Friedhelm Hüfing will sich nicht vorschreiben lassen, dass in seiner Kneipe "Am Eck" nicht mehr gepafft werden darf. Nichtraucherschutzgesetz tritt am 1. Juli in Nordrhein-Westfalen in Kraft

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Ab Juli, wenn das Nichtraucherschutzgesetz in Kneipen greift, schickt ganz NRW die Raucher auf die Straße. Ganz NRW? Nein, ein aufrechter Wirt aus Kettwig will sich dem Gesetz nicht beugen und leistet erbitterten Widerstand: "Ich lasse mich nicht bevormunden oder mir von anderen vorschreiben, was ich in meinem Eigentum machen darf", schimpft Friedhelm Hüfing. Der Wirt der Kneipe "Am Eck" hat gerade die Tische eingedeckt, und der Aschenbecher gehört bei ihm dazu: "Die meisten meiner Gäste sind nun mal Raucher."

Der Eckkneipen-Wirt, der nur über einen Gastraum verfügt, hofft immer noch, "dass die Prozesse auf höchster Ebene was bringen". Hüfing ist der Meinung: "Man hätte die Entscheidung, ob geraucht werden darf oder nicht, dem Wirt überlassen sollen - und dem Gast, der dann selbst entscheiden kann, ob er in eine Raucherkneipe geht oder nicht. Ich sträube mich jedenfalls in jeder Hinsicht, bei solchen DDR-Allüren mitzumachen."

Viele andere Wirte fürchten bereits jetzt um ihre Existenz. "Ich kann keine rauchfreie Zone einrichten", sagt Petra Straßmeier vom "Engel im Kirschbaum", "deshalb wird mein Geschäft ab 1. Juli den Bach runtergehen." Viele ihrer Gäste hätten schon angekündigt, nicht mehr kommen zu wollen, wenn sie in der Kneipe nicht mehr rauchen dürfen. "Aber wo soll ich die Raucher hinschicken", fragt die Wirtin. "Vor die Tür geht nicht, da beschweren sich die Nachbarn, und im Wintergarten ist es zu kalt." Wie Friedhelm Hüfing empfindet sie das Nichtraucherschutzgesetz als Diskriminierung: "Das muss man sich mal vorstellen - da darf ich als Chefin in meinem eigenen Lokal nicht mehr rauchen."

"Davon hängt meine Existenz ab", sagt auch Alex Sabaliotis. Der Besitzer des "Kaisergarten" will aber locker bleiben und sich schlau machen, "was ich im Endeffekt darf, und was ich nicht darf". Von den gesetzlichen Auflagen, die ein Extra-Raucherraum erfüllen muss, will Sabaliotis es abhängig machen, ob er die Raucher unter seinen Gästen nach draußen unter eine Markise mit Heizstrahlern schickt oder einen Wintergarten anbaut. "Eventuell mit Kamin und warmen Decken, damit man in aller Gemütlichkeit rauchen kann", plant er. Die Raucher in einen Mini-Raum mit Stehtisch innerhalb der Kneipe zu verbannen, kommt Alex Sabaliotis hingegen nicht in den Sinn: "Dieses Spiel wird gewinnen, wer einen Raum außerhalb einrichtet."

Noch unentschlossen ist auch Brigitta Weidemann von der "Stadtschänke": "Wir überlegen das noch, es ist noch nichts spruchreif." Die Idee, einen Raum für die Raucher abzuteilen, hat sie allerdings schon verworfen: "Da müssten die Leute durch den Rauch zu den Toiletten gehen - das geht nicht." Noch sei ja auch Zeit, meint Brigitta Weidemann. "Bisher sagt keiner was. die Leute rauchen und gut is'."

Abwarten, welche Auflagen das Ordnungsamt macht, will Georg Mijievec, Wirt des Lokals "Im stillen Winkel". "Wir haben einen Raum, den wir für Nichtraucher einrichten können, da brauche ich nur noch eine kleine Schiebtür. Wenn man uns das so erlaubt, ist es kein Problem." Andere denken schon laut übers Aufhören nach. "Wir haben keine Möglichkeit umzubauen oder einen Raum abzutrennen", sagt Dieter Armbrust von den "Meisterstuben". "Sollten sich durch das Gesetz Umsatzverluste ergeben, werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen."