Essen. . Mit „La Traviata inszeniert der designierte Intendant des Münchener Gäernerplatztheaters, Josef Ernst Köpplinger, eine der populärsten Verdi-Opern für das Essener Aalto-Theater. Bereits vor der Premiere sind die Vostellungen zu 90 Prozent ausverkauft.

Man muss schon Glück haben, Josef Ernst Köpplinger ohne sein Niki-Lauda-Käppi zu treffen. Aber im Gegensatz manch anderem Kollegen ist das bei dem Regisseur, der zurzeit Essens neue „Traviata“ am Aalto-Theater verantwortet, keine Mode-Masche. „Eine Lichtüberempfindlichkeit der Augen, schon lange.“ Fast charmant-entschuldigend klingt das bei dem 48-jährigen Österreicher, der bereits die Hälfte seines Lebens Regie führt.

Mit 24 engagierte die damalige Intendantin Marietheres List (die früher übrigens am alten Essener Opernhaus Dramaturgin war) ans Regensburger Theater. Danach ging es für Köpplinger schnell nach oben. Wien, Hamburg, Berlin, Tokio, um nur einige Stationen des Theatermanns zu nennen, der auch ein klassisches Klavierstudium absolviert hat.

Zwischen Welten wandern

Einer, der seine Partituren also kennt und lesen kann, kein Problem damit hat, seine Opernregie aus der Musik heraus zu entwickeln. Oper, Operette, Musical, Schauspiel: Köpplinger wandert regelmäßig zwischen den Welten. Als Intendant in Mehrspartenhäusern wie St. Gallen, derzeit noch in Klagenfurt und ab der nächsten Saison in Münchens anderem Opernhaus, dem Staatstheater am Gärtnerplatz, ist er damit absolut im Vorteil. Mit seinem künftigen Münchener Ballettchef Karl Alfred Schreiner, der die eigens für diese Produktion engagierten Tänzer choreografiert, ist also schon das halbe künftige Münchener Leitungsteam am Aalto zu Gast.

Kann man einen Dauerbrenner wie Traviata überhaupt noch neu inszenieren, ohne das Stück umzukrempeln oder total auseinander zu nehmen? Köpplinger antwortet fast altmodisch. „Ich glaube an das Geschichtenerzählen im Theater. Und Traviata ist eine sehr gute Geschichte.“ Das erste Mal übrigens, dass er diese Oper inszeniert, die zu Verdis bekanntesten gehört.

Edelkurtisane im Hurenhaus

„Ich habe das Stück erst verstanden, als ich Teenie war und merkte: Das ist ein Hurenhaus, in dem das spielt und Violetta, die Traviata, eine Edelkurtisane, die durch ihre Liebe zu dem großbürgerlichen Alfredo in die sogenannte ehrenwerte Gesellschaft zurück will.“ Köpplinger macht einen Zeitsprung von etwa 80 Jahren seit der Uraufführung 1853 und landet in den 1920er Jahren. Er erzählt die Geschichte aus der Rückblende.

Violetta liegt in der Klinik - in einer Zeit, als das Penicillin zwar schon bekannt war, aber noch nicht eingesetzt werden konnte - und erinnert sich. Natürlich geht es um Krankheit. Krankheit der Lust und der Lunge, Sinnlichkeit und Konvention: Ein Kampf, den Violetta am Ende bekanntermaßen verliert. Nach eindreiviertel Stunde Musik. Auch die ist wie das Leben: Eine Melange aus Sinnlichkeit, ungeheurer Stärke, aber zuweilen auch banal. Das alles gibt es ohne Pause. „Sonst wär’ die Spannung raus“, sagt der Regisseur.

Premiere: 5. Mai, 19 Uhr. Es gib für alle Vorstellungen nur noch wenige Restkarten unter Tel.: 0201/81 22 200 oder www.theater-essen.de