Essen-Werden. Das Waddische lebt: Dönekes, Vertellsches on Leeder trägt die Gruppe KommOmend oft auf Veranstaltungen vor. Warum die Werdener ihr Platt pflegen.
Das hätte sich der abteiliche Kanzleidirektor Johann Everhard Dingerkus wohl nicht träumen lassen. In der „bel étage“ seines um 1790 errichteten Gartenhäuschens drängten sich die Menschen. Das fast ausgestorben gewähnte Waddisch Platt war an diesem Tag wieder in aller Munde. Beim „Erntedank vam Gadenhus Dingerkus op de Brandstorstroot“ trug die Gruppe KommOmend „Dönekes, Vertellsches on Leeder“ vor.
Waddisch zählt zusammen mit dem Mölmsch des Mülheimer Südens, dem Kettwägsch und dem Langenberger Platt zu den ostbergischen Mundarten, einer Variante des Niederfränkischen. Und hier kommt der Kettwiger Marc Real ins Spiel: „Dat Platt leeg mie om Hatten.“
Der 21-Jährige entspringt einer alten Werdener Familie und bemüht sich um Erforschung und Erhalt dieser Mundarten. Deshalb engagiert er sich auch beim KommOmend.
KommOmend wurde in den 1980er Jahren gegründet
Diese Gruppe wurde in den 1980er Jahren von Professor Hubert Göbels ins Leben gerufen, um das Waddische zu erhalten. Heimatdichter August Hahn schrieb unter dem Namen „Döres“ auf Waddisch und Hubert Göbels widmete sich mit Hingabe der Mundart, die er von den Großeltern gelernt hatte. Göbels übersetzte Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ sowie „Die kleine Hexe“ von Ottfried Preußler ins Waddische.
Werner Breil hielt die monatlichen Treffen nach Göbels Tod noch eine Zeit lang aufrecht. Werner Katz reaktivierte später den KommOmend, der dann von Hannelore Kahmann geleitet wurde. Nach deren Tod hält inzwischen Irmin Schmuck die Fäden zusammen.
Bibliothek mit Texten und ein großes Audio-Archiv
Es gibt eine kleine, aber feine Bibliothek von Texten, auch existiert ein großes Audio-Archiv. Auf fast hundert Kassetten wurde über viele Jahre der KommOmend aufgezeichnet. Wer noch etwas in Ordnern, Schränken oder auf dem Dachstuhl findet, kann sich gerne an die Gruppe wenden.
Auf der Homepage des Heimatvereins wurden unter www.heimatverein-werden.de/startseite/waddische-mundart einige Texte zum Anhören zusammengestellt. Auf seiner Seite www.bergischplatt.de/werden stellt Marc Real zudem Wissenswertes rund um das Waddische vor.
Treffen des KommOmend
Jeden zweiten Freitag im Monat trifft sich der Komm-Omend im Versammlungsraum von Christi Himmelfahrt am Lürsweg. Hier werden auf Waddisch Platt Gedichte und Geschichten aus dem alten Werden erzählt.
Das nächste Treffen findet statt am Freitag, 8. November, um 18 Uhr. Diesmal trifft man sich bei Irmin Schmuck an der Kruselbeek 13. Die Fischlakerin betont: „Wir freuen uns auf Zuwachs.“ Weitere Auskünfte zur Gruppe gibt Irmin Schmuck unter 0201/40 21 90.
„Heimat digital“ im Dortmunder Fußballmuseum
Kürzlich war Marc Real vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen nach Dortmund eingeladen. Im dortigen DFB-Fußballmuseum drehte sich alles um „Heimat digital“. Da wurden Vorträge gehalten, Projekte beschrieben, auch ein virtuelles Heimatmuseum vorgestellt. Ebenfalls anwesend war Peter Bankmann, der dem Freundeskreis des Gartenhauses vorsteht. Die Beiden vereinbarten ein Treffen.
Und so trugen die Mitglieder der KommOmend-Gruppe im Gartenhaus auf Waddisch Platt Geschichten vor, während sich in der Küche des spätbarocken Häuschens die Tische vor Leckereien bogen. Oft waren es sehr witzige Momentaufnahmen eines Werdens, das es so heute nicht mehr gibt, die die Gäste zu hören bekamen.
Reime, deftige Geschichten und ein Heimatlied
Peter Gabka schlug in Reimen vor: „Lernen Sie Waddisch!“ Auch die Jahreszeiten wurden auf Waddisch besungen, wie Bernd Kahmann mit dem „Herbsdag“ von Paul Beckmann senior belegte. Herbert Soer trug mit „Die richtige Medizin“ von Julius Ströter Launiges vor. Eine deftige Geschichte von Ludger Viehausen sorgte für großes Gelächter. Da ist dem Pastor bei der Predigt ein Wind entfahren und er redet sich um Kopf und Kragen.
Marc Real hielt noch ein Zückerchen parat: „Wir singen jetzt gemeinsam auf Waddisch.“ Clemens Blumentrath hatte das „He-imotleed“ gedichtet, in dem es so schön heißt: „Et word gesongen, de Leeder klongen de Ruhr entlang.“
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