Essen. . Johannes Klumpp hat für frischen Wind beim Folkwang Kammerorchester gesorgt. Jetzt verlängert er seinen Vertrag: „Es gibt einfach keine Routine“

Wenn Dirigent Johannes Klumpp über sein Folkwang Kammerorchester spricht, dann gerät er leicht in Ekstase: „Wir wollen als das bestes Mozartorchester der Welt wahrgenommen werden“, sagt er augenzwinkernd und rühmt die Extraklasse dieses jungen Ensembles, das er seit sechs Jahren begleiten darf. Nun sind noch einmal drei Jahre dazu gekommen: Klumpp hat gerade den neuen Vertrag unterzeichnet. „Es macht mir einfach eine wahnsinnige Freude, mit diesem Orchester zu arbeiten“, freut er sich auf die nächsten drei Spielzeiten mit dem Traditionsorchester, das vor 60 Jahren gegründet wurde, um jungen aufstrebenden Musikern (bis zum 35. Lebensjahr) eine Möglichkeit zu bieten, sich „auszuprobieren“ und dabei musikalisch zu reifen.

„Wir haben uns von Frack und Abendkleid verabschiedet“

Tatsächlich dient das Folkwang Kammerorchester den jungen Talenten als Karriere-Sprungbrett, wie jüngste Abgänge in renommierte Orchester wie die Bremer Kammerphilharmonie zeigen. „Dass sich das Orchester immer wieder erneuert, ist eine große Herausforderung, aber auch eine große Motivation. Es gibt es eben keine Routine“, schwärmt Klumpp.

Eine Erneuerung ging auch mit seiner Ernennung vor sechs Jahren einher. So sorgte er für frischen Wind - zunächst rein äußerlich. „Wir haben uns von Frack und Abendkleid verabschiedet. Als junge Musiker treten wir nun in schwarzer Kleidung auf.“ Dann veränderte er die hierarchischen Strukturen, die es klassischerweise in einem Orchester gibt. „Wir haben keine erste und zweite Geige mehr. Bei uns gibt es nur noch Geigen.“ Auch neue Spielstätten haben Klumpp und das Ensemble für sich erobert. Traten sie früher meist ausschließlich in der Villa Hügel, ihrem „Stammhaus“, auf, sind in Klumpps Ära die Lichtburg und die Zeche Zollverein dazugekommen.

Die „Stimme der Hoffnung“ aus Südafrika auf Zollverein

Zudem betrat das auf Mozart fokussierte Orchester neue musikalische Pfade. Zum Beispiel mit den Extraklang-Konzerten auf Zollverein. So kommt am 10. und 11. Mai, jeweils 20 Uhr, mit der südafrikanischen Ausnahmesopranistin Pumeza Matshikiza eine gefeierte „Stimme der Hoffnung“ zum Welterbe und lässt Gershwins „Summertime“ ebenso hören wie Mozart-Arien und African Traditionals.

Ganz aktuell kommt am Sonntag, 24. Mai,14 Uhr die Crossoverband „Uwaga!“in die Lichtburg, um beim „Beethoven-Groove“ gemeinsam mit dem Folkwang Kammerorchester bekannte Klassiker neu aufzumischen.

Den Kurs will Klumpp fortführen – ohne freilich die Wurzeln zu beschädigen: „Wir wollen auch weiterhin in erster Linie als Mozartorchester wahrgenommen werden.“ Auch da habe man neue Zuhörer erobert. „Ich bin dazu übergegangen, alle Konzerte zu moderieren. Diese Kommunikation mit dem Publikum zahlt sich eben aus.“