Essen-Werden.

Hotelnutzung plus Kindertagesstätte, diese Variante für das Gelände des leer gezogenen Asylbewerberwohnheims im Werdener Löwental, bleibt für die Bezirkspolitiker weiter die bevorzugte Option. In der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) IX am 24. September bekräftigten sie diesen Wunsch – und forderten zeitnah einen Runden Tisch. An diesem sollen Platz nehmen Vertreter von Verwaltung, Stadtrat, Bezirksvertretung sowie die möglichen Betreiber von Kita und Hotel – und die Architekten, die das Ganze für realisierbar halten.

Letztere hatten der BV im Mai bereits einmal Pläne für das 900 Quadratmeter umfassende Gelände vorgestellt. Der Architektenentwurf sieht für das kombinierte Gebäude mit Kita und Hotel vor, dass sich die Kita (da das Gebäude am Hang geplant ist) im Untergeschoss befindet und darüber ein Hotel mit circa 60 Zimmern entstehen könnte. Mit der Hubert Imhoff GmbH stünde schon ein versierter Hotelbetreiber in den Startlöchern. Und auch für das Kita-Projekt gibt es Interessenten.

Stadt will Kita eingeschossig und in L-Form

Das Projekt, das von der Politik und dem Arbeitskreis Löwental unter Federführung des Werdener Bürger- und Heimatvereins vorangetrieben wird, geht von einer viergruppigen Kindertagesstätte aus. Diese Kita-Größe schwebt auch der Stadtverwaltung vor – nur eben ohne ein Hotel. Für einen solchen Beherbergungsbetrieb sieht die Stadt nämlich keine Möglichkeit.

„Auf dem einzigen im Eigentum der Stadt Essen stehenden Grundstück Im Löwental 19 ist die Errichtung eines Hotels in einer wirtschaftlich auskömmlichen Größe nicht zulässig, da hier u.a. nur zweigeschossig gebaut werden darf und große Teile des Grundstücks von Bebauung frei zu halten sind“, so die Begründung. Eine alleinige Kita-Nutzung sei mit dem Bebauungsplan vereinbar.

Die Frontansicht des ehemaligen Flüchtlingsheims im Löwental. 2020 soll es abgerissen werden.
Die Frontansicht des ehemaligen Flüchtlingsheims im Löwental. 2020 soll es abgerissen werden. © Christof Köpsel

Für die viergruppige Kita sähen die Pläne einen eingeschossigen Bau in L-Form vor. Dies konnte Gregor Arnold, Objektleitung Kultur, Soziales und Jugend in der städtischen Immobilienwirtschaft, dem Gremium mitteilen. Bei Zeichnungen und genauen Maßen musste er aber passen. „Die Pläne wurden mehrfach umgearbeitet. Einiges muss noch mit dem benachbarten Anlieger geklärt werden.“ Es liege eine Bauvoranfrage vor, „der Bauantrag hat aber noch keine endgültige Reife“.

Bezirkspolitiker bemängeln schlechte Zusammenarbeit

Was den Bezirkspolitikern ein Rätsel ist. „Worüber reden wir seit eineinhalb Jahren?“, fragte ein empörter Bezirksbürgermeister Michael Bonmann und bemängelte die schlechte Zusammenarbeit mit den Ämtern, allen voran dem Jugendamt, das der Einladung zur Sitzung der BV nicht gefolgt sei. „Es ist noch nicht einmal die Bereitschaft zur Zusammenarbeit da. Ich finde das enttäuschend.“ Als „inakzeptabel“ bezeichnete auch Stephan Sülzer, Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion, das Vorgehen der Verwaltung.

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Dennoch möchten die BV ein Zeichen setzen – bevor Ende Oktober in den Ausschüssen weitere Entscheidungen fallen. „Man hat viel übereinander, aber nicht miteinander geredet“, sagte Daniel Behmenburg, SPD-Fraktionsvorsitzender, und bekam für seinen Antrag eines Runden Tisches ein einstimmiges Votum.

Gebäude „Kaiser Friedrich“ bleibt als Debakel in Erinnerung

Die Bezirksvertretung IX hatte die Verwaltung im Herbst 2018 gebeten, für die Altstadt Werden eine Denkmalbereichssatzung zu erstellen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung hat diesen Beschluss im März 2019 zur Kenntnis genommen. Nun kam das Thema erneut in die BV.

Die Fassade des ehemaligen Gasthauses „Kaiser Friedrich“ an der Forstmannstraße in Essen-Werden wurde im Dezember 2017 abgerissen. Etliche Versuche, das historische Gebäude zu retten, blieben erfolglos. Es bestand kein Denkmalschutz.
Die Fassade des ehemaligen Gasthauses „Kaiser Friedrich“ an der Forstmannstraße in Essen-Werden wurde im Dezember 2017 abgerissen. Etliche Versuche, das historische Gebäude zu retten, blieben erfolglos. Es bestand kein Denkmalschutz. © Socrates Tassos

Aus Sicht der Verwaltung ist eine Denkmalbereichssatzung nicht durchführbar – dazu fehle die Denkmal-Dichte und das Personal zur Kontrolle. „Es sind Erlaubnisse zu erteilen oder zu versagen, Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen, Rechtsstreitverfahren zu begleiten und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben“, heißt es in der Begründung. Dazu müsste zusätzliches Personal für die Untere Denkmalbehörde akquiriert werden, da dies mit der heutigen Personalausstattung nicht zu leisten sei. Heißt: Es müssten Kosten von 223.000 Euro und für die Folgejahre jährlich 104.000 Euro angesetzt werden. „Diese Mittel stehen dem Haushalt aktuell nicht zur Verfügung“, teilt das Denkmalamt mit.

Alternative wäre eine Gestaltungssatzung

Eine Alternative wäre eine Gestaltungssatzung. Aber auch da sieht die Behörde keine Chance, „da eine städtebauliche und gestalterische Vorprägung des Ortsbildes nicht eindeutig erkennbar ist“. Zu heterogen sei das Stadtbild. Eine Satzung wäre anfechtbar, wenn Anträge von Eigentümern abgelehnt würden, die gegen die Regularien verstießen.

Die Bezirkspolitiker wollen indes nicht außen vor bleiben. Ob Denkmal- oder Gestaltungsschutz – sie wollen weiterhin eine Sicherung des historischen Hausbestandes. Ein Debakel wie beim Gründerzeithaus „Kaiser Friedrich“, das letztlich doch abgerissen wurde, soll sich nicht wiederholen.