Essen. . Marianne und Harald Zalmann gründen im Haus Heck ein Reparaturcafé der evangelischen Gemeinde. Nächster Termin ist am 19. März.
Marianne Zalmann hatte sich geärgert: „Meine Nähmaschine war kaputt. Sie hatte mal 99 Mark gekostet und war eigentlich noch voll in Ordnung. Doch kein Geschäft wollte sie mir reparieren. Das lohne sich nicht mehr…“ Wegwerfen?
Nein. Ehemann Harald, seit kurzem im Vorruhestand, daher mit Zeitreserven versehen und technisch nicht unbegabt, musste ran. Der liebende Gatte bastelte ein wenig, dann lief das gute Stück wieder. „Schwein gehabt“, dachte Marianne Zalmann, aber der Stachel saß tief.
Immer alles wegwerfen, immer neu kaufen, das ist doch finanziell und auch ökologisch Unsinn. Besser wäre doch, wenn die Menschen allein oder gemeinsam mit anderen Dinge reparieren, zum Beispiel Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder und Spielzeug. Diese Idee wird in den Niederlanden und inzwischen auch in Deutschland erfolgreich umgesetzt.
Marianne Zalmann ist höchst engagiert in der evangelischen Kirchengemeinde, beim Trauercafé, dem Ehrenamtsteam, singt im Gospelchor. Das Presbyterium nickte, die Räumlichkeiten von Haus Heck sind ideal, das erste Werdener Reparaturcafé der evangelischen Gemeinde konnte starten.
Nun findet es regelmäßig statt, Reparatur und Anleitung zur Selbsthilfe sind kostenlos, Werkzeuge vor Ort vorhanden. Jeden dritten Samstag im Monat wollen sich die Reparateure und ihre „Kundschaft“ von 15 bis 18 Uhr im Haus Heck treffen, im Mai wird als Ausnahme auf den 4. Samstag ausgewichen.
Die verschiedensten Dinge sind kaputt: Der CD-Player will sich nicht mehr öffnen, das Heizkissen tut’s nicht mehr, irgendwie lässt sich das Notebook nicht mehr zuklappen, bei der Schreibmaschine ist das Typenrad defekt. Karin Hilmers Kaffeemaschine läuft immer über, Carolina Baltes, Pfarrerin der Jonagemeinde, liefert einen kaputten Toaster an.
Zunächst muss ein Laufzettel ausgefüllt werden: Was ist defekt? Auch muss eine Haftungsbegrenzung unterschrieben sein, die gemeinnützige und ehrenamtliche Hilfe liegt nämlich irgendwo in der Grauzone zwischen privatem Freundschaftsdienst und der Beauftragung professioneller Kräfte.
Nun wird es spannend: Der Reparaturhelfer nimmt das kaputte Teil in Augenschein und versucht, es wieder nutzbar zu bekommen. Friedhelm Neubauer zum Beispiel hat zunächst eine elektrische Heckenschere auf seinem Tisch, dann ist es ein Wasserkocher, der nicht mehr kocht. Herger Strötgen ersetzt an der bunten Lichterkette den Kippschalter. Bevor der glückliche Besitzer seinen „geheilten Pflegefall“ wieder in Empfang nehmen kann, findet noch die elektrotechnische Prüfung mit einem Spezialgerät statt. Solche Messgeräte sind zwar teuer, doch die Sicherheit geht vor.
Am Ende des Tages zieht Marianne Zalmann eine gute Bilanz: „Wir konnten 15 Aufträge bearbeiten. Ich bin sehr zufrieden.“ Wunschlos glücklich? Nicht ganz, denn die engagierte Werdenerin denkt schon an den nächsten Termin am 19. März: „Wir brauchen noch mehr Reparaturhelfer für Elektroartikel. Da ist der Bedarf sehr groß. In Werden schlummern gewiss noch viele wunderbare Talente. Melden Sie sich doch einfach bei uns.“