Essen-Kettwig. Ein neuer Ausschuss in Kettwig möchte die Altstadt neu beleben – viele zieht es abends eher auf die Rü oder nach Düsseldorf. Das soll sich ändern.
Der Name des neuen Ausschusses gibt die Richtung vor. „Belebung des Kettwiger Alltags“ nennt ihn der Heimat- und Verkehrsverein (HVV). Am Donnerstag kam man zu einem ersten Treffen im Kettwiger Rathaus zusammen. Und am Ende hatte der Ausschussvorsitzende Georg Thaler eine Fülle von mehr oder weniger praktikablen Vorschläge gesammelt, die zeigen, dass der HVV mit seinem Vorstoß den Finger in eine Wunde gelegt hat.
Schon längst ist es viel zu oft ruhig in den Altstadtgassen. Die Zahl der Gaststätten ist geschrumpft, wer feiern will, wählt Rüttenscheid oder Düsseldorf als Ziel. Und auch Einzelhändler klagen über sinkende Kundenfrequenz und somit auch weniger Umsatz.
Lange Liste von Problemen
Dabei sind die Voraussetzungen denkbar gut. Die idyllischen Fachwerkhäuser und die Lage an der Ruhr locken die Touristen, und die großen Wohnbauprojekte bringen für neue Einwohner. Vordringlich sei, den Kettwigern selbst die Vorteile ihres Stadtteils wieder zu verdeutlichen. HVV-Vorsitzender Martin Kryl: „Es geht hier um eine lebendige Heimat und nicht um den Ort, in dem der eigene Briefkasten hängt.“
Die Liste der Probleme ist lang, die meisten sind allerdings altbekannt. Kettwig fehlen Parkplätze, die uneinheitlichen Öffnungszeiten der Geschäfte und die Mittagspausen verärgern Kunden, der Rathausplatz ist nach wie vor in einem desolaten Zustand. Zwar beschäftigt sich ein Runder Tisch der Bezirksvertretung IX mit dessen Umgestaltung, aber es besteht derzeit kaum Hoffnung auf eine Finanzierbarkeit.
Struktur im Stadtteil verändert sich
Kettwig auf dem Weg zur Schlafstadt abfangen, ist auch das Ziel von Günter Kirchheim. Der stellvertretende HVV-Vorsitzende engagiert sich in dem neuen Ausschuss. „Wir brauchen dringend Befragungen. Wir haben viele junge Familien in Kettwig. Was wollen die? Was erwarten die von Kettwig? Und Geschäftsfrau Renate Lambach verweist auf gute Beispiele aus anderen Essener Stadtteilen, die für Belebung sorgen könnten: „Ein Markt, der bis 21 Uhr geöffnet hat und mal etwas Besonders bietet. Verschiedene Delikatessen zum Beispiel, wo man auch mal ein Häppchen essen kann.“
Dass es ruhig geworden ist im Stadtteil, kann Wolfgang Orlowski bestätigen. Er ist Vorsitzender des Vereins Bürgerbus Kettwig. „Wir merken deutlich, dass sich die Struktur verändert. Unsere Fahrgastzahlen sind seit drei Jahren rückläufig – vor allem im Schmachtenbergviertel. Wir haben jetzt 1000 Flyer mit einem Gutschein für eine Freifahrt verteilt – nur 45 sind eingelöst worden.“
„Die Kettwiger sollen sich Gedanken um ihre Heimat machen. Wir werden die Anregungen nicht nur sammeln, sondern versuchen, sie auch nach und nach umzusetzen“, sagt Georg Thaler.