Es muss wie eine fixe Idee des Ehemannes gewesen sein. Glaubt man den in Essen-Katernberg lebenden Geschwistern der in Dorsten erstochenen Fatma N. (27), dann hat der Wattenscheider Mehmet N. (29), der vor dem Schwurgericht Essen des Mordes angeklagt ist, wiederholt den Tod seiner Frau angekündigt.

„Er sagte, er werde ihren Kopf abschneiden und zur Polizei bringen“, berichtet Sinan K. „Ich habe es nicht ernst genommen“, fügt er hinzu.

Viele westlich offen gekleidet

Für die Dolmetscher gibt es in diesem Prozess wenig Arbeit. Der Angeklagte und die Zeugen blicken zwar alle auf türkische Wurzeln zurück, doch die deutsche Sprache beherrschen sie. Die meisten sprechen fast ohne Akzent. Viele sind westlich offen gekleidet, wenige der Frauen tragen ein Kopftuch. Als Bruder Sinan K. von Richter Andreas Labentz gefragt wird, ob er es nicht als falsch empfunden habe, dass seine Schwester den Ehemann verließ und einen neuen Freund hatte, verneint er: „Bei uns war es egal. Jeder lebt sein Leben. Seit Jahren ist er mit einer Deutschen zusammen.

"Drei Tage war ich glücklich"

Seine ältere Schwester schildert den Angeklagten als gewalttätig. Mit 17 Jahren hatte Fatma ihn kennen gelernt und nach einem halben Jahr geheiratet. „Sie war verliebt“, erzählt die 38 Jahre alte Schwester, aber schnell seien Probleme gekommen: „Fatma rief an und sagte, drei Tage war ich glücklich. Aber am dritten Tag hat er mich verprügelt.“ Beide Geschwister sagen, dass die Eheleute oft um Geld stritten. Der Angeklagte habe sich in türkischen Cafés aufgehalten, habe gezockt und sei nicht nach Hause gekommen. Und immer wieder habe er Fatma geschlagen. Sie sei sein Eigentum, zitieren sie ihn. „Eine Frau ist eine schwache Person. Da ist er stark“, sagt abfällig der Bruder.

Im Herbst zur Scheidung entschlossen

Mehrfach kam es wohl zu Polizeieinsätzen. Im Februar 2008 bezog Fatma N. mit den beiden kleinen Kindern eine eigene Wohnung in Wattenscheid. Im Herbst soll sie sich endgültig zur Scheidung entschlossen haben. Ins Dorstener Frauenhaus zog sie am 9. November, nachdem Mehmet M. ihr laut Anklage gedroht hatte, ihr den Kopf abzuschneiden. Sinan K. erzählt, dass sein Schwager nach Fatma gesucht habe. Eines Tages sei er mit seiner Mutter und zwei Plastiktüten mit ihrer Kleidung aufgetaucht. „Sie ist nicht mehr da. Sie hat Reizwäsche gekauft, aber nicht für mich.“ Dass er sich um die Kinder sorge, davon habe er nichts gesagt. Nur, dass er Fatma umbringen wolle. Er werde dann „auf doof machen und fünf bis sechs Jahre absitzen“. Fast anklagend blickt Sinan K. zum Angeklagten. „Sie war modern. Und er hat sie als moderne Frau kennen gelernt.“

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