Essen. .
Am Mittwochabend hat die achtjährige Katharina aus Essen ihren Solo-Auftritt auf der großen Bühne - sie singt bei der Musical-Tourneeproduktion Evita mit, die zwei Wochen im Colosseum gastiert.
Auch interessant
Erst am Vormittag sind die Sänger und Tänzer der Musical-Tourneeproduktion Evita, für die am Sonntag in Frankfurt der letzte Vorhang fiel, in Essen angereist. Doch schon um 12 Uhr laufen im Colosseum die Proben für das zweiwöchige Gastspiel an.
In Jeans und T-Shirt bietet das Ensemble um die Hauptdarsteller Abigail Jaye (Eva), Mark Powell (Ché) und Mark Heenehan (Perón) eher den Anblick einer West-Side-Story-Produktion. Geprobt werden die einzelnen Szenen und Akte nicht nach dem Durchlaufplan des Abends. Stattdessen improvisieren die Darsteller, nutzten die Gelegenheit, die Statisten, mit denen sie gestern erstmals zusammen trafen, anzuleiten. Die Requisiten bleiben hinter der Bühne, die aufwendigen Kostüme noch in den Garderoben.
Evá betritt die Bühne, hält an der Hand die achtjährige Katharina Glaser aus Essen. Vor einigen Wochen hatte Katharina sich im Casting um ein Gesangssolo für das Musical beworben und die Juroren um den Chef der Dance-Company Jonathan Tweedy überzeugt. Die Vorpremiere am gestrigen Abend sang sie, bei der Premiere am heutigen Tage wird sie auf der Bühne stehen.
„Katharina hatte schon immer eine schöne, klare Stimme“
Nervös? „Ein bisschen“, sagt Katharina. Tatsächlich wirkt sie kaum ängstlich oder gestresst. Die Bühne im Colosseum betritt die Schülerin nicht zum ersten Mal. „Im Dezember war sie mit der Ballett-Schule mit dem Nussknacker hier“, erklärt Mutter Monika Glaser. Zudem singt die Grundschülerin im Essener Domchor. Die Liebe zur Musik, zum Gesang, habe Katharina früh entdeckt. Und die Eltern – die Mutter ist Kirchenmusikerin, der Vater bischöflicher Beauftragter für die Kirchenmusik im Bistum Essen – förderten dieses Talent. „Katharina hatte schon immer eine schöne, klare Stimme“, sagt Monika Glaser. Was letztlich auch beim Casting überzeugte.
Die Proben freilich gestalten sich schwieriger. Stand den Kindern im Wettbewerb noch eine junge Dame bei, die Anweisungen gab, bemüht war, die Nervosität gering zu halten, so wird Katharina bei den Auftritten – und Proben – im Colosseum mit einer rein englischsprachigen Crew arbeiten.
Bei den Proben lassen sich die sprachlichen Barrieren überbrücken. Katharina wird an die Hand genommen, über die Bühne geführt, ebenso die zwölf Statistenkinder, die keinen Gesangspart übernehmen. Zu straff sei der Zeitplan, zu unübersichtlich das Labyrinth hinter der Bühne, die Quick-Change-Bereiche, in denen die Schauspieler sich umkleiden – allein Eva Perón hat 26 Kostümwechsel – stehen bereits, kilometerweise Kabel liegen aus, Requisiten stehen in den Gängen.
„Viel besser als Schule“
„Aufregend“, findet Katharina das und sowieso „viel besser als Schule.“ Die nächste Hand streckt sich ihr entgegen, wieder wird sie abgeholt. Diesmal geht es zum Bühnenrand, wo Katharina üben soll, sich zu verbeugen. „Die Kindersolisten“, sagt Kathrin Meyer-Oschatz von der Agentur BB-Promotion, die die Tournee begleitet, „bekommen immer besonders viel Applaus.“ Weswegen es sich lohne, bis zum Schluss der Vorstellung auszuharren.
Singen für Evita
Fünf Vorstellungen wird Katharina singen, davon zwei am Wochenende an den Nachmittagen. „Die Auftritte sind alle noch in den Ferien, so dass es mit der Schule nicht so stressig wird und Katharina ausschlafen kann.“ Ein Wiedersehen gibt es bei diesen Auftritten mit vielen anderen Mädchen aus dem Casting.
Zwei von ihnen werden an anderen Abenden das Solo singen, andere, die nicht für den Gesangspart in Frage kamen, sind als Statisten auf der Bühne dabei. Ob sie traurig sind, dass es mit dem Solo nicht geklappt hat? Kaum – fröhliche Gesichter, Gelächter bei den Proben und auch hinter der Bühne.