland kaum so intensiv zu erleben sind. Etwa der japanische Experimental-Gitarrist Junzo Suzuki, Stahls alte Freundin Carla Bozulich oder vor Kurzem FreeJazz-Saxofonistin Matana Roberts.
Konzert mit Pete Swanson
Warum all die Künstler so gern kommen, erklärt sich Stahl so: „Mittlerweile genießen wir einen guten Ruf, weil die Musiker wissen, dass sie hier anständig behandelt werden und direkten Kontakt zu ihrem Publikum finden.“ Nächster Termin ist ein Konzert mit Experimental Noise-Geheimtipp Pete Swanson am 18. Januar.