Essen-Kettwig/Werden. Bis zum Ferienende will die Deutsche Bahn zwischen Werden und Ratingen Gleise und Weichen erneuern. Gegen Ende des Jahres sollen zudem neue Wagen auf die Schiene gesetzt werden. „Wir haben den Fahrgästen in der Vergangenheit einiges zugemutet“, gesteht ein Sprecher.

Technische Probleme gab es in der Vergangenheit immer wieder auf der viel befahrenen Linie der S6 zwischen Düsseldorf und Essen-Hauptbahnhof. NRW-Sprecher der Deutschen Bahn, Dirk Pohlmann, macht den Fahrgästen Hoffnung: „Wir haben ihnen auf dieser Linie in der Vergangenheit einiges zugemutet. Immer wieder gab es technische Probleme. Wenn die Arbeiten im August abgeschlossen sein werden, treten zu 99,9 Prozent keine Störungen mehr auf.“

Derzeit ist diese Strecke zwischen Werden und Ratingen/Ost gesperrt, Busse sind im Einsatz. Pohlmann: „Es sind wegen der Ferienzeit relativ wenige Fahrgäste unterwegs, so mancher Bus fährt leer.“ Noch vor Schulbeginn sollen die S-Bahnen rollen. Sogar mit einer spürbaren Erleichterung für die Nutzer, denn „die Fahrdynamik wird durch den Austausch der Schienen und Schwellen definitiv verbessert“, sagt Pohlmann. Und wenn dann Ende des Jahres auch noch neue Fahrzeuge auf die Schienen gesetzt werden, „hat es ein Ende mit den Wagen, die den rustikalen Charme der 1970er Jahre haben“, verspricht er.

Schotter türmt sich an der Baustelle

Ein bisschen Historie: 1875 wurde die Strecke fertiggestellt - damals fuhren noch Dampfloks durchs Ruhrtal. Die Runderneuerung erfolgte dann Mitte der 1980er Jahre. „Und nach 30 Jahren müssen die Holzweichen einfach raus“, weiß Rüdiger Dach, der für die Deutsche Bahn das Projekt betreut. „Wir tauschen komplett aus. Die neuen Weichen sind aus Beton und können beheizt werden, damit die Gefahr des Einfrierens deutlich reduziert werden kann.“ Und besonders hohe Anforderungen an das Wissen der Ingenieure stellt das Verlegen der Schienen, die „eine Temperatur zwischen 23 und 26 Grad haben müssen. So wird eine anschließende Längenausdehnung vermieden, und es kann nicht zu Störungen kommen“, sagt Dach. Die beste Zeit für diese Arbeit beginnt um Mitternacht - „wenn es zu kühl sein sollte, kommen die Schienen vor der Verlegung in einen Wärmewagen, damit die Bedingungen optimal sind“.

In Kettwig ist das Depot für den benötigten Wagenpark und das Material - von dort aus zieht sich die Baustelle jeweils über 2,6 Kilometer in Richtung Essen-Hauptbahnhof und Ratingen. Auf dem Parkplatz an der Ruhrtalstraße türmt sich der Schotter bergeweise. Rüdiger Dach: „55.000 Tonnen Material werden verbaut. Der Schotter ist recycelt und wird zu einem Großteil per Lkw angeliefert - das andere Material kommt per Schiene.“ Partner der Deutschen Bahn bei diesem Projekt, das ein Volumen von zehn Millionen Euro hat, ist die Strabag. Ulrich Aust von der Essener Niederlassung arbeitet eng mit den DB-Kollegen zusammen. „Logistisch ist dieses Bauvorhaben eine große Herausforderung, denn wir sind hier quasi in einer Sackgasse, und den Lagerplatz hätten wir gern drei Mal so groß. Aber wir halten den Zeitplan gut ein und werden auch fristgerecht fertig sein.“

Keine Lärmschutzwände wegen schöner Landschaft

Seit dem Unwetter am Pfingstmontag ist dieser Streckenabschnitt der S6 gesperrt - die Beseitigung der Sturmschäden an Oberleitungen und Gleisen ging nahtlos in die seit langem geplanten Bauarbeiten über. „Dabei haben wir auch vorsorglich ausgedünnt und Bäume in Schräglage gleich mit entfernt“, sagt Rüdiger Dach.

Mehr Fahrkomfort, bald neue Fahrzeuge - und wie sieht es mit der Lärmbelästigung aus? „Die Dezibelzahlen könnte man durch Lärmschutzwände senken, aber dieser Anspruch besteht nur bei neuen Strecken. Bei einer der landschaftlich schönsten Strecken wäre das schade“, sagt Pohlmann.