Essen-Rüttenscheid. . RWE überlässt dem Soul of Africa Museum sein altes Trafohaus samt Gelände an der Martinstraße. Die Ausstellungsfläche wächst so von 85 auf 500 Quadratmeter.
Essen wird um eine weltweit einzigartige Kultur-Sammlung reicher: Energieversorger RWE hat bestätigt, sein altes Trafohaus samt Gelände an der Kreuzung Martinstraße dem Soul of Africa Museum zur Verfügung zu stellen. Die Ausstellungsfläche des bislang in einer ehemaligen Arztpraxis an der Rüttenscheider Straße beheimateten Museums wird damit von bislang lediglich 85 auf 500 Quadratmeter vergrößert.
Für Museumsbetreiber und Ethnologe Henning Christoph ein Glücksfall: Schließlich zeigt der 71-Jährige bislang nur etwa ein Drittel seiner umfangreichen Sammlung. „Ich denke schon lange darüber nach, wie ich all die Exponate der Nachwelt hinterlassen kann. Es gab auch Kaufangebote aus den Niederlanden und der Schweiz. Nun aber werde ich das Museum in eine Stiftung umwandeln und bin sehr dankbar, dieses Kulturgut in seiner Gesamtheit in Essen erhalten zu können“, sagt Christoph. Darüber hinaus möchte er vor allem die Zusammenarbeit mit Schulen intensivieren. „Führungen mit ganzen Klassen sind bislang aufgrund der beengten Fläche unmöglich – dabei ist das Interesse gerade bei Kindern und Jugendlichen groß“, sagt Christoph.
Platz für Tanz, Musik und Begegnungen
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Er erhofft sich auch eine Stärkung der menschlichen Begegnungen mit der afrikanischen Kultur: So wie am vergangenen Samstag, als mit König Johannes ein bedeutender geistlicher Führer der Yoruba zu Gast war: ein vor allem in Nigeria beheimatetes westafrikanisches Volk, in dem Religionen wie Voodoo noch tief verwurzelt sind. Vor dem im Soul of Africa Museum aufgebauten „Mami Wata Tempel“ vollführte König Johannes ein traditionelles Opfer-Ritual: So brachte er der Gottheit, die dem Glauben nach alles Schöne liebt, Gin und Honig dar und betete für den Frieden.
„Auch, wenn einige Riten aus westlicher Sicht befremdlich sind, so gibt es im Kern viele Schnittstellen mit der christlichen Religion“, sagt Henning Christoph. Gleichzeitig gründeten sich viel Vorurteile auf Missverständnisse, denen er durch mehr Aufklärung gerne vorbeugen will. „Hiesige Lehrer empfinden Kinder mit afrikanischen Wurzeln mitunter als unhöflich, weil sie ihnen beim Gespräch nicht in die Augen schauen. Dabei ist es in der Kultur der Kinder genau anders herum“, gibt Christoph ein Beispiel.
Einblicke in die deutsche Kolonialgeschichte
Fokussierte sich seine Ausstellung bislang auf die Voodoo-Kultur, ihre Traditionen, Kunst und Bräuche wird er künftig auch Einblicke in die deutsche Kolonialgeschichte geben. Dafür bereitet Christoph die umfassende Schenkung einer älteren Dame aus Essen auf. „Ihr Vater war Kartograph in Südwestafrika in der Zeit zwischen 1905 bis 1912. Anhand von Aufzeichnungen, Trophäen, Waffen und Uniformen lässt sich die Kolonialgeschichte so konkret mit Essener Bezug aufarbeiten“, sagt Christoph.
Wann genau der Umbau von Trafohaus und Gelände startet, ist noch offen. Aktuell läuft eine Machbarkeitsstudie des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Die Umbaukosten in Höhe von rund einer Million Euro sollen von diversen Stiftungen und Institutionen getragen werden.