Essen. .

Zwei absolute Topstars des deutschen Musikbusiness treten in Essen auf - und kaum jemanden interessiert’s: Vor gerade mal 120 Leuten gaben der Rapper Samy Deluxe und „Revolverheld“-Frontmann Johannes Strate gestern Morgen ein Konzert.

Man könnte meinen, dass es schon ein paar mehr Leute aufs Gelände des Weltkulturerbes lockt, wenn Deutschlads derzeit erfolgreichster Hip Hopper und der Kopf einer angesagten Rockband gemeinsam auf der Bühne stehen - und das auch noch gratis. Denn die Ticktes für den Promo-Auftritt gab es nur zu gewinnen.

„Wir haben gerade mal eine Woche Zeit gehabt, um den Auftritt in Essen zu bewerben“, räumt Fabian Heuser von der Internetplattform „tape.tv“ ein. Das Musikvideoportal hat den Auftritt im Rahmen einer Werbe-Blitztournee auf die Beine gestellt, die an die legendäre Beatles-Blitztournee vor 45 Jahren erinnern soll. Wie die vier Pilzköpfe spielen die deutschen Musikanten in Hamburg, Essen und München.

Doch während die Liverpooler 1966 allein in Essen über 16 000 Fans zum Kreischen brachten, reichte es bei Deluxe und Strate für nicht mal ein Zehntel davon. Dabei habe man ohnehin nur mit 200 Besuchern gerechnet. „Auf Zollverein hat man befürchtet, dass der Andrang zu groß sein könnte für das Gelände, weshalb wir das bewusst klein gehalten haben. Aber es hatte auch seinen Vorteil: Auf dem abgezäunten Gelände gegenüber von Halle 12 kam kein Gedränge auf.

„Da hat sich das frühe Aufstehen doch noch gelohnt“

Auch nicht, als um 9.40 Uhr Johannes Strate die Bühne auf äußerst unspektakuläre Weise betritt. Mit einem eher beiläufigen „Hallo“ in Richtung Publikum, schnappen er und sein Mitgitarrist die Klampfen, um dann ganze drei Songs zum Besten zu geben. Diese sollen allesamt auf einem Soloalbum erscheinen und klingen nach seichter Lagarfeuerromantik. „Nicht ganz mein Ding“, meint Besucherin Sandra Traut. Und ihr Bruder Christian Traut wundert sich: „Für eine Promo-Veranstaltung für ein Auto ist hier ganz schön wenig Auto.“ Denn schließlich will Volkswagen mit der Aktion auf seinen neuen Beetle aufmerksam machen.

Doch erst Samy Deluxe ruft dies in Erinnerung, als er mit einem solchen, schwarzen Gefährt vorfährt und dann ganz cool aussteigt. Und auch seine Performance nimmt wesentlich mehr Fahrt auf: Mit Verstärkung einer fünfköpfiger Band klingt der Rapper gleich wesentlich ausgeschlafener als der Rocker, so dass man sich fragt, ob er den Weichspül-Revolverhelden im Kopf hat, als er rappt: „Kein Punkrock mehr, alles Ballade. Klingt schön, aber schade.“

„Samy Deluxe war gut“, resümiert Sandra Traut. „Da hat sich das frühe Aufstehen doch noch gelohnt.“ Immerhin lässt sich der Hip-Hopper noch zu einer Zugabe hinreißen. Doch nach einer guten Dreiviertelstunde ist der Blitzauftritt vorbei: Abends müssen sie noch in München spielen. Vor hoffentlich ein paar mehr Fans.