essen-Kettwig. . Das imposante Haus Bögelsknappen 1 ist heute ein Wohnhaus. Der Kettwiger Hobbyhistoriker Helmut Wißler hat in der Vergangenheit geforscht.
Geschichte ist für Helmut Wißler mehr als ein Hobby – und die Kettwiger Historie ganz besonders. Er ist bei den Museums- und Geschichtsfreunden aktiv und Stadtführer für den Heimat- und Verkehrsverein. Akribisch hat er u.a. in der Vergangenheit eines beeindruckenden Hauses geforscht. Denn das Gebäude Bögelsknappen 1 war einst eine Sommergaststätte, wurde zur Stadthalle und wurde zum Säugling- und Kleinkinderkrankenhaus umgebaut.
Mit seiner Frau Gerti lebt er nur unweit des Hauses, „an dem besonders viele Erinnerungen hängen“, sagt Helmut Wißler. „Ich soll als Baby auch darin gelegen haben.“
Auch die Adresse des Hauses hat sich geändert
Hier ein Auszug aus der wechselvollen Geschichte des Hauses Bögelsknappen 1, die Helmut Wißler zusammengestellt hat. Übrigens: Nicht nur die Nutzung des Hauses hat sich im Laufe der Zeit geändert – auch die Adresse, die bis 1927 Bismarckstraße 30 lautete.
Das Gebäude steht auf dem Grundstück des ehemaligen Kotten Knappen. Bereits ab 1838 wurde auf dem Kotten eine Schankwirtschaft und Bäckerei betrieben. Um 1853 übernahm Wilhelm Oberloskamp das Anwesen und nannte es aufgrund der Höhenlage zum „Zum Luftigen“. Wilhelm Oberloskamp baute das Lokal zu einer weitbekannten und beliebten Sommergaststätte aus. Um 1875/76 wurde eine sogenannte Tonhalle gebaut.
Öffentliche Parkanlage „Am Bögelsknappen“
1897 erwarb Hermann Breuer die gesamte Anlage mit mehreren Gebäuden (Tonhalle, Wirtschaftsgebäude, Pensionshaus und Stallungen). Er verkaufte sie 1901 an die Stadt Kettwig. Aus den zum Haus gehörenden Ländereien in einer Größe von 19 Morgen wurde die öffentliche Parkanlage „Am Bögelsknappen“.
Aus der Tonhalle wurde die Stadthalle, ein Begriff, der auf das gesamte Anwesen übertragen wurde. Also entstanden aus der „Restauration zum Luftigen“ die „Stadthallen zum Luftigen“.
Turner übten in den Räumen
1905 errichtete die Stadt Kettwig das jetzige Hauptgebäude Am Bögelsknappen 1. Sowohl die alten Stadthallen als auch das Gebäude von 1905 waren Mittelpunkt der bürgerlichen Gesellschaft in Kettwig. Turner übten in den Räumlichkeiten, bevor es im Ort andere Möglichkeiten gab, Sänger hielten ihre Übungsabende ab, die Kriegervereine und der literarische Verein trafen sich in der Stadthalle. Die Lehrer des Ortes berieten in der Stadthalle über das Wohl und Wehe der ihnen anvertrauten Jugend.
1916 wurde der Restaurationsbetrieb eingestellt. Bis 1918 wurden sogenannte Notwohnungen eingerichtet; vor allem wurde der große Saal zur Hälfte in viele kleine Kämmerchen unterteilt.
1975 wurde die Stadt Essen Eigentümerin
1919 wurde die Stadthalle an den Landkreis Essen verkauft und 1921 zu einem Säuglings- und Kleinkinderkrankenhaus umgebaut. Eine „Schule zur Ausbildung von Säuglingspflegerinnen“ wurde eingerichtet. Nach Auflösung des Landkreises Essen gehörte Kettwig ab 1929 zum Landkreis Düsseldorf-Mettmann, der die Einrichtung weiter betrieb und 1950 eine Kinderschwesternschule einrichtete. 1970 wurde das Krankenhaus geschlossen. Am 1. Januar 1975 wurde im Zuge der kommunalen Neuordnung Kettwig ein Stadtteil von Essen. Eigentümerin des Anwesens wurde die Stadt Essen.
Kinderarzt und Musikschule
Bis 1998 befand sich im Erdgeschoss eine Kinderarztpraxis. Die Musikschule Kettwig nutzte bis 1995 die erste Etage. 1981 vermietete die Stadt Essen die übrigen Räumlichkeiten an den Architekten Prof. Dipl. Ing. Werner Ruhnau, der die Räume zu Wohnungen und Büros, einschließlich eines Architekturmuseums, umgestaltete. 1995 erwarb Prof. Ruhnau das Anwesen von der Stadt Essen. 2015 starb der bekannte Architekt. Nach wie vor dient das Objekt als Wohnhaus.
Quellenverzeichnis: Gastronomie gestern & heute/Günter Voss; Chronik der Stadt Kettwig/Museunsfreunde; Ansichtskarten/Archiv Helmut Wißler