Essen.
Wenn im Januar kommenden Jahres die Abwicklung der Ruhr 2010 beendet sein wird, ist Oliver Scheyyt, früherer Motor und langjähriger Vorkämpfer des Kulturhauptstadtjahres, sicher nicht arbeitslos. Er gründet die Agentur „Kulturexperten“.
Nein, von der Kultur wird Oliver Scheytt auch 2012 die Finger nicht lassen. Wenn im Januar kommenden Jahres die Abwicklung der Ruhr 2010 beendet sein wird, ist der frühere Motor und langjährige Vorkämpfer des Kulturhauptstadtjahres sicher nicht arbeitslos. „Abwicklung“ hört er nicht gerne, wenn es um die Ruhr 2010 geht. Das klingt dann vielleicht doch zu sehr nach Scherben zusammenkehren oder Resteverwertung.
Der Jurist, Ex-Kulturdezernent und Professor für Kulturpolitik an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater spricht lieber von Transfer der Gesellschaft, den man jetzt noch organisiert. Dabei fällt auch immer eines der Lieblingswörter der Ruhr 2010-Macher: Nachhaltigkeit. „Ja, wir sorgen für nachhaltig wirksame Strukturen in der Kulturlandschaft Ruhr.“ Scheytt zeigt auf, wie seiner Ansicht nach 2010 eben nicht nur ein touristisches Feuerwerk oder eine großangelegte Marketing-Aktion fürs Revier gewesen ist.
„Da haben wir klug gewirtschaftet“
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Nur fünf Prozent seien „Großevents“ gewesen, sonst habe man mit dem gewuchert, was die Region zu bieten hat. Dass man auch in der Politik den 2010 eingeschlagenen Weg weiter zu gehen bereit ist, zeige allein schon die Zusage der 53 Kulturhauptstadtkommunen und des Landes, künftig weiter gemeinsame Exzellenzprojekte in de Region mit 4,8 Millionen Euro jährlich zu fördern. „Gut 3 Millionen davon fließen direkt in die Kunst“, sagt Scheytt. Beispielsweise in die „Emscherkunst“, das Freiluft-Projekt, das 2010 allein etwa 200 000 Besucher anlockte. Die Kultur Ruhr GmbH des Regionalverbands Ruhr (RVR) stärke mit diesen zusätzlichen Mittel ihr viertes Bein, den Bereich Kunst im urbanen Raum. Der werde neben der bestehenden Ruhrtriennale, dem Chorwerk Ruhr und der Tanzlandschaft Ruhr so zum weiteren Refenrenzprojekt.
Anderes, wie die „RuhrKunstMuseen“, ein Zusammenschluss führender Museen von Duisburg bis Dortmund, aber auch Kunstvereine, das Melez-Festival oder Bereich Lichtkunst erhalten Anschubfinanzierungen aus dem Restgeld der Ruhr 2010 GmbH. Es blieb tatsächlich etwas über? „Da haben wir klug gewirtschaftet“, sagt Scheytt. Dazu käme eine weitere Million für die „RuhrKunstMuseen“ (darunter auch das Museum Folkwang), die man beim Land aus EU-Mitteln habe locker machen können.
Pact Zollverein und Designerzentrum gut fürs Kulturimage
Scheytts Lieblingsthema bleibt die starke Region, ob sie nun Metropole Ruhr oder Ruhrgebiet heißt. Allein, dass sich die OBs der 53 Kommunen für die oben genannte Umlage stark gemacht hätten, wertet Scheytt als gutes Zeichen für die Zukunft. Jetzt müsse man darangehen, die strukturelle Schwäche des RVR zu revidieren, was vor allem eine Stärkung der Oberbürgermeister bedeutete.
In Essen solle man neben Aalto, Grillo, Philharmonie und Folkwang weiter Zollverein als Vorzeigeobjekt der Region pflegen. Daher freue er sich über die Entscheidung, Theo Grütter zum Chef des Ruhrmuseums zu machen. Aber auch Pact Zollverein oder das Designzentrum trügen maßgeblich zum Kulturimage der Stadt bei. Sonst würden andere Städte sich nicht um Peter Zec und seine Designschmiede reißen.
Ab Januar geht Oliver Scheytts neue Agentur offiziell an den Start: „Kulturexperten“, Huyssenallee 78. Scheytt qualifiziert dann Kultur-Profis weiter, vermittelt Kultur-Manager und berät Kulturhauptstädte bei Bewerbung und Durchführung. Demnächst zum Beispiel Stuttgart.