essen-Kettwig. . Kneipen in Kettwig – das war noch in den 1960er Jahren ein abendfüllendes Thema. Über 70 war es mal. In der Altstadt, in vor der Brücke und in Mintard. Nicht viel mehr als eine gute Handvoll hat überlebt.
Kneipen in Kettwig – das war noch in den 1960er Jahren ein abendfüllendes Thema. Über 70 war es mal. In der Altstadt, in vor der Brücke und in Mintard. Nicht viel mehr als eine gute Handvoll hat überlebt.
Jede dieser Kneipen hat eine lange Historie, die vielleicht bald in Vergessenheit geraten könnte. Dagegen will Bego Schulz, der seit Sommer 2018 das altehrwürdige Parlament in der Ruhrstraße betreibt, etwas tun. „Er hat mich angesprochen, und ich war von seiner Idee, eine Kneipen-Tour anzubieten, sofort begeistert“, sagt Kettwig-Nachtwächter Armin Rahmann. „Viel Auswahl haben wir ja mittlerweile nicht mehr“, fügt er hinzu. „Begonnen hat das Kneipensterben, als die Studenten der Pädagogischen Akademie Kettwig verließen. Die Akademie war dort, wo heute die Realschule steht. Das Gebäude wurde 1977 abgerissen.“
Keine Studenten, weniger Kneipenbesucher, „und dann war da noch das Fernsehen. Viele sind lieber zu Hause auf der Couch geblieben, anstatt in die Kneipe zu gehen“, vermutet Armin Rahmann.
Kettwigs Tresenvergangenheit
Umso wichtiger sei es, an die Tresenvergangenheit Kettwigs zu erinnern. Und so wird Armin Rahmann, ausgestattet mit Nachtwächterumhang, Hut und Hellebarde und mit vielen spannenden Geschichten im Gepäck, erstmals am 19. Januar zur Kettwiger Kneipen-Tour einladen. Der Rundgang beginnt um 17 Uhr im Deutschen Haus und führt dann im Abstand von jeweils einer Stunde zu den Gaststätten Am Eck, zur Stiege und zum Parlament.
Armin Rahmann ist Mitbegründer der Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunde, Stadtführer, seit 2005 im Winterhalbjahr als Nachtwächter unterwegs und seit drei Jahren Mitglied der „Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren“.
Kenner der Kettwiger Geschichte
Und er ist ein Kenner der Kettwiger Geschichte. Für seine Kneipentour hat er sich viele Informationen im Archiv der Museumsfreunde besorgt, und eine gute Grundlage war das Buch „Gastronomie in Kettwig – gestern und heute“, das Günter Voss, Vorsitzender der Museumsfreunde, geschrieben hat.
Premiere ist am 19. Januar
Die 1. Kettwiger Kneipen-Tour mit Nachtwächter Armin Rahmann findet am 19. Januar statt. Stationen sind Deutsches Haus (Start 17 Uhr), Am Eck, Stiege und Parlament.
Anmeldung und Infos unter
02054/1 88 11 bis zum
11. Januar. Kosten: 20 Euro (inklusive acht Gutscheinen à 1,50 Euro, die in den Kneipen eingelöst werden können).
Darin erfährt man u.a, dass die Stiege an der Kirchtreppe eines der ältesten Fachwerkhäuser in Kettwig ist und im 15. Jahrhundert dort ein Weber lebte. Das Parlament wurde im 17. Jahrhundert erbaut und diente zwischenzeitlich als Poststelle, und das Deutsche Haus hieß 1893 Gastwirtschaft zum deutschen Kaiser.
Unzählige Kneipenfotos
Und die Gaststätte Am Eck in der Kaiserstraße gehört zu den beliebtesten Kettwiger Fotomotiven. Seit den 1990er Jahren steht dort Friedhelm Hüfing hinter dem Tresen. Seit über 50 Jahren ist er Wirt, er kennt das Geschäft in- und auswendig, hat Höhen und Tiefen erlebt. Das Kneipensterben belastet ihn. An einer Wand im „Eck“ hängen unzählige Fotos von ehemaligen Kettwiger Gaststätten. Rauchverbot, immer strengere Auflagen – „man macht es uns Wirten heutzutage nicht leicht.“