essen-Werden. Hendrika Koch leidet an COPD. Im Dezember 2017 wird ihr eine neue Lunge transplantiert. Jetzt erfüllt sich die 61-Jährige in Werden einen Traum.

Hendrika Koch ist ein Energiebündel. Und ein positiver Mensch. Das hat ihr geholfen, als sie 2007 die Diagnose COPD bekam. Die schwere Lungenkrankheit veränderte ihr Leben grundlegend. Am 22. Dezember 2017 bekam sie eine neue Lunge. Und sobald es ihr besser ging, verfolgte sie einen Plan. „Ich wollte schon immer ein eigenes Tattoo-Studio haben. Jetzt war die Zeit gekommen.“ Und seit einigen Tagen sind die Türen von „Inked Minds“ an der Bungertstraße in Werden geöffnet. Gefühle in Tinte – der Name sagt viel über die 61-Jährige, die „schon viel einstecken musste, aber nie aufgegeben hat“.

Denis Torikashvili von T-Dan-Tattoo (r.) arbeitet als Gast-Tattoo-Artist bei Inked Minds.Jan Riechelmann ist für sein neues Tattoo aus Hannover angereist.
Denis Torikashvili von T-Dan-Tattoo (r.) arbeitet als Gast-Tattoo-Artist bei Inked Minds.Jan Riechelmann ist für sein neues Tattoo aus Hannover angereist. © Ramona Richter

Geboren ist Hendrika Koch in den Niederlanden. In dem kleinen Ort Oirschot, unweit von Eindhoven. 2010 bekam ihr Mann einen Job in Bremen. Sie ging mit. „Damals habe ich noch geraucht. Selbstgedrehte. Trotz der Krankheit. Aber ich bekam oft Atemnot und benutzte schon lange Inhalationsmittel.“

24 Stunden am Tag mit Sauerstoff versorgt

Anderthalb Jahre später ging es – wieder des Berufs wegen – nach Essen. Und Hendrika Koch fand in der Ruhrlandklinik in Heidhausen die beste ärztliche Versorgung. „Mit der COPD wurde es aber immer schlimmer, und hinterher musste ich 24 Stunden am Tag mit Sauerstoff versorgt werden. Ich hatte einen elektrischen Rollstuhl, und alles war anstrengend. Wenn ich zur Musik mit dem Fuß gewippt habe, geriet ich außer Atem.“

Dann kam der November 2017. Hendrika Koch hatte wieder einmal extreme Atmennot. Sie kann sich nur noch an den Krankenwagen erinnern – „und zwei Tage später bin ich in der Ruhrlandklinik aufgewacht.“ Sie stand schon einige Zeit auf der Liste für ein Spenderorgan. Am 22. Dezember 2017 war es soweit. Ihre Ärzte fuhren nach Belgien, entnahmen dort die Lunge, und am 23. Dezember wurde Hendrika Koch transplantiert. „Ich habe mich gut erholt, konnte drei Tage später schon selbstständig atmen. Ich musste zu einer Untersuchung in ein anderes Krankenhaus und bin bei eisiger Kälte aus dem Taxi gestiegen... Und ich konnte durchatmen und konnte allein laufen. Das war ein toller Moment.“

Medikamente gegen mögliche Abstoßung

Der Empfang des neuen Werdener Tattoo-Studios.
Der Empfang des neuen Werdener Tattoo-Studios. © Ramona Richter

Doch die Medikamente, die sie gegen eine mögliche Abstoßung des fremden Organs nehmen musste, zehrten. Hendrika Koch ist zwar nur 1,51 Meter klein, aber „ich wog damals auch nur noch 37 Kilo. Viel zu wenig. Ich war auch für die Reha zu klapprig.“

Sie kam langsam wieder auf die Beine. Und ihr Traum vom eigenen Tattoo-Studio nahm Formen an. „Ich war schon immer ein Tattoo-Fan, habe mein erstes 1985 bekommen. Und in den Wochen vor der Transplantation habe ich mir noch neue Tattoos stechen lassen.“

Bald zieht sie in die Wohnung über dem Studio

In der Bungertstraße in Werden fand sie passende Räume für ihren eigenen Laden. Noch lebt sie mit ihrem Mann in Kray, aber „Ende April ziehen wir in die Wohnung über dem Studio. Und das Ladenlokal nebenan mieten wir auch. Dort wird dann der Empfang von ‘Inked Minds’ sein.“

Die Tattoo-Künstler, die in ihrem Studio arbeiten, kommen aus aller Herren Länder. Aus Italien, Russland, Frankreich, aus England und Polen. „Jeder macht sein eigenes Ding, jeder hat ganz spezielle Stärken.“ Auch Hendrika hat ein frisches Tattoo – eine Figur aus dem Kultfilm Avatar. In leuchtendem Blau-Türkis auf der Innenseite des Oberarms. „Wir Tattoo-Fans sind schon ein bisschen verrückt. Vor kurzem war ein junger Mann hier, der hat sich die Werdener Postleitzahl in die Innenseiten der Finger stechen lassen.“

Viele ihrer Kunden kommen von der anderen Straßenseite, von der Folkwang Universität. Weil bei ihr renommierte Künstler arbeiten, aber auch weil „die Preise human sind. Tattoos sollten für jeden erschwinglich sein, der sie mag.“

>>WEITERE INFOS ZU INKED MINDS


  • Das Tattoo-Studio „Inked Minds“ von Hendrika Koch findet man in der Bungerstraße 21 in Werden.
  • Kontakt unter 0176/20203806, per E-Mail an info@inked-minds.de oder auf der Facebook-Seite inkedmindstattoo.
  • Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.