Essen.

Das umjubelte Gastspiel der Komödie Düsseldorf im Rathaus-Theater zeigt: Der Klassiker „Männer in Frauenfummel“ funktioniert immer noch. Das Ensemble hat sichtlich Spaß, Parodien auf die feminine Volk- und Schlagerszene der 60er und 70er abzuliefern.

Minutenlanger Applaus mit stehenden Ovationen, „Zugabe!“-Rufe und ein Saal voller Menschen, die kaum noch aus dem Lachen herauskommen: Keine Frage, die neue Komödie „Ganze Kerle“ schlug im Theater im Rathaus ein wie eine Bombe – und bewies: Der Klassiker „Männer in Frauenfummel“ funktioniert auch noch heute.

Die Kanadierin Kerry Renard hatte im Jahr 2003 eine clevere Idee: Sie nahm den Film „Ganz oder gar nicht“, in dem ein Trupp arbeitsloser Durchschnittskerle eine Stripshow aufziehen, machte aus den Arbeitslosen einfache Angestellte eines Paketdiensts, die der kranken Tochter ihres Chefs helfen wollen, und ließ sich die Männer nicht ausziehen, sondern steckte sie in Pumps und Perücken: Travestie statt Strip.

„Ich schaue mir eine bewegende Geschichte über Männer an“

Und man muss zugeben: Es funktioniert. So hat das Stück gerade so viele tragikomische Storyelemente, dass sich auch der konservativste Theaterbesucher nicht genieren muss, sich die Inszenierung anzusehen. „Ich schaue mir eine bewegende Geschichte über Männer an, die eigene Vorurteile und Hemmungen überwinden und so einem todkranken Mädchen helfen“ klingt ja auch irgendwie besser als „Ich will mal ordentlich darüber ablachen, wie sich erwachsene Männer als Nana Mouskouri und Nina Hagen verkleiden und in Stöckelschuhen stolpern“.

Doch tun wir dem Stück ein Unrecht an, wenn wir die Rahmenhandlung als pures Alibi verschreien. Denn immerhin dient sie doch dazu, normale Männer auf ihren Weg zum Travestieauftritt zu beobachten: mit allen Zweifeln an der eigenen Männlichkeit, mit dem Unvermögen, auf Stöckelschuhen zu gehen, aber auch mit dem plötzlich erwachenden Spaß an der Verkleidung.

Und es sind gerade diese Transformationen, die in Matthias Freihofs Inszenierung wunderbar herüberkommen. Allen voran bei René Hofschneider, der als Muttersöhnchen Sigi durch das Rollenspiel völlig neues Selbstbewusstsein erhält. Ihm als Kontrast steht Macho Klaus gegenüber, den Matthias Kostya kantige Konturen und einen langsam erkennbaren weichen Kern verleiht. Jens Eulenberger gibt Ossi Enrico verschmitzt-sympathische Züge. Und Lutz Reichert weiß aus seinem kumpeligen Georg noch Überraschendes herauszukitzeln. Einzig Michael Pyters Rolle als Chef lässt ihm nicht viel Spielraum zur Entfaltung, so dass er im Vergleich etwas abfällt.

Aber in den letzten 20 Minuten, die ganz der Travestieshow gehören, reiht er sich nahtlos ein ins Ensemble, das mit sichtlichem Spaß an der Sache köstliche Parodien vor allem an der femininen Volk- und Schlagerszene der 1960er und 1970er Jahre abliefert.

Auch wenn die Gastspielproduktion der Komödie Düsseldorf kein Musterbeispiel in Sachen Originalität darstellt: So ein durchweg amüsantes Stück sieht man selten.