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Kulturdezernent Andreas Bomheuer fordert eine stärkere Beteiligung des Landes an den Kosten für städtische Theater- und Konzerthäuser. Die ersten acht Monate im Amt des Kulturdezernenten waren für Bomheute alles andere als ein Zuckerschlecken.
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Kulturdezernent Andreas Bomheuer fordert eine stärkere Beteiligung des Landes an den Kosten für städtische Theater- und Konzerthäuser. Außerdem muss er sich auf die Nachfolgersuche für Aalto-Intendant und GMD Stefan Soltesz, die Leiterin des Hauses der jüdischen Kultur in der Alten Synagoge und Ruhr Museumsdirektor Ulrich Borsdorf begeben.
Die ersten acht Monate im Amt als Kulturdezernent waren alles andere als ein Zuckerschlecken für Andreas Bomheuer. Drastische Sparvorgaben der Kämmererei, die ihrerseits nur den Druck des Regierungspräsidenten auf die klamme Kommune weitergab. Dann das so genannte Rinke-Gutachten, das salopp gesagt manche bauliche Heimstatt freier kultureller Institute als Schrottimmobilie bezeichnete und schließlich das Tauziehen im Rat um die Finanzierung von Kultur und Bildung, das mit der Ratssitzung vor der Sommerpause ein weniger dramatisches Ende fand als zunächst befürchtet.
Das Land soll helfen
Dass finanzielle Tischtuch wurde allerdings noch kürzer als bisher. Auch für die Theater und Philharmonie GmbH (TuP) mit ihren fünf Sparten von Oper bis Schauspiel. Dort fiel die Kürzung des Verlustausgleichs von 44 aus 38 Millionen Euro pro Jahr zwar etwas milder aus als erwartet. „Aber zurücklehnen kann sich die TuP auf keinen Fall“, so Bomheuer. Die Konsolidierung müsse weiter gehen. Die Suche nach Synergieeffekten mit Häusern der Region vor allem mit Blick auf die Produktionskosten gehe jetzt erst los.
Dass man ernsthaft bereit sei, Sparpotenziale zu finden, wird Bomheuer nicht müde zu betonen. Gerne verweist er auf den „Theaterpakt NRW“, in dem er mit Dezernentenkollegen aus Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Oberhausen eine konzertierte Vorgehensweise skizziert. Bei der Prüfung der Einsparmöglichkeiten habe jetzt auch das NRW-Kultursekretariat in Wuppertal Hilfe bei einer Detailstudie zugesagt.
Allerdings stellt man in diesem Papier auch Forderungen. Nämlich eine 20-prozentige Beteiligung des Landes an den Kosten für städtische Theater- und Konzerthäuser. Denn NRW, so Bomheuer, liege mit drei Prozent Finanzierungsanteil an den kommunalen Häusern im Bundesvergleich am Ende. Andere Länder übernähmen bis zu 40 Prozent.
Zum Vergleich: Obwohl die letzte Landesregierung die Kulturausgaben von etwa 70 auf 140 Millionen Euro verdoppelt hat, ist dieser Etat nicht einmal halb so groß wie der Essener Kulturetat von bislang knapp 80 Millionen Euro pro Jahr. Gut 90 Prozent der Kultur im Lande finanzierten Kommunen, so Bomheuer.
Auch die Ausstattung der Museen gehört zu den künftigen Baustellen des Dezernenten. Vor allem das Museum Folkwang, das national wie international mitspiele, habe Landesbedeutung und müsste entsprechend finanziert werden. Wenn Essen in der nächsten Zeit 1000 städtische Stellen nicht wieder besetzen wolle, träfe das auch die Kultureinrichtungen. Da müsse man sich fragen, wie mit einem Personalschlüssel, der ohnehin auf kleinere Häuser zugeschnitten war, der viel größere Museumsneubau arbeiten könne. Als man für die Neubauten votierte, müsste diese Konsequenz jedem Entscheidungsträger klar gewesen sein, so der Kulturdezernent.
Personalkarussell
Hier wiederum der Appell an das Land: „Das Ruhrgebiet war Jahrzehnte der Motor des Landes. Und jetzt sollen wir als Folge des Strukturwandels auf einmal unsere Theater oder Bibliotheken schließen?“ Für Andreas Bomheuer ist das nicht einsehbar.
Dazu dreht sich bald auch das Personalkarussell an entscheidenden Kultureinrichtungen. Ulrich Borsdorf, Chef des Ruhr Museums, hat die Pensionsgrenze ebenso erreicht, wie Edna Brocke, Leiterin des neuen Hauses der jüdischen Kultur in der Alten Synagoge. Im Ruhr Museum auf Zollverein wünscht sich Bomheuer nicht „einen x-beliebigen Museumsmann, sondern jemanden, der mit der Region, aber auch dem Haus eine enge Verbindung haben sollte. Aber dort seien neben der Stadt auch die Stiftung Zollverein, das Land und der Regionalverband mit im Boot.
Anders bei der Alten Synagoge als rein städtischer Einrichtung. Für das Haus suche man jemanden, der in engem Austausch mit der jüdischen Community stehe. Auf Edna Brocke als Beraterin wolle man nicht verzichten. „Sie hat das Haus schließlich gedacht.“
Und dann enden 2013 die Verträge von Aalto-Intendant und Generalmusikdirektor Stefan Soltesz, Ballettchef Ben van Cauwenbergh und Philharmonie-Intendant Johannes Bultmann. Soltesz hat dann die Pensionsgrenze erreicht. Es bestehe die Option auf ein Verlängerung bis 2014. Demnächst wird die Findungskommission zusammentreten, der auch Bomheuer angehört.
Ob die Stellenstruktur mit der Doppelfunktion Intendant und GMD so erhalten bleibt, hinge von der Person ab. Dass die Suche international laufe, sei bei diesem Geschäft fast selbstverständlich. Aber auch in der Nachbarschaft habe man GMDs mit Konzert- und Opernerfahrung. An die Triennale-Produktion von Zimmermanns „Soldaten“ unter Steven Sloane mit dessen „Bochumern“ erinnert sich Essens Kulturdezernent jedenfalls mit Begeisterung.