An Rhein und Ruhr. .

Gespart, nein: weniger Steuergeld ausgegeben werden muss überall. Aber nicht überall gleich viel. Schwimmbäder und Theater, Brunnen, Fußballstadien und Opernhäuser: Wie groß die Unterschiede in den Städten des Reviers allein auf dem Kultursektor sind, zeigt ein kleiner Überblick.

Sollte der Sparhaushalt von OB Sauerland greifen (im Rat abgeschmettert, jetzt entscheidet der Regierungspräsident), wäre dies das faktische Aus für: die Niederrheinische Musik- und Kunstschule, die Stadtteilbibliotheken, das Filmforum, die Akzente, das Traumzeit-Festival, die Cubus-Kunsthalle, das Reibekuchen-Theater, den 2. Bildungsweg bei der VHS, die Kleinkunstbühne Hundertmeister. Um 10 % erhöht wurden die Kartenpreise für Schauspiel und Konzerte. Zurückgestellt wurde die Kürzung des Zuschusses für die Rheinoper (um 2,5 Millionen ab 2013).

Mit 2,77 % für Kultur vom Gesamthaushalt gehört Duisburg bundesweit zu den Schlusslichtern.

Eine Million Euro weniger soll dem Theater mit seinen fünf Sparten ab der nächsten Saison zur Verfügung stehen. Die Konsequenz: Verringerte Premierenanzahl, geringerer Produktionsetat und weniger Mitarbeiter in der Technik – dabei fehlt selbst für den Austausch kaputter Scheinwerfer schon das Geld. Einsparungen musste auch das Festival „Klangvokal” hinnehmen: Der Zuschuss der Stadt für das Jahr 2010 ist mit 480 000 Euro nahezu halbiert. Wegen der Ende 2009 diskutierten Kürzungen des Kulturetats um zwei Millionen Euro 2010 und um vier Millionen ab 2011 verfassten über 60 Kulturvertreter einen kämpferischen Appell „für den Erhalt der kulturellen Vielfalt”.

Besonders bluten soll das Kultur-Flaggschiff, die Theater- und Philharmonie GmbH mit Oper, Schauspiel, Ballett und Philharmonie. Erst kürzlich hatte man einen Wirtschaftsplan bis 2013 vorgelegt, der schon Kürzungen in Höhe von etwa 5 % am 42-Millionen-Etat vorsieht. Bis 2013 kämen jährlich weitere Kürzungen von 4 Mio dazu. Ein neues Szenario sieht aber Einsparungen von jährlich 9 Mio Euro vor. Dann wären Sparten akut gefährdet, vor allem das Schauspiel im Grillo. Aber auch die Freie Szene, die Stadtbibliothek oder die Folkwang-Musikschule befürchten, im Kürzungsstrudel unterzugehen. Ende Juni ist der Stadtrat am Zug. Essens Kulturetat beträgt noch 80 Mio Euro, etwa 4 % des Gesamtbudgets der Stadt.

Das Musiktheater im Revier muss – bei einem Gesamtetat von 16,5 Mio € – ab 2013 mit einer Mio € weniger an städtischen Zuschüssen rechnen. Trotzdem gibt es mehr Vorstellungen pro Spielzeit und einen erweiterten Spielplan sowie Kooperationen („Re­vier -Abo“ mit Bochum).

Mindestens 90 Millionen Euro will die mit rund einer Milliarde Euro verschuldete Stadt Hagen in Zukunft jährlich weniger ausgeben, davon mindestens 2,5 Mio. Euro im Kulturbereich. Das Drei-Sparten-Theater und das Orchester werden mit rund 14 Mio. Euro pro Jahr bezuschusst. Das Ballett wackelt mächtig. Bis 2014 müssen 80 0000 Euro eingespart werden, sonst hat es sich wohl ausgetanzt. Aktuell wird beraten, ob das Haus in einer gemeinnützigen GmbH oder Stiftung weitergeführt wird. Die restlichen 1,7 Mio. Euro werden beim Kulturamt, der Musikschule, der VHS, dem Stadtmuseum und den Büchereien gestrichen.

Wenn alles so käme, wie vom Kämmerer geplant, gäbe es 2014: am Schlosstheater noch genau einen Schauspieler, aber kein Geld für Regie und Bühnenbild; für die nagelneue Bibliothek keine neuen Medien und keine Zweigstellen mehr; ein saniertes Museum, das kaum noch öffnet; eine VHS, an der keine Schulabschlüsse mehr angeboten werden; eine Musikschule, die 600 Schüler (30 %) weniger hat und kein Jeki mehr anbietet: ein Moers Festival, das von vier auf drei Tage geschrumpft wird.

Hier läuft der Kulturbetrieb wie bisher. Bereits 2008 hatte der Rat ein Sparpaket verabschiedet, mit dem Ziel, keine kulturelle Einrichtung zu schließen, sondern die Kürzungen auf alle zu verteilen. Die Stadtbibliothek hat keinen Bücherbus mehr und weniger Personal. Das Theater soll ab 2012 jährlich rund eine Million einsparen.

Rund 70 Millionen fehlen 2010 im Recklinghäuser Stadtetat. Dem Rotstift könnte das Vestische Museum für Stadt- und Regionalgeschichte mit einer umfassenden Sammlung Naiver Kunst zum Opfer fallen. Es leidet seit Jahren unter Besuchermangel. Auf der Roten Liste steht auch die Stadtteilbücherei im Stadtsüden. Im Gespräch ist zudem eine Erhöhung der Musikschulbeiträge.